RADSPORT: Alberto Contador war nicht zu schlagen

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Frank Schleck 16. bei Paris-Nice – Laurent Didier steckte gestern auf

Alberto Contador gewann Paris-Nice wie erwartet zum zweiten Mal. Frank Schleck arbeitete sich am Wochenende auf den 16. Rang nach vorn, während Laurent Didier gestern aufsteckte. Die letzten Etappen waren für den Spanier Tondo und den Franzosen Moinard. / Petz Lahure aus Nice

Fünfmal war Frank Schleck bisher bei Paris-Nice unter die Top Ten gefahren, einmal (2009, Platz zwei) stand er sogar auf dem Podium. Durch sein exzellentes Abschneiden in den letzten Jahren gehörte der Leader der Saxo-Bank-Mannschaft demnach zu den ganz großen Favoriten der „Course au soleil“.

Dass es diesmal nicht zu einem Sprung unter die zehn Besten reichte, hat verschiedene Ursachen. Hauptgrund war wohl Frank Schlecks mittelmäßiger Schlussanstieg auf der Donnerstagetappe in Mende, wo er auf Platz 30 über eine Minute (genau 1:09) auf Alberto Contador einbüßte.

In dieser 3,1 km langen Steigung legte der Astana-Kapitän den Grundstein zu seinem zweiten Erfolg bei Paris-Nice. Den ersten Erfolg feierte er 2007, als die Fernfahrt auf den letzten Kilometern entschieden wurde. Vier Monate später stieg Contador auch zum ersten Mal bei der Tour de France auf das höchste Treppchen des Podiums.„L’Equipe“: Biver und die Schlecks

Nachdem das Tageblatt am 6. März von Spekulationen der „Gazzetta dello Sport“ über ein neues Team mit Frank und Andy Schleck unter der Führung des Ex-Astana-Managers Marc Biver berichtet hatte, heizt jetzt auch die französische „L’Equipe“ in ihrer Samstagsausgabe die Spekulationen an.
Laut „L’Equipe“ denke der in der Schweiz lebende Luxemburger Marc Biver über ein Angebot einer Luxemburger Gruppe von Finanziers nach, ein Team um die beiden Brüder aufzubauen: „Die Luxemburger Synergie würde Sinn machen“, so Biver gegenüber „L’Equipe“, „aber es ist keine Entscheidung gefallen“. Biver will finanzielle, vertragliche und ethische Garantien, bevor er über das Angebot nachdenkt. Dafür hat er der
Luxemburger Investorengruppe „bis zum 15. April Zeit gegeben. Ich will die Zeit, um etwas Ernsthaftes aufzubauen.“

Immer noch laut „L’Equipe“ wollen die Schlecks nicht warten, bis ein neuer Finanzier, lies Hauptsponsor, für das Team von Bjarne Riis gefunden ist. „Eine Zusammenarbeit mit ihrem Landsmann (Biver, d. Red.) scheint vom heutigen Standpunkt aus Vorrang zu genießen“, wagt sich „L’Equipe“ vor, ohne allerdings einen der Schlecks zu Wort kommen zu lassen. Frank Schleck hatte vor einer guten Woche auf Tageblatt-Anfrage betont, dass sich beide Brüder vorerst auf ihre sportlichen Ziele konzentrieren wollen. Das sei, so Schleck „jetzt wichtiger als Sachen, die uns im Moment eh nicht interessieren“. Sein Bruder Andy hatte jüngst auf cyclingnews.com betont, er sei zuversichtlich, dass Bjarne Riis einen neuen Sponsor an Land ziehe und den beiden ein Angebot zur Vertragsverlängerung mache (siehe „T“ vom Freitag). Aber darüber werde man erst nach der Tour de France reden.
khe 

Dieses Jahr war Contadors Gesamtsieg auf den letzten Etappen nicht in Gefahr. Am Samstag, als der Spanier Xavier Tondo-Volpini nach einer 158 km langen Flucht (davon 28 km allein auf sich gestellt) in Tourrettes-sur-Loup gewann, reduzierte der Etappenzweite Alejandro Valverde zwar den Abstand zu Contador durch die Zeitbonifikation um sechs Sekunden, doch verblieb dem Leader noch ein Polster von 14 Sekunden.

Diese 14 Sekunden verringerten sich gestern im Ziel in Nice um weitere drei Sekunden, weil Valverde hinter den Franzosen Amaël Moinard (Cofidis) und Thomas Voeckler (Bouygues) den dritten Etappenrang belegte. Der Caisse-d’Epargne-Leader aber konnte nicht ernsthaft am Thron von Contador rütteln. Dass Paris-Nice eine Sekundenangelegenheit war, zeigt wohl am besten das nackte Resultat. Am Ende waren die ersten sieben Fahrer (unter ihnen fünf Spanier) nur durch etwas mehr als eine halbe Minute getrennt.

