/ Radsport / ALAD-Verwaltungsrat hat sich gestern getroffen: Die Akte Schleck bleibt vorerst geöffnet
Gestern hat sich der Verwaltungsrat der Luxemburger Antidoping-Agentur getroffen, um über weitere Schritte zum Fall Frank Schleck zu beraten. Ergebnis: Vorerst keines. Das Dossier bleibt offen, man will weitere Informationen einholen.
Kim Hermes
Zur Erinnerung: Am 1. Oktober war der CSC-SaxoBank-Fahrer mit seinem Anwalt Albert Rodesch bei der Luxemburger Antidoping-Agentur vorstellig geworden. Er sollte sich zu einer Überweisung aus dem März 2006 äußern, als er rund 7.000 Euro auf ein Schweizer Nummernkonto überwiesen hatte, dessen Inhaber der Doping-Arzt Eufemiano Fuentes gewesen ist.
Im Anschluss an die Anhörung verkündete Schlecks Rechtsbeistand, man habe im Detail auf die Fragen geantwortet. Scheinbar stellte das aber den Verwaltungsrat der Luxemburger Antidoping-Agentur noch nicht völlig zufrieden. Zumindest nicht genug, um das Dossier endgültig zu den Akten zu legen. Schleck hatte angegeben, nie gedopt und es auch nie versucht zu haben. Das Geld, so ließ er später in einer Erklärung an die Presse verlauten, sei für ein spezifisches Trainingsprogramm bestimmt gewesen. Die Zusammenhänge seien dem Mondorfer damals – beim einzigen „Kontakt“ mit Fuentes – noch nicht klar gewesen.
Weitere Informationen
Gestern wurde der Verwaltungsrat der ALAD dann detailliert über Schlecks Aussagen vom 1. Oktober ins Bild gesetzt und die Sitzung dauerte bedeutend länger als die Anhörung von Frank Schleck. Die Pressemitteilung war im Vergleich dazu reichlich kurz geraten und beschränkte sich auf das Wesentliche. Nach eingehender Analyse habe man sich darauf verständigt, weitere Informationen auf verschiedenen Ebenen einzuholen („de procéder à des compléments d’instruction à différents niveaux“). Ansonsten hielt sich die Luxemburger Antidoping-Agentur weitgehend bedeckt.
Was die ALAD genau wissen will, darüber kann nur spekuliert werden. Wahrscheinlich ist, dass man über den Mittelsmann ins Bild gesetzt werden will, der Schleck damals auf das ominöse Trainingsprogramm gestoßen hat. Denn darüber schweigt sich der Mondorfer einstweilen noch aus, „um niemanden reinzureiten, der es damals vielleicht auch nicht besser wusste“, so die Begründung in einem RTL-Interview.
Dass man vielleicht auch, wie der Mondorfer angeboten hatte, seine restlichen Kontobewegungen einsehen will, um sicherzustellen, dass es bei diesem Kontakt blieb, oder die Möglichkeiten eines DNA-Abgleichs mit bei Fuentes sichergestellten Blutbeuteln (auch das hatte Schleck angeboten) abtasten will, scheint ebenfalls im Bereich des Möglichen zu liegen. Wie dem auch sei, das „leidige Dossier“, wie es Schlecks Anwalt formuliert hatte, bleibt vorerst weiter offen.
Damit hat die ALAD eine Art Mittelweg eingeschlagen. Eine Möglichkeit wäre nämlich gewesen, die Affäre einfach zu den Akten zu legen, die andere, das Ganze an den „conseil de discipline“ weiterzuleiten. Das wäre die nächsthöhere Instanz, die im Fall der Fälle über ein Strafmaß zu befinden hätte.
Auch dafür scheint der derzeitige Informationsstand der ALAD noch zu dünn zu sein. Die ALAD will jedenfalls „konsequent und mit der angezeigten Schnelligkeit“ vorgehen, auch im Interesse des Betroffenen, Frank Schleck. Der wurde nämlich von seinem Team CSC-SaxoBank vorübergehend aus dem Rennprogramm genommen. Solange, bis sein Fall geklärt ist. Mit der Lombardei-Rundfahrt steht aber eh nur noch ein Rennen aus, bevor die Saison endet.
Einen Termin für eine nächste Zusammenkunft des ALAD-Verwaltungsrates gibt es allerdings noch nicht. Wenn man weitere Ermittlungsergebnisse zusammengetragen hat, will man sich erneut zu Beratungen treffen. Vielleicht wird dann auch eine Entscheidung getroffen.
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