/ Radsport / Die Ardennenklassiker: Die Woche der Wahrheit
Am Sonntag wird mit dem Amstel Gold Race der erste Saisonhöhepunkt für Luxemburgs Radprofis eingeläutet. Aber bei der Trilogie aus Amstel, Flèche Wallonne und Liège-Bastogne-Liège werden sich die Luxemburger Hoffnungen vor allem auf Frank und Andy Schleck richten. Denn Flèche-Titelverteidiger Kim Kirchen wurde erneut vom Sturzpech heimgesucht.
Kim Hermes
Es war gestern beim GP Denain in Frankreich. Kim Kirchen hatte knapp fünf Kilometer bestritten, als er auf der regennassen Strecke ins Rutschen kam und stürzte. Zwar hatte er diesmal relatives Glück, da er mit Prellungen im Hüftbereich davonkam, aber eine zweitägige Trainingspause zieht das Ganze trotzdem nach sich.
Das ist mehr als unglücklich für den Columbia-Fahrer, da er gerade erst vergangene Woche wieder ins Renngeschehen eingegriffen hatte, um vor der Klassiker-Woche nach dem ausgeheilten Schlüsselbeinbruch aus der Kalifornien-Rundfahrt wieder Rennkilometer zu sammeln. Schon vor dem Sturz zweifelte Kirchen, ob er denn in der Lage sein würde, seinen Titel bei der „Flèche“ zu verteidigen. Jetzt ist fraglich, ob er überhaupt starten kann. Auf das Amstel Gold Race hatte er eh schon verzichtet und ob er bei der Flèche Wallonne dabei ist, wird kurzfristig entschieden werden müssen.
DIE ARDENNENKLASSIKER o Amstel Gold Race: 258,6 km, Maastricht – Valkenburg (NL) o Flèche Wallonne: 195,5 km, Charleroi – Huy (B) o Liège-Bastogne-Liège: 261 km von Liège nach |
Bleiben aus Luxemburger Sicht also ’nur‘ noch die Saxo-Bank-Fahrer Frank und Andy Schleck übrig. Frank Schleck hat in der noch jungen Saison bereits mehrmals vorne mitgemischt. Ein Etappensieg bei der Kalifornien-Rundfahrt, vordere Plätze bei Paris-Nice, Zweiter der Gesamtwertung der „Course au soleil“ lassen wenig zu wünschen übrig. Die Form ist so, wie sie vor den großen Terminen sein sollte: „Ich habe jedenfalls alles dafür getan“, so der seit Donnerstag 29-Jährige. Höhepunkt der Woche ist natürlich die „Doyenne“ Liège-Bastogne-Liège, ein Rennen, mit dem Schleck schon länger liebäugelt (6. Platz 2006, 3. Platz 2007 und 2008) und das eines seiner erklärten Saisonziele ist: „Ich will nicht sagen, dass ich Liège-Bastogne-Liège gewinne. Aber ich werde es versuchen“, so der Ausblick auf den Abschluss einer anspruchsvollen Woche.
Eine Woche, die dem Luxemburger Meister traditionell gut liegt. Das Amstel Gold Race hat er zwar schon gewonnen (2006), aber abhaken gilt nicht: „Wenn man mich vor die Wahl stellt, würde ich lieber Liège-Bastogne-Liège gewinnen, aber so eine Wahl hat man selten. Wenn die Beine gut sind, kann man bei allen drei Rennen vorne mitmischen. Das habe ich ja schon gezeigt (2006, d. Red.).“
Weniger ist mehr
Am schwierigsten dürfte es für ihn aber bei der Flèche Wallonne werden, „weil da im Prinzip immer eine größere Gruppe ins Finale geht.“ Vom Profil und der Länge her kann er dort gegenüber der Konkurrenz nur schwer den Unterschied machen. Und bei Schlecks Sprintschwäche gegenüber den anderen Favoriten sind größere Gruppen im Finale den Siegchancen generell abträglich. Auch ein Grund, warum ihm längere Rennen wie das Amstel oder eben Liège-Bastogne-Liège eher liegen.
Liège-Bastogne-Liège ist aber auch für seinen Bruder der Höhepunkt der Woche. Zwar hat er „noch nicht ganz so viel gezeigt“ in dieser Saison, aber die Form ist offenbar auch bei ihm da, wo sie sein soll. Wobei bei manchen Rennen mehr als bei anderen auch das Team eine große Rolle spielt: „Beim Amstel brauchst du eine ganz starke Mannschaft, die ständig um dich ist, und du musst immer gut platziert sein. Bei der Flèche Wallonne ist das etwas anders, weil es da in der ‚Mur de Huy‘ wirklich zählt. Und bei Liège-Bastogne-Liège ist es einfach so, dass am Ende nur die Stärksten vorne sein werden.“
Um bei den entscheidenden Momenten dabei zu sein, wurde diese Woche noch fleißig trainiert. Zwei Tagen Pause nach den Rennen in Spanien folgten zwei Tage Training. Heute ist Ausruhen angesagt, bevor am Samstag noch die letzten 70 Kilometer des Amstel Gold Race abgefahren werden. Am Freitag drauf werden dann noch die letzten 140 Kilometer der „Doyenne“ begutachtet.
Auch dem jüngeren Schleck liegen offenbar die längeren zwei der drei Klassiker besser. Ob ein Szenario wie 2008 denkbar ist, als erst Andy angriff und damit die „Schleck-Festspiele“ einläutete, die mit einem vierten Platz für ihn und einem dritten Platz für seinen Bruder endeten? „Vielleicht. Aber man muss auch sehen, wer am Ende sonst noch dabei ist.“ Die Chancen stehen nicht schlecht, dass darunter zumindest ein Schleck sein wird.
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