De Frantz vu Mamer

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Vor 90 Jahren, am 17. Juli 1927, gewann Nic Frantz seine erste Tour de France. Ein Jahr später wiederholte er diesen Erfolg, wobei er in Le Vésinet im „Maillot jaune“ startete und dieses bis ins Ziel nicht mehr abgab. Insgesamt feierte Frantz 20 Etappensiege bei der Tour. Nic Frantz kam am 4. November 1899 in Mamer zur Welt. Seine Eltern führten einen Bauernhof und gaben sich in ihren Mußestunden der Weberei hin. Daher auch der Hausname „a Wewesch“. Der junge Nic, der, wie damals fast alle Kinder, mit schwarzer Schürze zur Schule ging, kam als Bub praktisch nie aus seinem Heimatdorf heraus. Höchstens dreimal im Jahr ging es mit den Eltern nach Luxemburg-Stadt, wobei die Prozession zur Muttergottesoktave der absolute Höhepunkt war.

Frantz, der kein schlechter Schüler war, strebte nicht wie einige seiner Kameraden den Beruf eines Mediziners, Rechtsanwalts oder Ingenieurs an, sondern wollte lediglich ein ehrlicher Bauer werden. Dass er später als Radrennprofi sein Geld verdienen und die Karriere als Auto- und Radmechaniker beenden sollte, hätte Frantz nie zu träumen gewagt. Schon als Bub hatte „Wewesch Nik“ einen Heidenspaß an sportlicher Betätigung. Seine Vorliebe galt dem Fußball, den er attraktiver als beispielsweise Laufwettbewerbe oder den Radsport fand.

Als aber sein sechs Jahre älterer Bruder Jean-Pierre zum 16. Geburtstag ein neues, chromblitzendes Velo geschenkt bekam, hatte Nic nur noch einen Wunsch: So ein Rad wollte er auch einmal besitzen! Im Alter von 13 Jahren trat Frantz dem Velo-Club Mamer bei, doch schrieb er sich vorerst in die Sektion „Laufen“ ein. Schon das zweite Rennen gewann er. Als Preis erhielt er ein Taschenmesser, das er immer bei sich trug.

Nebenbei kickte Nic in der Fußball-Sektion des Klubs und kaufte sich als 14-Jähriger sein erstes Fahrrad. Das Geld hatte sich der Junge während Jahren als Messdiener zusammengespart! Anfangs verboten die Eltern ihrem Sohn, Rennen zu fahren, bis sie am 24. Juni 1914 nachgaben. Nic durfte erstmals offiziell in die Pedale drücken. Er ging als Nichtlizenzierter an den Start … und gewann.

Tour de Frantz

Es folgte der schreckliche Erste Weltkrieg, der den Sport auch in Luxemburg auf ein Minimum reduzierte. Nach dem „Armistice“ knüpfte Nic Sieg an Sieg. Im Jahr 1920 wechselte er vom Amateur- zum Indépendant-Lager, wurde im selben Jahr erstmals Landesmeister und gewann 1922 mit der Tour de Belgique sein erstes großes internationales Rennen. In der Zwischensaison unterschrieb Frantz seinen ersten Profikontrakt beim französischen Rennstall Alcyon. Obwohl Nic im Jahr 1923 vom Pech verfolgt war, gewann er u.a. Paris-Lyon, Paris-Calais, Madrid-Santander, den Grand Prix François Faber und die Luxemburger Meisterschaft.

1924 bestritt Nic Frantz seine erste Tour de France und trug die mehr als 300 km langen Etappen Briançon-Gex und Gex-Straßburg davon. In der „Grande boucle“ feierte er in den folgenden Jahren weitere 18 Etappensiege. Die Strecken führten damals über miserable Straßen. Auf der längsten Etappe, die Frantz davontrug, mussten die Fahrer 427 km herunterkurbeln (1926, von Perpignan nach Toulon).

Nic Frantz war in den 20er Jahren der Prototyp des Tourfahrers. Zweimal (1927, 1928) gewann er die Frankreich-Rundfahrt, wobei er 1928 im Leadertrikot startete und es bis Paris nicht mehr abgab. 1924 und 1926 wurde er Gesamtzweiter, 1925 Vierter, 1929 Fünfter. Andere Siege (beispielsweise Paris-Bruxelles, Paris-Longwy, Paris-Tours) bereiteten „Wewesch Nik“ zwar auch viel Freude, doch brachten sie ihm lange nicht die Genugtuung, die er sich auf den Straßen der Tour holte.

In Luxemburg war seine Popularität so groß, dass viele Luxemburger, die des Französischen unkundig waren, meinten, die Tour de France würde wegen Nic „Tour de Frantz“ genannt. Zwei Erfolge blieben „Wewesch Nik“ oder „Nic le Wewesch“, wie die Franzosen ihn nannten, versagt: Er wurde nie Weltmeister (2. im Jahr 1929 hinter Georges Ronsse), und als „Directeur technique“ konnte er Charly Gaul nicht zum Sieg führen. Das tat 1958 sein Nachfolger in diesem Amt, Jang Goldschmit.

Petz Lahure

Marc Wagner
1. Juli 2017 - 16.29

Gut gelungene Kurzfassung einer der stärksten Radfahrer aller Zeit. Wenn man bedenkt in welchem Zustand die "Strassen" waren, wie grob die robusten Fahrräder waren, erkennt man seine Überlegenheit gegenüber der Fahrer von Heute.

Carlo Schneider
29. Juni 2017 - 14.47

Nicht zu schweigen von seiner grossen Bescheidenheit und Offenheit.

Jean-pierre goelff
29. Juni 2017 - 11.57

Eine absolut wunderbare,Reportage,,!In ausländischen Medien,besonders hier im Franzosenland,wird von unserem ,,Nationalheld,,recht wenig,wenn ûberhaupt ,gesprochen!

Josy Miersch Junior
29. Juni 2017 - 11.13

Hut ab vor dem grössten Radsportler aus Luxemburg ! Keiner hat vor Ihm und nach Ihm ein solches "Palmares" aufzuweisen ! Wer Nik gekannt hat, dem fiell immer sein sehr starkes Selbstbewusstsein und sein strenger Arbeitsgeist auf ! Nur sein starker aussergewöhnlicher Wille und Charakter hat Ihm zum "Champion" aller Zeiten gemacht ! Danke Petz Lahure dass er nicht vergessen wird !