/ Paul Philipp: „Yves Bourgnon war keine Hilfe“
Christophe Junker
Nach Yves Bourgnon, der am Donnerstag im Tageblatt-Interview Werbung in eigener Sache machen konnte, hat heute Freitag der seit Kurzem 60-jährige Paul Philipp das Wort.
Tageblatt: Vorweg, ihr Widersacher auf den FLF-Präsidentenposten, Yves Bourgnon, verteidigt seinen – finanziellen – Wahlkampf mit den Argumenten, dass er seine Prämien, die er als UEFA-Delegierter erhalte, nur an die Vereine weiterreiche. Sie dagegen nicht.
Paul Philipp: „Kann ich auch nicht, ich bin nämlich noch nie UEFA-Delegierter gewesen. Das müsste Herr Bourgnon eigentlich wissen. Da er aber viel unterwegs ist, daher auch nicht so oft an unseren Sitzungen teilnehmen kann, bekommt er wohl nicht immer alles mit. Die Vereine müssen entscheiden, ob er sie auf diesem Weg überzeugen konnte. Die Vereinsverantwortlichen sind mit Sicherheit groß und alt genug, um das zu machen.“
Wahlkampf eher ungewöhnlich
„T“: Dass es heutzutage überhaupt noch einen Wahlkampf bei einem Luxemburger Sportverband gibt, ist doch eher ungewöhnlich geworden. Wie beurteilen Sie diese Situation?
P.P.: „Um das große Wort Demokratie zu gebrauchen, würde ich sagen: Das ist eine normale Situation. Ob es aber normal ist, dass einer, der Vizepräsident bei der FLF ist, gerne Präsident werden will … YSiehe auch: Kommentar
PAUL PHILIPP STECKBRIEF
o Geboren am 21.10.1950
o Beruf: Angestellter des Sportministeriums auf INS
o Profi-Karriere: Union Saint-Gilloise (1970-1974, 1976-1980), Standard Liège (1974-1976), RSC Charleroi (1980-1983)
o Länderspiele/Tore: 54/4
o Nationaltrainer von September 1985 bis Oktober 2001
o FLF-Präsident seit dem 14. Februar 2004
Präsidentschaftswahlen 2004 (14. Februar in Walferdingen): 1. Wahlgang (645 Stimmen/10 Enthaltungen): Paul Philipp (Spora) 341, Henri Roemer (Wiltz) 294 ves Bourgnon ist seit acht Jahren dabei und hat während sechs Jahren, seit ich Präsident bin, keinen Input gegeben, das scheint mir recht arg zu sein. Das ist nun mal so und das muss man auch realistisch so sehen.“
„T“: Yves Bourgnon beschwert sich, dass keiner seiner Vorschläge angenommen wurde.
P.P.: „Wenn das so sein sollte, und das seit sechs Jahren, also ich wäre nicht mehr dabei.“
„T“: Wo ist also der Haken bei der Sache?
P.P.: „Bei der FLF handelt es sich um den größten Luxemburger Sportverband. Wir fangen jetzt nicht an, uns lächerlich zu machen und Puppen zu verteilen oder Leuten etwas an ihre Autoantenne zu heften. Der Fußball soll Freude bereiten, er ist aber eine ernsthafte Angelegenheit. Ich spreche auch im Namen aller anderen Verwaltungsratsmitglieder, wenn ich sage, dass wir wohl manchmal in den Schlagzeilen sind, wir uns aber nicht lächerlich machen wollen.“
„T“: Herr Bourgnon will die BGL Ligue auf acht Vereine reduzieren, u.a. auch mit dem Argument, dass Sie nur FLF-Präsident wurden, weil Union und Spora Ihnen damals ihre Stimmen gaben, weil Sie die Nationaldivision für eben diese Vereine auf 14 aufgestockt haben.
P.P.: „Die alte Leier: Mehr Qualität, weniger Quantität. Vor zehn, 15 oder 20 Jahren gab es ganz andere Regeln. Es gab u.a. eine Ausländerklausel. Es gab massig Platz für Luxemburger Spieler. Von acht Teams war meinerseits nie die Rede. Wir haben derzeit jedes Jahr maximal vier Teams, die am Europapokal teilnehmen können. Das wäre bei acht Mannschaften also die halbe Liga. Vier Teams würden also Jahr für Jahr an die finanzielle Flasche gelegt und der finanzielle Graben zu den restlichen Mannschaften würde immer größer werden. Ein Verein, der nicht wenigstens manchmal unter die ersten vier kommt, wird diesen Graben nie mehr überwinden können. Das ist nur ein Punkt. Bei acht Teams werden nur noch mehr Ausländer gekauft.“
Missbrauch und unsaubere Mittel
„T“: Lottolux wurde von Herrn Bourgnon wieder ins Spiel gebracht.
