Vor dem großen Sprung zu den Profis

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In Luxemburg gibt es mit Leopard Pro Cycling und Differdange-Losch zwei Kontinentalteams. Dennoch suchen ein paar Nachwuchstalente ihr Glück bei ausländischen Teams. Nachdem das Tageblatt in der vergangenen Woche die anstehende Saison der luxemburgischen Formationen beleuchtete, stehen am Mittwoch Kevin Geniets, Michel Ries und Tom Wirtgen im Fokus. Auch wenn sie alle drei an verschiedenen Punkten ihrer Karriere angelangt sind, eint sie der Traum von der Profikarriere.


„Die Entscheidung ist mir leichtgefallen“

Mit 19 Jahren hat Michel Ries seinen Stammverein Dippach verlassen und den Sprung ins Kontinentallager gewagt. Für den Juniorenmeister von 2016, sowohl im Cyclocross als auch auf der Straße, kann man jedoch kaum von einem Wagnis sprechen. Im vergangenen Jahr, bei seiner ersten Teilnahme an der Tour de l’Avenir, erreichte er den ausgezeichneten 19. Platz in der Gesamtwertung.

Du hast Ende letzten Jahres einen Vertrag bei der Kontinentalformation Polartec-Kometa unterschrieben. Wie kam der Kontakt mit dem spanischen Team zustande?
Nach meinen guten Resultaten bei der Tour de l’Avenir hatte ich Kontakte mit ein paar Mannschaften. Die Entscheidung, bei Polartec-Kometa zu unterschreiben, ist mir leichtgefallen. Das Projekt ist äußerst interessant und das ganze Team ist sehr professionell aufgestellt. Wir haben zudem starke Fahrer in unseren Reihen, wie beispielsweise Michele Gazzoli aus Italien, der bei der Junioren-WM in Bergen Dritter geworden. Zuvor hatte er bereits die Gesamtwertung des Grand Prix Patton gewonnen.

Wenn man sich deine ersten Resultate ansieht, so scheint deine Integration problemlos verlaufen zu sein …
Wir sind ein kleines, zusammengewürfeltes Team mit elf Fahrern. Die meisten davon kannte ich schon von den Rennen der vergangenen Saison. Wir verstehen uns gut und sind alle top motiviert. Was die Ergebnisse anbelangt, so hatte ich mir aufgrund der Vorbereitung im Winter, die ideal verlaufen ist, schon einiges erhofft. Beeindruckend war vor allem die Volta a la Comunitat Valenciana in Spanien, wo Mannschaften wie z.B. Movistar und Sky mit einigen ihrer besten Fahrer dabei waren. Für mich war es das erste Mal, dass ich auf diesem Niveau gefahren bin. Der Verlauf der Etappen ist weitaus kontrollierter und nicht so wild, wie dies bei den Espoirs der Fall ist.

Was sind die Saisonziele mit der Mannschaft, aber auch für dich persönlich?
Ich kenne noch nicht mein gesamtes Rennprogramm. Als Nächstes geht es nach Griechenland, wo ich nach dem Rhodes Grand Prix auch die Tour of Rhodes über drei Etappen fahren werde. Ein Hauptziel der Mannschaft ist der Giro d’Italia für Espoirs. Wichtig für mich sind auch die verschiedenen Rennen des Nationencups mit der Nationalmannschaft.


„Eine wichtige Saison steht an“

Seit 2016 steht Kevin Geniets bei Chambéry Cyclisme Formation unter Vertrag und hat damit den gleichen Weg eingeschlagen wie Ben Gastauer. Von August bis Ende letzten Jahres konnte er bereits als „Stagiaire“ beim großen Bruder Ag2r – La Mondiale mitfahren. Am Ende dieser Saison soll es jetzt mit der Unterschrift bei der Profimannschaft klappen.

Du lebst seit gut zwei Jahren in Chambéry. Wie sieht dein Alltag dort aus?
Ich bin praktisch das ganze Jahr in Chambéry. Die Wohnung wird uns zur Verfügung gestellt. Derzeit studiere ich im ersten Bachelor-Jahr „Langues étrangères appliquées“. Als „sportif de haut niveau“ habe ich die Möglichkeit, viel von zu Hause aus machen zu können. Pro Woche trainiere ich im Durchschnitt 18 Stunden und bin etwa 15 Stunden in der Fakultät.

Wie sah deine Vorbereitung auf die Saison aus?
Letztes Jahr nach der Saison im Oktober habe ich einen Monat pausiert. Den ersten Lehrgang mit der Mannschaft haben wir im Januar in Nice absolviert. Anfang Februar waren wir mit der Nationalmannschaft auf Mallorca. Vor kurzem war ich noch einmal mit Chambéry im Lehrgang. Ich bin also bereit für die anstehenden Aufgaben.

