Paul Philipp: „Eine Ausnahme““

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Während einer Scolaires-Begegnung ist am vergangenen Samstag in Wormeldingen der Schiedsrichter von einem Zuschauer angegriffen worden (Das Tageblatt berichtete exklusiv in seiner Montag-Ausgabe (21.11.).

Vor der Begegnung in der Ehrenpromotion zwischen Wormeldingen und Canach trafen die heimischen Scolaires auf ihre Alterskollegen aus Mondorf. Als der Unparteiische kurz vor Spielende ein abseitsverdächtiges Tor zugunsten des Nachwuchses des FCKW anerkannte, griff der Großvater eines Mondorfer Jugendspielers den Referee an.

Falsche Wertevermittlung

Die US Mondorf zeigte sich am Montag entsetzt über die Geschehnisse in Wormeldingen. Im RTL-Interview ging Christian Strasser auf das Fehlverhalten des Angreifers ein: „Egal welche Fehlentscheidung es gegeben haben soll, das sind Sachen, die soll man im Fußball nicht sehen. Umso erstaunlicher ist es, wenn so etwas bei den Scolaires passiert und es ein Großvater eines Spielers gewesen sein soll.“

Die Person ist in Mondorf weder im Verein tätig noch lizenziert. Demnach wird es schwer, den Mann für seine Tat verantwortlich zu machen und ihn von den Spielfeldern zu verbannen.

Strasser unterstrich, dass es gerade in den Jugendkategorien darum gehe, die richtigen Werte zu vermitteln, und dass solche Aktionen sicherlich nicht dazu beitrügen, den Nachwuchs dabei zu unterstützen.

(chd)

Laut Charles Schaack, Präsident der FLF-Schiedsrichter-Kommission, ist „der Schiedsrichter nicht berührt worden. Es sind sofort andere Zuschauer herbeigeeilt, um die Situation zu entschärfen. Der Schiedsrichter hat auch nicht angezeigt, geschlagen worden zu sein. Die Mondorfer haben sich bereits in aller Form für das Verhalten eines ihrer Anhänger entschuldigt.“

Im Interview erklärt FLF-Präsident Paul Philipp, wie es um die Sicherheit von Unparteiischen, Spielern und Fans auf und neben dem Rasen steht.

„Tageblatt“: In unserer Montag-Ausgabe berichteten wir über einen Vorfall beim Scolaires-Spiel der Entente Wormeldingen gegen Mondorf. Dort attackierte ein Mann den Unparteiischen. Sind Sie schockiert?

Paul Philipp: „Ich kenne keine Details. Es ist allerdings sehr erschreckend, so etwas zu erfahren. Wir müssen abwarten, was wir aus dem Bericht herausnehmen können. So wie man es mir berichtet hat, ist der Schiedsrichter nicht geschlagen worden. ‚Wann et nëmme Bedrohunge waren, geet dat och schonn duer.‘ Wir wollen nun auch keinen Sturm auslösen.“

Wie wird es in diesem Dossier nun weitergehen?

„Das wird alles seinen normalen Weg gehen. Erst einmal wird der Schiedsrichterbericht von unseren Gerichtsinstanzen geprüft und gegebenenfalls weitere Untersuchungen in die Wege geleitet.“

Gerade im Nachwuchsbereich werden oft junge oder unerfahrene Schiedsrichter eingesetzt …

„In diesem Fall war es ein älterer Herr, der seine Arbeit aus Idealismus getan hat.“

Läuft der Verband durch solche Zwischenfälle Gefahr, weitere Schiedsrichter zu verlieren?

„Solche Aktionen bleiben glücklicherweise die Ausnahme. Jedes Wochenende gibt es 100 Spiele, bei denen nichts passiert. Darüber wird natürlich nicht berichtet, da es niemanden interessiert. Aber einmal ist in diesem Fall auch einmal zu viel. So etwas darf einfach nicht vorkommen.“

Denken Sie, dass die Unparteiischen hier in Luxemburg sicherer sind als im Ausland?

„Sie sind viel weniger Gefahren ausgesetzt. Trotzdem sind wir dadurch auch nicht auf der gewonnenen Seite. In Deutschland hat man beispielsweise neutrale Zonen eingeführt, damit die Eltern eine gewisse Distanz zum Spielfeld einhalten. So weit ist es bei uns noch nicht. Proportional gesehen stehen wir recht gut da.“

In der BGL Ligue sollen manche Fan-Gruppierungen den Zuschauern Angst einflößen, wie Le Quotidien am Wochenende berichtete.

„Ich nenne das ein ‚problème de riches‘. Am Sonntag habe ich mir das Spiel zwischen dem RFCUL und Grevenmacher angesehen. Da ist während der 90 Minuten nichts passiert, außer eben, dass gesungen wurde. Wer nun auf der Tribüne schlafen möchte, den könnte das eventuell stören. Dass neben den Spielfeldern mal gepöbelt und gestänkert wird, ist nichts Neues. Das gab es bereits vor 50 Jahren. Ich denke nicht, dass es hierzulande zu viele Emotionen auf den Rängen gibt. Zahlenmäßig liegen wir weit unter dem Ausland, auch wenn einige das manchmal kopieren möchten.“