SportpolitikOrdentlicher Kongress des COSL: Vereinssterben, Safeguarding und ein Jubiläum

Sportpolitik / Ordentlicher Kongress des COSL: Vereinssterben, Safeguarding und ein Jubiläum
Zum olympischen Jubiläum von Großherzog Henri wurden beim Kongress des COSL ausschließlich harmonische Töne angeschlagen Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Stand beim ordentlichen Kongress des Nationalen Olympischen Komitees im vergangenen Jahr vor allem die Unzufriedenheit mit der Zusammenarbeit des Sportministeriums im Mittelpunkt, sah dies zwölf Monate später beim Kongress in Bridel ganz anders aus. COSL und Sportministerium waren sich am Samstag einig, dass alle an einem Strang ziehen müssen, um den Sport voranzubringen.

Jubiläum

Der Kongress des COSL stand ganz im Zeichen des 25. Jubiläums von Großherzog Henri als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees. Neben Glückwünschen von COSL-Präsident André Hoffmann und Sportminister Georges Engel ließ es sich auch IOC-Präsident Thomas Bach nicht nehmen, dem luxemburgischen Staatsoberhaupt zu seinem olympischen Geburtstag zu gratulieren, dies per Videobotschaft. Dabei hob Bach vor allem das Engagement von Großherzog Henri in der „Commission de la solidarité olympique“ hervor. Zu diesem 25. Jubiläum wurde ebenfalls am Samstag eine Zwei-Euro-Gedenkmünze präsentiert. 

Luxemburger Haus in Paris

Die Olympischen Spiele 2024 in Paris werfen bereits ihre Schatten voraus und so verkündete André Hoffmann, dass das COSL bemüht ist, hier ein luxemburgisches Haus auf die Beine zu stellen. So etwas, das bei größeren Nationen inzwischen Standard ist, gab es für Luxemburg bei Olympia bisher noch nicht. Ein solches Haus soll ein zentraler Treffpunkt für die Delegation und ihre Partner werden und ist eine weitere Möglichkeit, sich der Welt zu präsentieren. „Der Sportminister unterstützt uns hier tatkräftig, doch bekanntlich gibt es nichts umsonst und auch andere Ministerien müssen in dieser Sache einverstanden sein, sich am Budget zu beteiligen“, betonte der COSL-Präsident. Sportminister Georges Engel zeigte sich in dieser Sache seinerseits optimistisch. „Ich gehe stark davon aus, dass wir am 31. März im Regierungsrat eine Entscheidung treffen können. Es scheint hier jedenfalls in die richtige Richtung zu gehen.“ 

Was die Olympischen Spiele 2024 betrifft, so bedauerte Hoffmann schließlich noch die Ankündigung der CFL, dass während dieser Zeit aufgrund von Arbeiten an der Hammerel-Brück in Bettemburg kein TGV zwischen Luxemburg und Paris fahren soll. Das COSL will somit versuchen, in dieser Sache zu intervenieren: „Es müsste doch möglich sein, der CFL nahezulegen, dies um drei Wochen zu verschieben, vor allem wenn das mit dem Luxemburger Haus etwas werden sollte und sich Luxemburg der Welt dort präsentieren möchte.“

Licence unique

Bei der „Licence unique“ geht es um die sogenannte universelle Lizenz, mit der Kinder und Jugendliche in beliebig vielen Vereinen und Sportarten antreten können. Das Projekt ist in den vergangenen Jahren immer wieder thematisiert worden. Beim COSL ist man nach der Evaluation einer Expertengruppe nun jedoch zum Entschluss gekommen, dass diese kaum Sinn macht. „Es werden hier keine Initiativen stattfinden“, erklärte André Hoffmann. „Doch es gibt Elemente bei den derzeitigen Lizenzen, bei denen es sicherlich Verbesserungsbedarf gibt, wie zum Beispiel dem ‚médico sportif’.“ Hiermit meint der COSL-Präsident, dass das Zertifikat von der einen auf die andere Sportart übertragen werden kann und somit nicht für jede weitere Lizenz neu erstellt werden muss. Ein größeres Problem in der Vergangenheit war bekanntlich, dass man für einen Termin im „médico sportif“ teils längere Wartezeiten in Kauf nehmen musste.

Congé sportif

Die Krise des „bénévolat“ ist seit Jahren eines der Hauptthemen im nationalen Sport. So wird der „Congé sportif“ für „bénévoles“ auf vielen Seiten heiß erwartet. Sportminister Georges Engel hatte dann auch gute Nachrichten im Gepäck, denn am 31. März soll dieser Gesetzesentwurf nun auf der Tagesordnung des Regierungsrates stehen.

