„Platz für alle“

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OMNISPORT - Nationales Fußballstadion, Velodrom, INS und die Sportpolitik im Allgemeinen - das waren die Themen über die sich das Tageblatt mit Sportminister Romain Schneider unterhielt.

Die Olympischen Winterspiele sind vorbei, ein neues – drittes – Projekt für ein nationales Fußballstadion wurde vor kurzem präsentiert, und außerdem ist der neu-alte Sportminister Romain Schneider in dieser Eigenschaft in der neuen Regierungsmannschaft nun wieder Chef eines eigenständigen Ministeriums und nicht „nur“ eines „département ministériel“, das ein „Anhängsel“ des Bildungsministeriums war.

Mehr als genug Gründe für ein ausführliches Gespräch. Hier einige Auszüge. Das integrale Interview mit Aussagen zu Velodrom, INS und der Sportpolitik im Allgemeinen lesen Sie in der Tageblatt-Dienstagausgabe (25.02.14), sowie als Epaper.

Tageblatt: Herr Minister, die Olympischen Winterspiele sind vorbei. Wie bewerten Sie Sotschi 2014, auch politisch?

Romain Schneider: „Olympia ist immer anders, speziell, es ist ein absolutes Highlight; daher gibt es sehr viele persönliche Schicksale, Emotionen, Überraschungen, Comebacks – eben alles, was den Sport ausmacht, und das auf einem hohen sportlichen Niveau. Die Sportstätten waren top, das Wetter manchmal ‚limite‘, glücklicherweise ist es ruhig geblieben … So habe ich die Spiele aus der Distanz, via TV und Medien, gesehen: der Sport stand im Mittelpunkt.“

Sie hatten nie geplant, nach Sotschi zu reisen. Nervt es Sie, dass diese Tatsache doch zu einem gewissen Moment als Neuigkeit hochgespielt wurde?

„Sotschi ist nicht gerade ‚la porte à côté‘, da muss man den Zeit- und Kosten-Faktor beim Planen berücksichtigen. Die Chance auf eine Luxemburger Beteiligung war als eher klein anzusehen, deshalb fiel die Entscheidung, nicht hinzureisen, bereits in der vorigen Amtsperiode, lange vor dem Termin. Natürlich war ich froh, dass sich Kari Peters dann doch qualifizierte, und habe ihm selbstverständlich auch alles Gute gewünscht.“

National prägte während Olympia ein Thema die Sportaktualität: das Fußball-Nationalstadion. Die neue Regierung prüft vieles erneut, stellt frühere Entscheidungen in Frage, siehe Beispiel neue Ackerbauschule. War das Fußball-Nationalstadion wirklich schon während der Koalitionsverhandlungen ein Thema?

„Im Moment wird vieles durcheinander gebracht in der Öffentlichkeit, deshalb hole ich etwas weiter aus. Worum geht es eigentlich? Nach der Entscheidung für das Stade Josy Barthel habe ich immer gesagt: es muss möglich sein. Wird es nicht zu teuer? Ist die Sicherheit garantiert? Ist genügend Parkraum da, kann der Verkehr bewältigt werden, klappt die Anbindung an den öffentlichen Transport? In den Koalitionsverhandlungen haben wir festgehalten: das muss alles überprüft werden. Lange war aber kein anderer Standort in Aussicht als der bestehende. Beim Erstellen des Vorprojekts wurde beispielsweise festgestellt, dass wir beim geplanten Tiefer-legen des Spielfelds eventuell auf Fels gestoßen wären; das wäre ein mögliches Problem geworden. Die Pressekonferenz musste ganz einfach abgehalten werden, um die ins Kraut schießenden Spekulationen betreffend den Standort zu beenden. Nun müssen wir schauen: kann es schnell gehen? Was kostet es?“

Öffentliche Meinung überzeugen

Was passiert, sollte die UEFA das Stade Josy Barthel mit einer Sperre belegen?

„Das, was auch passiert wäre, wenn wir jetzt anfangen würden, das Stade Josy Barthel abzureißen, um es umzubauen: Wir müssen im nahen Ausland – Metz – nach einer Ausweichmöglichkeit suchen. Ich denke, die UEFA würde dies möglich machen.“

Wenn das der Fall wäre, käme das nicht einer Bankrotterklärung der Politik gleich? Nun das dritte Projekt seit 2009, und noch immer nichts passiert?

„Generell, wenn es in Luxemburg um nationale Sportinfrastrukturen geht, ist immer alles negativ behaftet. Nach der Stadion-Pressekonferenz habe ich kaum positive Reaktionen gehört. Sollten wir nach Metz ausweichen müssen, stellt sich die Frage: Wieso muss immer alles haarklein bis ins allerletzte Detail hinterfragt werden, jeder Fehler, jeder mögliche Haken bei der Sache gesucht werden? Ich sage: dann ist es eben so. Liwingen hatte Vor- und Nachteile, der Umbau des Stade Josy Barthel auch. Die Fußballwelt muss helfen, wir brauchen nicht nur die Stimme ihres Präsidenten, sondern die Stimmen aller: Die öffentliche Meinung muss überzeugt werden.“

Wieso ist das so? In der Regierungserklärung 2010 kündigte Premier Jean-Claude Juncker gleichzeitig an, drei Lyzeen und das Velodrom würden aufgeschoben werden. Über das Velodrom sprach jeder, über das eigentlich Wichtigere niemand. Wieso? Spricht da Neid?

„Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht eine Antwort: weil es so einfach ist. Viele Leute haben mit Sport nichts am Hut, die wollen das dann einfach nicht. Dabei gibt es in einer Gesellschaft unheimlich viele Facetten, jeder soll und muss seinen Platz haben. Ich habe mich stets davor gehütet, Kultur und Sport irgendwie gegeneinander auszuspielen. In einer Gesellschaft muss Platz für alle sein.“