RADSPORT: Schleck „best of the rest“…, aber hinter Sanchez!

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Nicht Alberto Contador, der am Samstag einem Hungerast zum Opfer fiel, sondern Luis-Leon Sanchez gewann Paris-Nice. Frank Schleck arbeitete sich gestern bis auf den zweiten Gesamtplatz nach vorn. Die letzten Etappen gingen an L.L. Sanchez und Antonio Colom./Petz Lahure aus Nice

Mit dieser Wende hatte bei Paris-Nice niemand mehr gerechnet. Superfavorit Alberto Contador brach auf der vorletzten Etappe von Manosque nach Fayence ein und musste das gelb-weiße Leadertrikot an seinen Landsmann Luis-Leon Sanchez abgeben, der es gestern bis nach Nice tapfer verteidigte
Sanchez gewann die schwierige Samstagsetappe mit 49 Sekunden Vorsprung auf Antonio Colom und Frank Schleck, der sich auf den dritten Gesamtrang nach vorn arbeitete, weil … Topfavorit Contador fast drei Minuten verlor.
Und doch lief bis rund fünf Kilometer vor dem Ziel fast alles nach Plan für Contador. Der Astana-Kapitän führte eine sechsköpfige Spitzengruppe, in der auch Frank Schleck war, an und hatte das Geschehen eigentlich fest im Griff. Neben Contador und Schleck waren noch Peter Velits, Antonio Colom, Luis Sanchez und Sylvain Chavanel vorne mit dabei.

Überschätzt

Doch Contador hatte sich selbst überschätzt. Auf der Abfahrt der vorletzten Bergwertung, des „Col de Bourigaille“, attackierte Sanchez und konnte sich von seinen fünf Begleitern lösen. Im Normalfall kein Problem für die andern, denn noch stand ja die 1,8 Kilometer lange Steigung zum Scheitel der „Côte de Mons“ an.
Doch plötzlich gingen bei Contador die Lichter aus. Der Spanier wirkte völlig hilflos. Er wurde abgehängt, später auch vom Peloton eingefangen. Schließlich trudelte er auf Rang 33 mit 2’53“ Rückstand auf Sanchez ins Ziel.
So etwas hatte es bei den großen Rennen schon lange nicht mehr gegeben. Der „Umsturz“ war umso weniger erwartet worden, als Contador am Freitag nach Belieben auf der „Montagne de Lure“ triumphiert hatte.
„Ich habe zu wenig gegessen und vor allem getrunken. Es war ein harter Tag. Ich hatte schon relativ früh keine Helfer mehr an meiner Seite und musste ganz allein die ständigen Attacken kontern“, beteuerte Contador nach der Etappe. „Ich hatte plötzlich keine Kraft mehr, war völlig leer, und es ging nur noch darum, das Ziel zu erreichen.“ Contador, der sich im Kampf um die Kapitänsrolle im Astana-Team in einer Art Fernduell mit Lance Armstrong befindet („Un talent incroyable, mais il a encore beaucoup à apprendre“, kommentierte der Amerikaner), fühlte sich in seinem Stolz gekränkt und wollte es nicht bei der Samstag-Niederlage belassen.

Fünfmal „Top Ten“

Als Leader Luis Leon Sanchez auf der gestrigen Schlussetappe in der Ersteigung des „Col de Porte“ einen Reifenschaden erlitt, nahm er die Gelegenheit beim Schopf, um sich mit einer kleinen Gruppe abzusetzen. Über den „Col de la Turbie“ bis in den „Col d’Eze“ hängte er nach und nach seine Begleiter ab, ehe er selbst neun Kilometer vor dem Ziel auf der „Promenade des Anglais“ von Frank Schleck und Antonio Colom eingefangen wurde.
Als Schleck zwischendurch erfuhr, dass Sylvain Chavanel nach einem Kettenabsprung Zeit verloren hatte, gab er alles, um auf den zweiten Gesamtplatz zu fahren. Das gelang ihm mit viel Energie, wobei es im Endeffekt überhaupt nicht wichtig war, dass er im Spurt um den Etappensieg keine Chance gegen Antonio Colom und Alberto Contador hatte.
Frank Schleck beendete Paris-Nice also auf dem Ehrenplatz. Er ist der erste Luxemburger, der seit Bestehen dieses Rennens aufs Schlusspodium steigt. Gleichzeitig war dies bei sieben Teilnahmen seine fünfte Top-Ten-Platzierung. Bravo!