/ RADSPORT: Das 7.000-Euro-Trainingsprogramm
Im März 2006 hat er 7.000 Euro auf ein Schweizer Nummernkonto überwiesen. Allerdings anscheinend ohne wirklich zu wissen an wen und wofür. Das Ganze sollte der Finanzierung eines „spezifischen sportlichen Trainingsprogramms dienen, durch Experten, die – nach dem, was mir versichert wurde – mit der sportlichen Welt-Elite zusammenarbeiteten“, so Schleck in der zusammen mit seinem Anwalt verfassten Pressemitteilung. Zyniker würden behaupten, dass das auch wirklich so war. In der Tat nahmen mehrere Spitzensportler die Dienste von Fuentes in Anspruch. Die Namen sind längst nicht alle bekannt, aber es waren nicht nur Radsportler darunter.
Dennoch beteuert Schleck, in gutem Glauben gehandelt zu haben. Denn die Affäre Fuentes flog erst im Mai 2006 auf, zum Zeitpunkt der Überweisung hätte er keinen Grund gehabt, an der Richtigkeit und Unbedenklichkeit dieses ‚Trainingsprogramms‘ zu zweifeln. Und auch der Preis von 7.000 Euro sei nicht außergewöhnlich für ein persönliches Trainingsprogramm nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Blindes Vertrauen?
Die Frage allerdings, wer den Kontakt hergestellt hat, bleibt unbeantwortet. Schlecks Rechtsanwalt Albert Rodesch gab gestern auf RTL Radio an, dass es sich um jemanden aus dem sportlichen Umfeld des Luxemburgers handele. Dass Frank Schleck scheinbar unbesehen 7.000 Euro für ein Trainingsprogramm überweist, das offenbar keines war und dessen wirklichen Details er scheinbar nicht kannte, mutet eigenartig an. Entweder war er extrem gutgläubig oder hat dem, der ihn auf diesen Kontakt stieß (in der Süddeutschen Zeitung wurde als Mittelsmann Manager Giovanni Lombardi suggeriert, d.Red.), fast blind vertraut.
Fast, denn nach weiteren Beratschlagungen mit seinem Vater und engen Freunden hat er den Kontakt abgebrochen, so die Pressemitteilung. Sein Umfeld habe an der „Ehrbarkeit“ dieses Kontakts erhebliche Zweifel gehabt. Wer ihn allerdings auf dieses ominöse Trainingsprogramm gestoßen hat, dessen Wirklichkeit erst im Mai 2006 ans Licht kam, bleibt unbeantwortet. Eine Gegenleistung habe es jedenfalls nie gegeben und auch Eufemiano Fuentes will Schleck nie getroffen haben.
Überhaupt habe er erst zwei Wochen, nachdem die Operation Puerto öffentlich geworden war, die wahren Zusammenhänge erkannt, so der Mondorfer. Er bleibt aber formell, dass er nie auf verbotene Substanzen zurückgegriffen oder es auch nur versucht hat. Der CSC-Saxo-Bank-Fahrer hat auch die Luxemburger Antidoping-Agentur ALAD informiert, dass er zu einem DNA-Test bereit sei (falls die zuständigen Autoritäten das wollen), um zu beweisen, dass er kein Blut bei Dopingdoktor Fuentes gelagert hat. Das dürfte allerdings schwierig werden, denn der in Spanien für die Ermittlungen zuständige Richter hat das Ermittlungsverfahren vor kurzem eingestellt. Und selbst bei einem laufenden Verfahren hängt es vom guten Willen der spanischen Justiz ab, ob sie bei Fuentes gelagerte Blutbeutel freigibt. Schleck sei zudem bereit, seine sämtlichen Kontobewegungen offenzulegen, um zu beweisen, dass es keinen weiteren Kontakt zu Fuentes gab beziehungsweise dem Schweizer Nummernkonto, das der Madrider Gynäkologe benutzte.
Enttäuschung
Die ALAD habe zudem eine Kopie der angesprochenen Überweisung und sämtliche Blutanalysen von Schleck (seit Beginn seiner sportlichen Aktivitäten) zur Verfügung gestellt bekommen. Und nichts darin lässt vermuten, dass er je auf verbotene Methoden zurückgegriffen hat. Das soll auch der dänische Antidoping-Experte Rasmus Damsgaard bestätigt haben.
Von seinem Arbeitgeber CSC Saxo Bank, bei dem Schleck auch schon vorstellig wurde, ist er vorläufig „aus dem Rennprogramm“ genommen worden. Das Team um Bjarne Riis will das weitere Vorgehen der ALAD abwarten, deren Verwaltungsrat am Dienstag über weitere Schritte befinden wird. Und auch auf weitere Informationen von der UCI wartet man (Frank Schleck war am Donnerstag beim Weltverband vorstellig geworden). In Dänemark will man schauen, wie sich die Geschichte weiter entwickelt, war aber „tief enttäuscht zu erfahren, dass Frank (Schleck, d.Red.) in Kontakt mit Leuten war, die dem Radsport großen Schaden zugefügt haben“, so die Mitteilung.
Erste Hinweise darauf, wie es weitergeht, sollte es am Dienstag geben, wenn der Verwaltungsrat der ALAD über die „kommenden Schritte“ beraten haben wird.
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