RADSPORT: Frank und Andy Schleck als Mitfavoriten

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Zwei Luxemburger gehören zu den Mitfavoriten des Amstel Gold Race: Frank Schleck, der das Rennen 2006 gewann, und sein Bruder Andy, der endlich den ersten ganz großen Sieg seiner Karriere feiern will./Petz Lahure aus Maastricht


Ran an das Bier: Frank Schleck (l.) musste sich im letzten Jahr lediglich Damiano Cunego (r.) geschlagen geben. Auch morgen gehören beide wieder zu den Topfavoriten.

SPORT

Während Kim Kirchen seine Wunden in Luxemburg heilt (siehe unten), gehen die Gebrüder Frank und Andy Schleck morgen Sonntag an den Start des Amstel Gold Race. Das Traditionsrennen in Holland, das seit 1966 ausgetragen wird, ist der erste Klassiker der so genannten „Ardennen-Woche“, die am Mittwoch mit der Flèche Wallonne fortgesetzt und am Sonntag in acht Tagen mit Liège-Bastogne-Liège abgeschlossen wird.
Wer vor zehn Jahren vorausgesagt hätte, Luxemburg würde einmal mit einem Favoriten bei einer „classique“ starten, wäre für verrückt erklärt worden. In der Zwischenzeit haben sowohl Frank Schleck (Amstel 2006) als auch Kim Kirchen (Flèche 2008) solch ein Rennen davongetragen, und morgen steigen mit den Gebrüdern Schleck erneut zwei Luxemburger mit echten Gewinnchancen in den Sattel.
Wenn über das Amstel Gold Race geredet oder geschrieben wird, werden Erinnerungen an schöne Momente wach. „Mir läuft es jedes Mal kalt den Rücken runter, wenn ich an das unbeschreibliche Finale und das Glücksgefühl bei meinem Sieg von 2006 denke“, sagt Frank Schleck. Zwölf Monate später stürzte der Titelverteidiger, doch kam er immerhin noch auf den 10. Platz.
Letztes Jahr schaffte es Frank Schleck auf das zweithöchste Treppchen hinter Damiano Cunego, nachdem er in der Zielankunft lange wie der mögliche Sieger ausgesehen hatte. „Für Sonntag bin ich optimistisch, denn wir haben eine sehr starke Mannschaft“, sagt Frank Schleck, der vor allem auf die Dienste seines Bruders Andy zählt. Eine Woche später, bei Liège-Bastogne-Liège, könnte der jüngere Schleck dann mit der Retourkutsche rechnen.
Die Taktik im Saxo-Bank-Team ist klar. Für das Amstel Gold Race, die Flèche Wallonne und Liège-Bastogne-Liège baut die Mannschaft von Bjarne Riis gleich auf mehrere Leader. Zwei davon sind die Gebrüder Schleck, die in den letzten Jahren ja bewiesen haben, dass die Ardennen-Rennen ihnen wie auf den Leib geschneidert scheinen.
Den Schlecks zur Seite steht der Holländer Karsten Kroon, der es in seinem Heimatland noch nicht bis aufs Podium brachte. Im Jahr 2006 aber traf er hinter Alejandro Valverde und Samuel Sanchez als Dritter auf der „Mur de Huy“ ein, wo die Flèche endet. Letztes Jahr war Kroon 9. auf dem Cauberg.
Ähnlich wie Frank und Andy Schleck fühlt sich der Holländer aus der Saxo-Bank-Mannschaft auf dem hügeligen Terrain pudelwohl. Vor zwölf Jahren klassierte er sich als junger Fahrer übrigens bei Liège-Bastogne-Liège für Amateure auf dem zweiten Platz. Sieger war damals ein gewisser … Christian Poos.
Die Gebrüder Schleck und Karsten Kroon werden bei ihrer Jagd auf die Podiumsplätze unterstützt vom starken Russen Alexandr Kolobnev (mehr als ein Außenseiter), Chris Anker Sörensen, Nicki Sörensen, Gustav Larsson, Marcus Ljungqvist und Jurgen Van Goolen. Einen Tipp, wie man es machen muss, wird die Saxo-Bank-Mannschaft sicherlich auch von ihrem „Chef“ Bjarne Riis bekommen, der 1997 das Amstel Gold Race gewann, oder vom sportlichen Leiter Kim Andersen, der 1984 Zweiter auf dem Cauberg wurde.
Neben Frank und Andy Schleck gibt es viele Favoriten, so beispielsweise den Spanier Alejandro Valverde (Flèche-Gewinner 2006 sowie Liège-Erster 2006 und 2008), den letztjährigen Amstel-Sieger Damiano Cunego, oder den Gewinner von 2005, Davide Rebellin. Insbesondere Alejandro Valverde möchte es auf dem Cauberg wissen, denn der holländische Klassiker fehlt noch in seiner Sammlung.
Ganz vorne wollen auch die Nummer 1 der Wallonie, Philippe Gilbert, sowie die holländischen Talente Robert Gesink und Thomas Dekker fahren. Für eine Überraschung gut ist eventuell auch Oscar Freire, der seine Rentrée feiert. Seit seinem Unfall bei der Kalifornien-Rundfahrt hat man nichts mehr vom Spanier aus dem Rabobank-Team gehört. Damals war Freire über Kim Kirchen gestürzt und hatte sich u.a. mehrere Rippen gebrochen.

Die Strecke

Um die 31 Anstiege auszumachen, schusterten die Organisatoren die Strecke so zurecht, dass verschiedene Hügel mehrmals erklommen werden müssen. Heraus kam ein „Parcours“, wie er seit jeher in Holland üblich ist: unübersichtlich.
Nach dem Start in Maastricht müssen sie sich auf schmalen Straßen und Wegen über 258,3 km bis ins Ziel auf dem Cauberg durchkämpfen. Falls es nicht zu einem Alleingang wie durch Frank Schleck (2006) und Stefan Schumacher (2007) kommt, wird im letzten Anstieg über Sieg und Niederlage entschieden. Das war 2008 der Fall, als Damiano Cunego die Oberhand über Frank Schleck behielt. Dass die Höhendifferenz 70 Meter auf den letzten 750 m beträgt, spielte zugunsten des Italieners.
Vor der Entscheidung muss der Cauberg (140 m) zwei weitere Male von den Konkurrenten erstiegen werden. Höchster Punkt auf der gefährlichen Strecke ist der Drielandenpunt (320 m). Bekannt sein dürften auch der Bemelerberg (120 m), der Wolfsberg (185 m), der Loorberg (218 m) und der Fromberg (165 m).