Formel 1Rekordjäger und ambitionierte Verfolger: Der Formcheck vor dem Saisonstart

Formel 1 / Rekordjäger und ambitionierte Verfolger: Der Formcheck vor dem Saisonstart
Lewis Hamilton peilt den achten WM-Titel an Foto: Giuseppe Cacace/AFP

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Am Sonntag startet die Formel 1 in ein Rekordjahr: 23 Rennen in einer Saison, das gab es bisher noch nie. Ein Jahr in dem aber auch ein für die Ewigkeit geglaubter Rekord fallen könnte. Lewis Hamilton ist auf dem besten Weg, seinen achten WM-Titel zu holen. Verfolger gibt es viele, doch nur die wenigsten haben reelle Chancen.

Am Sonntag heißt es in der Formel 1 wieder „Lights out and away we go“. Damit ist auch die Jagd auf den jahrelangen Dominator Lewis Hamilton wieder eröffnet. Dabei zweifeln aber nur die wenigsten am achten WM-Titel des Rekordjägers. Und dies obwohl Mercedes vor der Saison mit ungewohnten Schwächen zu kämpfen hatte. Die Getriebe- und Traktionsprobleme, die beim Weltmeisterteam im Rahmen der Vorsaisontests in Bahrain auftauchten, tun die meisten aber als sogenanntes „sandbagging“, also vorgetäuschte Schwächen ab. Wie bereits in den vergangenen Jahren will der deutsche Rennstall seine Stärken bis zum ersten Rennwochenende geheim halten. Da die Regeln aber keine größeren Veränderungen am Boliden zulassen, ist es nur schwer vorstellbar, dass das dominierende Auto aus der vergangenen Saison plötzlich langsamer als die Konkurrenz sein soll. Seit 2014 hat Mercedes in jedem Jahr sowohl den Konstrukteurs- als auch den Fahrertitel gewonnen, auch 2021 führt wohl kein Weg an Mercedes vorbei.

Als eines der wenigen Teams geht Mercedes auch in dieser Saison mit dem gleichen Fahrerduo wie im letzten Jahr an den Start. Mit Hamilton hat man einen Einjahresvertrag abgeschlossen, der Brite ist auf der Jagd nach seinem achten Weltmeistertitel, damit wäre er alleiniger Rekordhalter. Mit Titel Nummer acht könnte die Ära Hamilton aber auch enden. Ob der 36-Jährige danach weitermacht, ist noch nicht geklärt. Besonders Teamkollege Valtteri Bottas versucht, Hamilton, der kürzlich zum Ritter geschlagen wurde, zu stürzen. Der Finne will seine „Wingman“-Rolle endlich aufgeben und selbst im Titelkampf mit eingreifen. Den gleichen Plan hatte Bottas bereits letztes Jahr, allerdings gelang es ihm bisher nie, aus dem Schatten Hamiltons herauszutreten.

Mittelfeld rückt enger zusammen

Dasselbe Ziel wie Bottas haben aber auch Red Bull und Max Verstappen. Der Niederländer gab sich vor Beginn der Saison bescheidener als in den vorigen Jahren. 2020 versprach er Hamilton vor dem Saisonbeginn noch einen „harten WM-Kampf“, am Ende konnte er aber nicht mit Mercedes mithalten. In diesem Jahr gesteht er Mercedes die Favoritenrolle zu, obwohl er sich in den Vorsaisontests und gestern im freien Training als schnellster Pilot präsentierte. Für Red Bull steht die Konstrukteurswertung im Vordergrund, diese will man laut Aussagen von Teamchef Christian Horner endlich vor Mercedes abschließen. Mit Verstappen hatte man bereits in der Vergangenheit einen Fahrer, der regelmäßig um Podestplätze mitfährt, für einen spannenderen Kampf um die Teamwertung fehlte allerdings ein konstant starker zweiter Pilot. Diesen hat man nun in Sergio Perez gefunden. Der Mexikaner wechselte zum Saisonbeginn von Racing Point zu Red Bull. Er soll dem Team nun zum gewünschten Erfolg verhelfen.

Knapper könnte es aber vor allem hinter Mercedes und Red Bull zuzugehen, denn das Mittelfeld ist enger zusammengerückt. Besonders vielversprechend sind beispielsweise die Vorsaison-Leistungen von McLaren. Der britische Rennstall hat den Motorenhersteller über den Winter gewechselt und ist von Honda auf Mercedes umgestiegen. Mit einem neuen Antrieb will man sich weiter verbessern. 2017 schloss McLaren die Saison noch auf dem vorletzten neunten Rang ab, letztes Jahr kam man in der Konstrukteurwertung auf Platz drei. Diesen will man mit beiden Fahrern Daniel Ricciardo (AUS) und Lando Norris (GB) verteidigen und zudem regelmäßig um Podestplätze mitfahren. Das einst so erfolgreiche Team ist auf dem Weg zurück zur Weltklasse.

Den gleichen Plan verfolgt auch Aston Martin, das reformierte Team des Milliardärs Lawrence Stroll, dessen Sohn Lance im Cockpit des ehemaligen Racing-Point-Rennstalls sitzt. Neben dem jungen Kanadier setzt die britische Bond-Marke auf einen viermaligen Weltmeister. Ganz nah war er schon dran am Karriereende, sagt Sebastian Vettel. Dann kam dieses Projekt um die Ecke: Aston Martin baut ein eigenes Werksteam auf und braucht dafür einen erfahrenen Piloten als Fixpunkt. Nach bitteren Jahren bei Ferrari will der Deutsche vor allem sich selbst noch einiges beweisen, passend zu den Ansprüchen der James-Bond-Marke: Aston Martin will schon bald um den Titel kämpfen.

