CyclocrossInternationales Rennen in Contern: Vermehrtes Interesse – weniger Helfer

Cyclocross / Internationales Rennen in Contern: Vermehrtes Interesse – weniger Helfer
Am Samstag wird die 46. Auflage des internationalen Cyclocross in Contern stattfinden  Archivbild: Tageblatt/Jeff Lahr

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Nach fünf regionalen Rennen findet am Samstag, nach der Corona-bedingten Zwangspause im vergangenen Jahr, die 46. Auflage des internationalen Cyclocross des ACC Contern statt. Alain Conter, der die Fäden bei der Organisation zieht, hofft, dass noch lange Cyclocross-Rennen auf höchstem Level rund um die „rue de Moutfort“ stattfinden können. 

Gleich nach der Cyclosportive nimmt der ACC Contern die Vorbereitungen seiner Traditionsveranstaltung in Angriff. Zunächst werden die notwendigen Ermächtigungen seitens der Gemeinde, des Umwelt- und Transportministeriums sowie der Polizei angefragt. Danach macht sich der Verein auf die Suche nach den freiwilligen Helfern. Um das Administrative, wie beispielsweise den Kontakt zur UCI, kümmert sich Alain Conter. „Vor einigen Jahren hat die UCI den Veranstaltern auferlegt, auch ein internationales Damenrennen zu organisieren“, sagt Conter, dessen Verein Jahr für Jahr die stattliche Summe von 15.000 bis 20.000 Euro aufbringen muss. „Dies war für uns eine große Herausforderung, da wir unseren ganzen Zeitplan umstellen mussten. Dadurch stieg natürlich auch der finanzielle Aufwand. Im Nachhinein hat sich dies als ein großer Zugewinn herausgestellt. Von drei Starterinnen im Jahr 2014 sind wir mittlerweile bei 40 Konkurrentinnen angekommen.“

Glück habe man, erzählt Conter, dass ihr Hauptsponsor den Verein über das ganze Jahr unterstützt. „Hinzu kommen die Einnahmen von der Cyclosportive, unserer einzigen gewinnbringenden Veranstaltung. Die Prämien, die an die prominenten Fahrer gezahlt werden und mehr als zwei Drittel des Budgets ausmachen, sind begrenzt. Die ersten Anfragen werden auch zuerst ‚bedient‘. Wegen der EM in zwei Wochen sind diesmal auch starke Fahrer am Start, die wegen der UCI-Punkte zu uns kommen – ganz ohne Startprämie. Bei den Herren und bei den Damen werden die gleichen Preisgelder bezahlt“, sagt Conter, der dem Verein seit über 30 Jahren die Treue hält – zunächst als Fahrer, danach als freiwilliger Helfer und jetzt eben als Mitverantwortlicher.

Düstere Zukunft

Mehr noch als der finanzielle Aspekt ist es die „Manpower“, die dem zehn Mann starken Comité, unter Vereinspräsident Claude Conter, Sorgen bereitet. Mit dem Streckenaufbau, der drei Tage dauert, habe man am vergangenen Samstag begonnen. „Zahlenmäßig gibt es noch genug Helfer, wir sind aber nicht jung genug. So fehlt es beispielsweise an Leuten, die die Umrandungen schleppen können. Ohne eine Firma, die uns dabei unterstützt, würden wir das nicht hinkriegen. Es sind immer dieselben Leute, die helfen – meistens bei mehreren Klubs.“

Für die Zukunft sehe Conter „schwarz“. „Wenn wir nicht die Kurve kriegen, weiß ich nicht, ob wir das in fünf Jahren noch so hinkriegen. Das gilt in verstärkter Form für die Cyclosportive Charly Gaul, wo wir zwischen 60 und 80 freiwillige Helfer außerhalb unseres Vereins finden müssen“, gibt Conter zu verstehen, der für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Vereinen plädiert: „Seit diesem Jahr helfen sich der ACC Contern und der LG Alzingen gegenseitig aus. Die Zusammenarbeit auf Klubebene ergibt jedoch nur dann Sinn, wenn die Anzahl an Veranstaltungen heruntergeschraubt wird“, so die Überzeugung von Conter, der nur allzu gerne verschiedene Ideen umsetzen würde, um die Attraktivität seiner Lieblingsdisziplin weiter zu steigern. „Ideen habe ich viele. So könnte man zum Beispiel Jedermann-Rennen organisieren oder neue Aktivitäten für Kinder anbieten. Im Cyclocross kann man unkompliziert Trainingseinheiten abseits des Straßenverkehrs anbieten. Man stößt jedoch immer wieder auf das gleiche Problem. Zur Umsetzung benötigt man jedoch zusätzliche Helfer“, meint Conter, der in den letzten Jahren ein vermehrtes Interesse am Cyclocross festgestellt hat.

