Realistisch

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Die alljährliche Bestandsaufnahme über den Zustand des Luxemburger Sports hinterließ am Donnerstag in den Räumlichkeiten von COSL-Partner BGL BNP Paribas einen guten Eindruck – obwohl die Zahl der gezielt geförderten Sportler um 12 Einheiten von 78 auf 66 zurückging.

Denn die jährliche Momentaufnahme scheint uns für 2012 ein realistischeres Gesamtbild des Luxemburger Sports abzugeben als einige Male in den vergangenen Jahren – wo man sich beispielsweise bei 78 geförderten Sportlern/Teams doch wunderte, dass das nationale Olympische Komitee COSL, das Dachorgan des privat organisierten Sports in Luxemburg, so viele Athleten für „würdig“ hielt, in den Genuss einer Förderung zu kommen.

COSL-Kader: Elite

Charlotte Bettendorf (Reiten/Spr.)
Dirk Bockel (Triathlon)
Carole Calmes (Schießen/Luftgew.)
Laurent Carnol (Schwimmen)
* Gaston Chelius (Reiten/Dressur)
Anibal Coimbra (Powerlifting)
Laurent Didier (Radsport)
Marcel Ewen (Reiten/Springen)
Jeff Henckels (Bogenschießen)
Anne Kremer (Tennis)
Christine Majerus (Radsport)
Fleur Maxwell (Eiskunstlauf)
Liz May (Triathlon)
Mandy Minella (Tennis)
+ Lynn Mossong (Judo)
Gilles Muller (Tennis)
Marie Muller (Judo)
Ni Xia Lian (Tischtennis)
Sascha Palgen (Kunstturnen)
Kari Peters (Skilanglauf)
Sarah Rolko (Schwimmen)
Andy Schleck (Radsport)
Frank Schleck (Radsport)
Jean-François Schneiders (Schwim.)
Raphaël Stacchiotti (Schwimmen)
Sonja Steland (Karate)
Christian Weier (Reiten/Springen)
Guy Rosen/Anastasija Gorbachenko
(Tanzsport)
Nationalteam Damen (Tennis)
Nationalteam Herren (Tennis)
Nationalteam Damen (Tischtennis)
Nationalteam Herren (Tischtennis)

* neu/wieder aufgenommen
+ vom Promotions- in den Elite-Kader aufgestiegen

Dabei ist das COSL nicht notwendigerweise „strenger“ geworden: Die Kriterien werden eh ständig aktualisiert und den (internationalen) Entwicklungen angepasst.

Im Bereich der „Talente-Schau“ des Promotions-Kaders kommen aber allmählich die Prinzipien des „Long term athlete development“ (LTAD), die das COSL seit drei Jahren anwendet, voll zum Tragen.

Auch wenn der Elite-Kader natürlich besonders im Fokus steht: der Promotions-Kader ist die „Zukunft“ und muss sich auch schon „verdient“ werden.

Sorgfältig

Auch wenn natürlich Faktoren wie Verletzungen und Rücktritte immer eine Rolle spielen, sieht auch COSL-Präsident Marc Theisen diese Feststellung – ein realistischeres Gesamtbild – bestätigt: „Ich denke schon. Da wollten wir auch hin, das Niveau erhöhen. Ich glaube, dass das Bild in den nächsten Monaten noch mehr ‚korrigiert‘ wird. Wir haben einige Spitzenathleten mit Top-Resultaten. Aber es gibt nicht nur Sonne, auch Wolken. Beispiel Leichtathletik: Eine gute Breite ist da, aber die Spitze fehlt. Man darf sich nicht damit zufriedengeben, dass man x Athleten in den COSL-Kadern hat. Weitere, quasi automatische Korrekturen, werden nicht ausbleiben. Wir wollen uns weiter verbessern, in einem leistungsstarken internationalen Umfeld. In vielem sind wir auf dem richtigen Weg, aber es liegt auch noch viel Arbeit vor uns.“

Sportdirektor Heinz Thews wollte sich derweil nicht zu sehr auf Zahlen fokussieren: „Wenn wir 100 auf einem guten Niveau hätten, wären es eben 100.“ Er pocht darauf, „dass wir sorgfältig vorgehen müssen. Und diesen Weg haben wir eingeschlagen. Für uns als kleines Land ist es wichtig, weder ein Talent noch einen Spätentwickler zu verpassen. Das können wir uns nicht leisten.“

Als absolut positiv sieht Thews die Tatsache, „dass der Elite-Kader sehr stabil ist; viele sind schon sehr lange dabei. Und nicht nur als Mittelmaß, sondern sie greifen auch nach vorne an.“

Härtefall Drucker

Ein „Angreifer“ ist wohl auch Radprofi Jempy Drucker, der sich nach dem definitiven Wechsel vom Cyclocross auf die Straße zusehends besser zurechtfindet – und 2012 in keinem COSL-Kader steht.

Ein Härtefall, in dem das COSL aber nicht einfach über Regeln oder Kriterien hinweggehen konnte. Drucker war in seiner Sportart und in seinem Alter im letzten Jahr des Promotions-Kaders, und schaffte die Norm für den Elite-Kader nicht. Obwohl die Punktetabelle des COSL im Radsport auch den „Helfern“ Rechnung trägt. Thews hat aber kein Problem damit, und Drucker seiner Aussage nach auch nicht: „Ich bin sicher, Jempy wird uns die richtige Antwort geben. Nächstes Jahr, wenn wir hier sitzen, werden wir ihn in den Elite-Kader aufnehmen.“

Keine Härtefälle gab es im Schwimmen, auch hier ist Thews optimistisch, dass die ausgeschiedenen Christine Mailliet und Dana Gales die Rückkehr in den Elite-Kader schaffen. Eine der derzeit stärksten Luxemburger Sportarten, auch gemessen an den COSL-Kader-Zugehörigkeiten, beschrieb Heinz Thews wie folgt: „Das Schwimmen ist im Moment wie ein riesiger grüner Garten, den man hegen und pflegen muss. Und einen Zaun drumherum bauen, damit nichts zertrampelt wird.“