P.P.: „’Wat den Här Bourgnon do seet, als relativ culotéiert. Den Här Bourgnon war während deene sechs Joer ënnert menger Présidence am Conseil d’administration vun der Lottolux.‘ Wir haben versucht, Transparenz in die ganze Sache zu kriegen. Das war nicht einfach. Schade, dass dieses Problem wieder aufgeworfen wurde. Lottolux wird jetzt im Wahlkampf missbraucht.“
„T“: Handelt es sich denn noch um einen sauberen Wahlkampf?
P.P.: „Keinesfalls.“
„T“: Haben Sie Angst vor Ihrem Gegenkandidaten?
P.P.: „Nein, Angst habe ich mit Sicherheit nicht, ich respektiere ihn. Es ist allerdings höchste Zeit, dass wir endlich Samstag haben. So wird der Fußball nämlich missbraucht. Wir sollten auf keinen Fall vergessen, dass morgen nicht nur eine Person gewählt wird. Denn ab kommendem Montag muss diese Person den Luxemburger Fußballverband führen und regieren. Ich stelle die Frage noch mal ganz bewusst: Welcher Präsident und welcher Verwaltungsrat sitzen ab Montag in Monnerich? Die Antwort geht weit über die Personen Philipp und Bourgnon hinaus. Eines aber kann ich ihnen sagen: Yves Bourgnon war uns in den letzten sechs Jahren keine Hilfe, so viel steht fest.“
„T“: Yves Bourgnon will in Zukunft sehr vieles mit Geld regeln. Die FLF habe genug davon, nämlich fünfeinhalb Millionen.
P.P.: „Natürlich, die FLF soll alles bezahlen. Etwas anderes kann er auch nicht sagen, alles andere wäre unpopulär. Vor der Krise hat man uns auch geraten, das Geld anders anzulegen als mit einem derzeit niedrigen Zinssatz. Ich will nicht wissen, wie wir jetzt dastehen würden, wenn wir das tatsächlich getan hätten. Wir würden bereits längst im Flieger sitzen mit einem unbekannten Ziel. Wir wachen über das Geld des Luxemburger Fußballs ‚en bon père de famille‘. Dass wir so viel Geld haben, ist doch ein gutes Zeichen. Diese Summe entsprachen allerdings nur einem Jahresbudget. Ich werde jedenfalls eines nicht tun: Schiedsrichter und Bénévolat mit diesem Geld versuchen zu ködern. Dadurch wird es nicht besser. Wir können natürlich das ganze Geld auch innerhalb von zwei Jahren ausgeben und sagen: ‚après nous le déluge‘.“
„T“: Anderes Thema: Kann Sie die Affäre Guy Hellers Stimmen kosten?
P.P.: „Das weiß ich nicht. Ich werde jedenfalls beim Kongress erstmals Stellung dazu beziehen. Sein Rücktritt – wir sollten nicht vergessen, dass er einen Vertrag hatte, der bis zum 31. Dezember 2011 datiert war – hat uns alle überrascht.“
Nicht der Typ für das Spektakuläre
„T“: Welches sind die positiven und die negativen Punkte Ihrer Arbeit in den letzten vier Jahren?
P.P.: „Wir haben bestimmt auch oft Fehler gemacht, diese aber spätestens am Tag darauf versucht, wieder auszubügeln. Als wir anfingen, wussten wir nicht mal, ob die Meisterschaft zu Ende gespielt werden könnte. Wir hatten Lottolux am Hals. Die Fenster in der FLF waren zu dem Zeitpunkt sehr dunkel gefärbt. Bei den Statuten wusste man nicht, wo links oder rechts war. Wir haben jetzt einen Partner (Loterie Nationale, d. Red.), dank dem wir langfristig abgesichert sind. Ich bin nicht der Typ für das Spektakuläre. Ich kann jetzt auch hingehen und sagen: In zwei Jahren haben wir das neue Stadion. Ein Projekt, das wir auch mit angeleiert haben und das uns viel Kraft gekostet hat. Der nächste Schritt ist nun, den Masterplan noch diesen Herbst der Öffentlichkeit vorzustellen.“
„T“: Wann wird denn dort Fußball gespielt?
P.P.: „In meiner Naivität dachte ich anfangs 2012, 2013. Ich habe mich aber jetzt auch informiert und weiß, dass der Prozedurenweg zwei Jahre dauern kann. Wenn der Bagger dann mal fährt, sind wir auf der gewonnenen Seite.“
„T“: 2014?
P.P.: „Ich bin guter Dinge für 2014.“
„T“: Unter dem Präsidenten Paul Philipp?
P.P.: „Den Anstoß würde ich natürlich dann gerne vornehmen. Ob ich mich dann zurückziehe … das ist alles noch sehr weit weg.“
„T“: Wer wird FLF-Präsident?
P.P.: „Ich hoffe, der Fußball geht aus diesem Wahlkampf als Sieger hervor.“
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