/ Peking 2008 / Tischtennis: Chinesische und luxemburgische Qualitäten
Etwas überraschend war auch Ni Xia Lian zum gestrigen COSL-Empfang in der Botschaft gekommen, stand doch eigentlich eine Trainingseinheit auf ihrem Programm. Im Schlepptau hatte Ni ihre neue Trainerin Bu Qi Juan (siehe Kasten). Die muss bei den Spielen den abgereisten Tommy Danielsson als Coach ersetzen.
Aus Peking berichten Philip Michel (Texte) und Roland Miny (Fotos)
Ni war guter Dinge, der tragische Unfalltod der Tochter ihres Lebensgefährten ist allerdings nicht spurlos an ihr vorbeigezogen. Deshalb beschränkt sich auf Bitte der Verantwortlichen des COSL folgendes Gespräch mit Ni Xia Lian auf rein sportliche Fragen.
Tageblatt: Am Mittwoch geht es los. Inzwischen ist auch gewusst, welche Gegnerinnen in Frage kommen. War es eine gute Auslosung für Sie?
Ni Xia Lian: „Auf den ersten Blick schon. Es müsste zunächst gegen die Taiwanesin I-Hwa Huang gehen.“
„T“: Und anschließend gegen Ihre Teamkollegin Li Jiao …
N.X.L.: „Damit beschäftige ich mich noch nicht. Auf diesem Niveau muss man ein Spiel nach dem anderen angehen. Und I-Hwa Huang ist immerhin lediglich rund 10 Weltranglistenplätze hinter mir platziert. Wenn ich sie schlage, dann bin ich schon sehr glücklich. Aber ich will auch noch weiterkommen, weil ich Li Jiao gut kenne und weil ich glaube, dass ich sie schlagen kann. Aber Schritt für Schritt. Das erste Spiel ist gefährlich. Die Gegnerin hat schon ein Match bestritten und durch den Sieg Selbstvertrauen getankt. Ich allerdings muss erst in das Turnier reinkommen. Aber ich darf auch nicht zu sehr nach den Gegnern schauen, sondern mich auf meine Stärken konzentrieren.“
„T“: Sie sind jetzt 45 Jahre alt. Kann man da in einem Turnier, wie die Olympischen Spiele es sind, überhaupt noch mithalten?
N.X.L.: „Na, das will ich doch meinen. Im Tischtennis geht es vor allem um Taktik und um Technik. Das ist das Schöne an dieser Sportart. Und der Vorteil für mich. Man lernt immer noch dazu.“
„T“: Hätten Sie vor vier Jahren jemals gedacht, hier in Peking an Ihren zweiten Spiele nach Sydney 2000 teilzunehmen?
N.X.L.: „Niemals. Vor der EM im vergangenen Jahr wusste ich nicht so recht, welches Niveau ich noch hätte. Ich kam ins Finale und habe realisiert, dass ich mithalten kann. Und da war ich körperlich noch nicht in bester Verfassung. Ich war mir meiner Sache aber trotzdem nicht ganz sicher. Erst als ich definitiv qualifiziert war, wurde es mir klar. Und seitdem wird voll trainiert. Aber wie gesagt, noch vor einem Jahr war das alles noch undenkbar für mich.“
„T“: Was ist das für ein Gefühl, in Ihrem Heimatland an den Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen?
X.L.N.: „Es ist ein schönes Gefühl, jetzt hier zu sein und in Beijing zu starten.“
„T“: Sind Sie nicht allzu sehr nervös bzw. der Druck nicht zu groß?
X.L.N.: „Am Anfang war ich sehr ruhig. Aber jetzt, da ich in Peking bin (am Samstag ist Ni vom Trainingslager in Shanghai angereist), ist die Anspannung doch zu spüren. Ich will meine doppelten Qualitäten unter Beweis stellen: Meine chinesische Qualität, die gute Technik. Und meine luxemburgische Qualität, die Cleverness. Was den Druck angeht, so probiere ich nicht, zu sehr daran zu denken. Man muss sich auf den Sport konzentrieren. Aber auf der anderen Seite weiß ich natürlich, dass das Viertelfinale mit dieser Auslosung durchaus drin ist. Da ist es schwierig, cool zu bleiben. Aber wie gesagt, ein Schritt nach dem anderen.“
Akkreditierungs-Prozedur abgeschlossen: Bu Qi Juan coacht Ni Xia Lian Bu Qi Juan heißt die Trainerin von Luxemburgs Tischtennis-Ass Ni Xia Lian bei den Olympischen Spielen in Peking. Nach der Abreise von Tommy Danielsson, dessen Tochter bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war, wird Bu dessen Rolle einnehmen. Bu Qi ist laut „chef de mission“ Heinz Thews „eine erfahrene Trainerin“ aus einem Trainingszentrum in Nis Heimatstadt Shanghai. Bu kennt Ni Xia Lian lange und gut und war auch in ihre Olympia-Vorbereitung teilweise involviert. Sie leitet die professionelle Tischtennis-Schule in Shanghai und hat als aktive Spielerin einen Vizeweltmeistertitel im Doppel vorzuweisen. |
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