Welche Rennen hast du dir im Kalender markiert?
Die zwei Hauptziele zu Beginn der Saison sind die Rennen des Nationencups Gent-Wevelgem und die Flandern-Rundfahrt, wo ich im letzten Jahr Platz sechs belegte. In der zweiten Saisonhälfte liegt der Akzent auf der Friedensfahrt, gefolgt von der Tour de Savoie und der Tour de l’Avenir, die letztes Jahr nicht nach Wunsch verlaufen ist. Saisonhöhepunkt ist die daran anschließende WM.

Wo liegen deine Stärken?
Ich bin ein ziemlich kompletter Fahrer und komme gut über die Berge. Auch im Zeitfahren komme ich gut zurecht. Seit letztem Jahr trainiere ich spezifisch und versuche meine Position auf dem Rad weiter zu verbessern. Bei den Etappenrennen spielt das Zeitfahren eine wichtige Rolle.

Wie siehst du deine Chancen auf einen Profivertrag bei Ag2r?
Die Tatsache, dass ich bereits im vergangenen Jahr als „Stagiaire“ bei den Profis mitfahren konnte, zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Es war eine gute Erfahrung, hinter die Kulissen der Profis sehen zu können. In diesem Jahr will ich mich weiterentwickeln. Es ist eine wichtige Saison für mich und ich hoffe natürlich, dass mir ein Profikontrakt angeboten wird.


„Mit Ergebnissen überzeugen“

Nachdem Tom Wirtgen vor zwei Jahren durch eine Verletzung in seinem Elan gebremst worden war, so verlief die vergangene Saison für den 21-Jährigen fast nach Wunsch. Bei der Weltmeisterschaft in Bergen (NOR) verblüffte er die Experten im Zeitfahren. Bei seiner neuen Mannschaft AGO-Aqua Service, dem Farmteam von WB Aqua Protect, für das unter anderem Alex Kirsch fährt, will er diese Leistungen jetzt bestätigen, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Am vergangenen Wochenende stand er beim Eintagesrennen Gent-Staden (B) bereits als Dritter auf dem Podium.

Nach drei Jahren bei Leopard bist du jetzt für das belgische Team AGO-Aqua Service, ebenfalls auf Kontinentalniveau, unterwegs. Was hat dich zu dem Wechsel veranlasst?
Tom Wirtgen: AGO-Aqua Service ist die Nachwuchsmannschaft von WB Aqua Protect Veranclassic, bei der ja auch Alex Kirsch fährt. Ich war bei Leopard sehr zufrieden, habe aber eine neue Herausforderung gesucht. Es ist eine Mannschaft, die nur aus Espoirs besteht und ein gutes Programm hat.

Wie ist deine Stellung in der Mannschaft als einer der „ältesten“ Fahrer und als einziger Nicht-Belgier?
Viele der Fahrer kannte ich schon aus dem Peloton. Wir haben uns bei mehreren Lehrgängen besser kennengelernt. Sprachlich besteht kein Problem. Die Saison werden wir mit zwei Teams bestreiten, die parallel unterwegs sein werden. Die Fahrer, die im vierten Jahr bei den U23 dabei sind, tragen natürlich mehr Verantwortung als die jüngeren Fahrer. Das will aber nicht bedeuten, dass ich bei einem Rennen nicht auch für einen Kollegen aus dem ersten Jahr im Wind fahren werde.

Bei der Weltmeisterschaft im Zeitfahren hast du Edelmetall sehr knapp verpasst. Hast du den unglücklichen vierten Platz mittlerweile verdaut?
Den vierten Platz bei der WM in Bergen habe ich ziemlich gut verdaut. Ich sehe das Ergebnis sehr positiv, da ich mir in Norwegen selbst gezeigt habe, dass ich international mithalten kann.

Welches sind deine wichtigsten Ziele in dieser Saison?
Eins meiner Hauptziele ist es, mich im Zeitfahren weiter zu verbessern. Die ganze Saison will ich mein Niveau bestätigen und mit guten Ergebnissen überzeugen, sowohl bei den Eintages- als auch bei den Etappenrennen. Im Prinzip werde ich an allen Wertungen des Nationencups teilnehmen, um Punkte für die Teilnahme an der „Tour de l’Avenir“ zu sammeln. Im Prinzip werden wir auch bei der Flèche du Sud starten, wo ich dann auf meinen Bruder (Luc fährt für Leopard, d.Red.) treffen könnte, der meiner Meinung nach eine gute Saison fahren wird.

Mario Nothum