„Der Sieg bei Paris-Nice bedeutet mir unheimlich viel“, meinte Alberto Contador bei der Pressekonferenz. „Die Etappenfahrt, ein sehr schnelles Rennen mit vielen Bonifikationen, war nicht unbedingt auf mich ausgerichtet. Ich und meine Teamgefährten mussten permanent auf der Hut sein, da uns sonst die Kontrolle bei dieser Mini-Tour de France aus den Händen geglitten wäre.“

„Im Hinblick auf die große Tour war Paris-Nice eine ausgezeichnete Generalprobe für meine Mannschaft“, sagte Contador. „Ich bin zuversichtlich für die Zukunft. Die Automatismen innerhalb des Teams haben geklappt. Alle stehen zu hundert Prozent hinter mir. Die Konkurrenz war groß. Viele Mannschaften wollten den Sieger stellen. Als nächstes starte ich bei der Katalonienrundfahrt, danach bei der Baskenland-Tour. Dann werden wir sehen, ob ich vielleicht nicht auch die ‚Classiques‘ in Angriff nehme.“

Schleck für Voigt

Diese Frühjahrsklassiker sind ja das erklärte Ziel der Gebrüder Schleck. Frank, der sich bei Paris-Nice auf die Rennen in den Ardennen vorbereitete, belegte in der Schlusswertung den 16. Rang, nachdem er am Samstag zeitgleich mit dem Etappenzweiten Valverde in Tourrettes-sur-Loup eingetroffen war. Gestern büßte er auf den letzten Kilometern 59 Sekunden ein, doch dafür hatte er eine Erklärung parat: „Jens Voigt war im Col d’Eze abgehängt worden, und wir wollten unbedingt seinen sechsten Rang retten. In meinem Schlepptau brachte ich Voigt in die vorderen Ränge zurück und ließ es nach getaner Arbeit gelassener angehen. Auch am Samstag hatte ich mein Rennen auf Voigt ausgerichtet. Die Etappe nach Tourrettes war äußerst schwer, weil es ständig auf und ab ging. In der Abfahrt vom Col de Vence setzte ich mich aus Sicherheitsgründen an die Spitze des Feldes. Die letzten Tage haben bewiesen, dass die Form wiedergekommen ist. Mende ist nur noch eine böse Erinnerung. Ich habe das Vertrauen wiedergewonnen und sehe den kommenden Rennen mit Zuversicht entgegen.“

Auch für den zweiten Luxemburger am Start dieses Paris-Nice gab es kein Happy End. Laurent Didier sah das Ziel auf der Promenade des Anglais nicht, weil er im Verlauf der letzten Etappe aufsteckte. „Ich hatte relativ früh angegriffen und lag eine Zeit lang mit dem Italiener Lorenzetto in Führung“, so Didier. „Durch einen Sturz splitterte das Feld hinter uns in zwei. Sechs Fahrer schlossen auf, und eine Zeit lang sah es auch danach aus, als ob uns zu acht der Coup gelingen könnte. Ich hatte mich aber so verausgabt, dass mir im Col de Porte die Luft ausging. Im Nachhinein muss ich gestehen, dass mir ein schwerer Fehler unterlaufen ist, aber aus Fehlern kann man nur lernen. Nächstes Mal werde ich vorsichtiger sein.“

Obwohl Didier bei seinem ersten Paris-Nice aufgab, sind seine Arbeitgeber mit ihm sehr zufrieden. Sowohl Saxo-Bank-Manager Bjarne Riis als auch Sportdirektor Kim Andersen sprachen sich belobigend über den jungen Fahrer aus.
„Laurent hat auf den ersten Etappen sehr viel Arbeit verrichtet“, so Kim Andersen. „Er befolgte die Anweisungen nach Plan und war ein dienlicher Mannschaftshelfer.“

Radsport in Zahlen

68. Paris – Nice, 6. Etappe über 220 km von Peynier nach Tourettes-sur-Loup: 1. Xavier Tondo (Spanien/Cervelo) 5:01:39, 2. Alejandro Valverde (Spanien/Caisse d’Epargne) 0:05 Minuten zurück, 3. Peter Sagan (Slowakei/Liquigas), 4. Samuel Sanchez (Spanien/Euskatel), 5. Joaquim Rodriguez (Spanien/Katjuscha), 6. Leonardo Duque (Kolumbien/Cofidis), 7. Luis Leon Sanchez (Spanien/Caisse d’Epargne), 8. Christophe Riblon (Frankreich/AG2R), 9. Reine Taaramäe (Estland/Cofidis), 10. Daniele Righi (Italien/Lampre) … 17. Alberto Contador (Spanien/Astana), 29. Frank Schleck (Luxemburg/Saxo Bank) alle gleiche Zeit, … 69. Laurent Didier (Luxemburg/Saxo Bank) 9:11

7. und letzte Etappe über 119 Kilometer rund um Nice: 1. Amaël Moinard (Frankreich/Cofidis) 2:52:09 Stunden, 2. Thomas Voeckler (Frankreich/Bouygues Telecom) gleiche Zeit, 3. Valverde 0:03 Minuten zurück, 4. Nicolas Roche (Irland/AG2R), 5. Taaramäe, 6. Joaquim Rodriguez (Spanien/Katjuscha), 7. Jens Voigt (Deutschland/Saxo Bank), 8. Christopher Horner (USA/RadioShack), 9. Janez Brajkovic (Slowakei/RadioShack), 10. Contador alle gleiche Zeit, … 24. Schleck 0:59

Gesamtwertung: 1. Contador 28:35:35 Stunden, 2. Valverde 0:11 Minuten zurück, 3. Luis Leon Sanchez 0:25, 4. Roman Kreuziger (Tschechien/Liquigas) 0:26, 5. Samuel Sanchez 0:30, 6. Voigt 0:35, 7. Rodriguez 0:37, 8. Taaramae 1:07, 9. Jean-Christophe Péraud (Frankreich/Omega-Lotto) 1:16, 10. Jérôme Coppel (Frankreich/Saur Sojasun) 1:17, … 16. Schleck 3:02