Dies könnte sowohl mit der WM, die 2017 in Beles stattfand, als auch mit dem zur gleichen Zeit ins Leben gerufenen Skoda Cross Cup zusammenhängen. „Hatten wir vor zehn Jahren lediglich fünf Luxemburger am Start, so sind mittlerweile 20 Fahrer dabei. Ich bin begeistert von Marie Schreiber. Ich hoffe, dass sie ihren Weg finden wird. Sie ist in einer Super-Mannschaft und hat mit Geert Wellens einen Top-Trainer an ihrer Seite“, so der Szenekenner über das Riesentalent, das am Samstag in Contern starten wird.

Drei Top 50-Fahrer am Start

Um die UCI-Punkte kämpfen diesmal nicht weniger als 152 Konkurrentinnen und Konkurrenten. Mit Thijs Aerts (B) und dem spanischen Meister Felipe Orts sind zwei Fahrer der erweiterten Weltspitze am Start. Erstgenannter, der in der aktuellen Weltrangliste Position 22 einnimmt, möchte seinen Sieg von 2019 an gleicher Stelle wiederholen. Nach seinem 14. Platz beim Weltcup in Iowa (USA) erreichte der 24-Jährige das Ziel letzten Sonntag beim Superprestige in Zonhoven (B) als 22. Sein härtester Widersacher dürfte Felipe Orts sein. Der 26-jährige Spanier überzeugte letzten Samstag beim Superprestige in Ruddervoorde (B) mit Rang sieben und wurde tags darauf 18. in Zonhoven.

Zum erweiterten Favoritenkreis zählen, neben dem Belgier Lander Loocks, auch der Deutsche Sascha Weber und Steve Chainel aus Frankreich. Der mittlerweile 38-jährige Franzose ist seit Jahren ein gerngesehener Gast in Luxemburg. Vor elf Jahren bereits stand der WM-Vierte von 2006 aus dem benachbarten Remiremont in Contern auf dem obersten Treppchen. Von 2009 bis 2011 dominierte Chainel die Konkurrenz beim Neujahrsquer in Petingen. Von 2007 bis 2015 war der „Allrounder“ als Profi für die französischen Teams FDJ, Ag2r und Cofidis unterwegs. Danach fand er zu seiner „ersten Liebe“, dem Cyclocross, zurück. Bei der Landesmeisterschaft im Jahr 2018 war er überglücklich, als er seinen Dauerrivalen Francis Mourey endlich bezwingen konnte. Dass er immer noch schnelle Beine hat, bewies der Eurosport-Experte vorletzten Sonntag bei seinem Sieg in Lutterbach (F).

Das Programm

Samstag, 30. Oktober in Contern:
12.00 Uhr: Débutants/Débutantes (reg., 30’)
13.00 Uhr: Junioren (UCI C2, 40’)
14.00 Uhr: Damen (UCI C2, 40’)
15.15 Uhr: Elite-Espoirs (UCI C2, 60’)

Bodenverhältnisse wie bei der legendären Schlammschlacht 2009 in Niederanven wird der Sympathieträger allerdings nicht vorfinden. Eine weitere Attraktion in Contern ist die Teilnahme des Australiers Heinrich Haussler im Trikot der WorldTour-Formation Bahrain-Victorious. Dass der 37-Jährige sich auf unwegsamem Gelände zu Hause fühlt, zeigte der Tour-de-France-Etappensieger mit seinem zehnten Platz Anfang dieses Monats beim Radsportmonument Paris-Roubaix, das unter widrigsten Bedingungen gefahren wurde. Die Favoriten, im 77-Mann starken Feld, wird der Routinier, der im Winter zur Saisonvorbereitung auf dem Crossrad unterwegs ist, nicht in Bedrängnis bringen. Aus luxemburgischer Sicht darf man gespannt sein, wie sich Raphaël Kockelmann, der am vergangenen Sonntag hinter Sascha Weber und Thomas Verheyen (F) Dritter wurde, im hochklassigen Feld schlagen wird. In Contern werden auch die nächsten Punkte im Skoda Cross Cup vergeben, wo neben Kockelmann auch Ken Conter (Snooze-VSD), Scott Thiltges (LG Alzingen) und Cédric Pries (Leopard Pro Cycling) um eine gute Platzierung kämpfen werden.

Nicht weniger als 40 Damen werden ab 14.00 Uhr auf die abwechslungsreiche Strecke geschickt. Dabei wird die Belgierin Suzanne Verhoeven versuchen, ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. Die 18-jährige Luxemburgerin Marie Schreiber (BC Balen Tormans) hat berechtigte Chancen, um zum zweiten Mal in der noch jungen Saison bei einem UCI-Rennen aufs Podium zu steigen. Im Rennen der Junioren (ab 13.00 Uhr) geht Kenay De Moyer, die Nummer drei der Weltrangliste, als Topfavorit auf die Strecke.