Bei den Verbänden gab es am Samstag kaum Nachfragen
Bei den Verbänden gab es am Samstag kaum Nachfragen Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Vereinssterben

Sportminister Georges Engel sprach am Samstag von einem regelrechten Vereinssterben im Luxemburger Sport und präsentierte als Beweis dafür die Entwicklungszahlen der vergangenen 20 Jahre. Gab es 2002 noch 1.534 Sportvereine, so ist die Zahl bis 2022 auf 1.311 gesunken. „Das bei einem Bevölkerungswachstum von quasi 400.000 Menschen!“ Für den Sportminister geht diese Hand in Hand mit der des „bénévolat“. Die Reform des „Congé sportif“ reicht hier nach Meinung von Engel dann auch nicht aus.

In diesem Sinn sollen die „Subsides qualité +“ noch einmal erweitert werden. Diese Beihilfen erhalten Vereine bekanntlich, wenn sie professionelle Trainer engagieren. 3,9 Millionen an Beihilfen wurden so im vergangenen Jahr in diesem Rahmen vergeben. Und auch eine dritte Maßnahme stellte Engel noch vor. „Die Anforderungen werden höher, die Zeit gleichzeitig weniger. So müssen auch die ‚bénévoles’ unterstützt werden. Die einzige Lösung, die uns da bleibt, ist eine Professionalisierung, bei der man Hand in Hand mit den Freiwilligen arbeiten muss.“ Ein großes Problem sieht der Sportminister darin, dass viele Vereine hierfür noch nicht bereit und die Berufe im Bereich des Sports in Luxemburg kaum noch anerkannt sind. Im Rahmen des Projektes „Pro Sport“ soll den Vereinen somit gegen Bezahlung Personal zur Verfügung gestellt werden, sowohl auf Trainer- als auch auf administrativer Ebene. Als Beispiel nannte Engel hier die Sportarten Judo und Badminton, die auf Verbandsebene mit ähnlichen Projekte funktionieren. Im Judo ist die Zahl der Starter bei den Meisterschaften in den vergangenen vier Jahren damit von 207 auf 350 gestiegen, beim Badminton die Zahl der Lizenzen sogar um 77 Prozent.

Doch auch die Beihilfen für die verschiedenen Posten in den Verbänden wurden für dieses Jahr überarbeitet und sind bis auf maximal 85.000 Euro erhöht worden.

Safeguarding

Es ist ein Thema, dass nicht zuletzt durch den Missbrauchsskandal im US-amerikanischen Kunstturnen weltweite Aufmerksamkeit erlangte. Auch in Deutschland wurden in den letzten Monaten immer mehr Fälle von Missbrauch und Gewalt im Sport öffentlich. „Es geht darum aufzupassen, dass unseren Kindern und Jugendlichen beim Sport nichts passiert, das reicht von Belästigung, physisch und moralisch, über Doping und andere Gefahren,“ erklärte André Hoffmann. Während es im Ausland inzwischen Anlaufstellen gibt, fehlt eine solche in Luxemburg noch immer. Georges Engel versprach, dass dieses Thema innerhalb des Sportministeriums absolute Priorität erhalten wird und die Verbände sich nicht einzeln darum kümmern müssen. „Wir werden schauen schnellstmöglich den ‚National Safeguarding Officer’ zu ernennen.“

Arbeitsrecht

Ein Thema, dass André Hoffmann ebenfalls Sorgen bereitet ist das Arbeitsrecht: „Wie sieht es mit Sonntagsarbeit aus, wie mit Überstunden? Der Sport findet vor allem am Wochenende statt, sind wir hier konform oder nicht? Hier müssen wir den Statut vom Sport in den Griff kriegen.“ Es ist auch ein Thema, das nicht an Georges Engel vorbeigegangen ist. „Es ist in vielen anderen Bereichen ebenfalls aktuell, sei es bei Museen oder im Tourismus. Hier sollen alle betroffen Ministerien zusammenkommen um klare Definitionen auszuarbeiten und im ‚Code du Travail’ zu vermerken. 

Russland-Frage

Sollen russische und belarussische Sportler an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen dürfen? In der kommenden Woche möchte das IOC seine Leitlinien in der Russland-Frage bekanntgeben. Bisher hat das COSL sich in dieser Frage noch nicht geäußert. Auf Nachfrage von FLNS-Präsident Stacchiotti gab André Hoffmann zu, dass dies ein sehr heikles Thema sei. „Wir haben bisher auf eine öffentliche Position verzichtet, schauen uns aber genau an, wie sich zum Beispiel unsere Nachbarn positionieren.“ Deutschland hat sich etwa gegen eine Teilnahme ausgesprochen, würde im Falle der Teilnahme russischer und belarussischer Sportler die Olympischen Spiele jedoch auch nicht boykottieren. Eine Position, die sich auch Hoffmann für Luxemburg vorstellen könnte. „Wir wären nicht erfreut, wenn diese Sportler dabei wären, müssen aber auch andere Argumente akzeptieren.“