Mit den gleichen Zielen bereitete auch Alpine sich auf die kommenden 23 Rennen vor. Auch das ehemalige Renault-Team verpflichtete einen Weltmeister. Neben dem Franzosen Esteban Ocon sitzt der 39-jährige Fernando Alonso ab diesem Wochenende im Alpine-Cockpit. Schnell gab es in Bahrain eine wichtige Erkenntnis: Fernando Alonso ist noch Fernando Alonso. Ob er sich denn tatsächlich noch auf einem Niveau sehe mit Größen wie Hamilton oder Verstappen, wurde er gefragt. „Nein“, antwortete Alonso mit starrem Blick: „Ich bin besser.“ Das schnoddrige Selbstbewusstsein des zweimaligen Weltmeisters hat im Fahrerlager der Königsklasse zwei Jahre lang gefehlt, eigentlich sollte es ja gar nicht mehr zurückkehren. Doch in diesem Jahr vollzieht Alonso den Rücktritt vom Rücktritt, 854 Tage nach seinem letzten Rennen startet er am Sonntag wieder in eine Formel-1-Saison.

Bei Ferrari versucht man derweil, ein desaströses Jahr zu vergessen. Die Teamwertung schloss man letztes Jahr lediglich als Sechster ab. Mit dem Fahrerduo Charles Leclerc (MON) und Carlos Sainz (E) will man 2021 aber wieder um Podestplätze mitfahren.

MSC ist zurück

Bei Alpha Tauri geht es derweil darum, an die Leistungen der letzten Saison anzuknüpfen. Mit einem Grand-Prix-Sieg überraschte der Franzose Pierre Gasly 2020 in Monza alle. Für die bevorstehende Saison stellte man Gasly den Nachwuchspiloten Yuki Tsunoda an die Seite. Dieser hat bereits in der Formel 2 bewiesen, dass er zu den schnellsten Piloten gehört, dies soll der 1,60 m kleine Japaner nun auch in der Königsklasse unter Beweis stellen.

Neben Tsunoda gibt es 2021 zwei weitere Rookies im Fahrerfeld, die alle beide bei Haas unter Vertrag stehen. Der Russe Nikita Mazepin ist auf der Strecke besonders für seine aggressive und oft rücksichtslose Fahrweise bekannt. Wenn die Saison mit dem Rennen am Persischen Golf beginnt, gibt aber auch der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher sein Debüt. Das Kürzel MSC ist damit zurück. Das ist für den 22-jährigen Mick Schumacher eine große Sache – und auch für die gesamte Königsklasse. Denn die erzählt gerne emotionale Geschichten, und viel mehr als die Ankunft des nächsten Schumachers geht nicht. Der Name allein sorge „für viel Aufmerksamkeit, davon profitiert die ganze Serie“, sagt Formel-1-Chef Stefano Domenicali. Und sieht zugleich den immensen Druck, der daraus entsteht: „Man muss Mick die Chance geben, sich in Ruhe zu entwickeln.“ Mit dem Haas-Boliden werden beide Rookies aber wohl nur am Ende des Feldes zu sehen sein.

Neben Mercedes sind Williams und Alfa Romeo die beiden einzigen Teams, bei denen es im Winter keinen Fahrerwechsel gab. Den beiden Williams-Piloten George Russell (GB) und Nicholas Latifi (CAN) steht eine weitere schwierige Saison bevor. Gleiches Schicksal dürfte die Alfa-Romeo-Fahrer Kimi Raikkönen (FIN) und Antonio Giovinazzi (I) erwarten.

Übertragung

RTL Lëtzebuerg hat sich die Übertragungsrechte für die Formel 1 gesichert. In den kommenden drei Saisons wird RTL die Rennen der Königsklasse des Motorsports live übertragen. Die freien Trainings gibt es im Livestream auf rtl.lu zu sehen, das Qualifying und die Rennen werden zudem auf RTL Zwee übertragen.

Der Kalender

28.3.: GP von Bahrain (Sakhir)
18.4.: GP Emilia-Romagna (Imola)
2.5.: GP von Portugal (Portimão)
9.5.: GP von Spanien (Barcelona)
23.5.: GP von Monaco (Monte Carlo)
6.6.: GP von Aserbaidschan (Baku)
13.6.: GP von Kanada (Montreal)
27.6.: GP von Frankreich (Le Castellet)
4.7.: GP von Österreich (Spielberg)
18.7.: GP von Großbritannien (Silverstone)
1.8.: GP von Ungarn (Budapest)
29.8.: GP von Belgien (Spa-Francorchamps)
5.9.: GP der Niederlande (Zandvoort)
12.9.: GP von Italien (Monza)
26.9.: GP von Russland (Sotschi)
3.10.: GP von Singapur (Singapur)
10.10.: GP von Japan (Suzuka)
24.10.: GP der USA (Austin)
31.10.: GP von Mexiko (Mexiko-City)
7.11.: GP von Brasilien (São Paulo)
21.11.: GP von Australien (Melbourne)
5.12.: GP von Saudi-Arabien (Dschidda)
12.12.: GP von Abu Dhabi (Abu Dhabi)

Daniel Ricciardo und McLaren sind 2021 mit Mercedes-Power unterwegs
Daniel Ricciardo und McLaren sind 2021 mit Mercedes-Power unterwegs Foto: Mazen Mahdi/AFP