Formel 1Orange Party in Zandvoort: Verstappen gewinnt Heimrennen und lässt seine Fans jubeln

Formel 1 / Orange Party in Zandvoort: Verstappen gewinnt Heimrennen und lässt seine Fans jubeln
Der Niederländer führt die WM-Wertung wieder an Foto: Kenzo Tribouillard/AFP

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Heimsieg, Zandvoort trägt Orange: Max Verstappen bringt seine Fans völlig zum Ausrasten. WM-Titelverteidiger Lewis Hamilton und Mercedes versuchten alles, zum Sieg gegen den Lokalmatador reichte es nicht. 

Beseelt vom Heimsieg im Oranje-Jubelmeer hüllte sich Max Verstappen in die niederländische Fahne und empfing die Huldigungen der Zehntausenden ekstatischen Fans. Mit der Triumphfahrt durch die Dünen von Zandvoort eroberte der Formel-1-Kronprinz am Sonntag die WM-Führung zurück und stieß seinen Titelrivalen Lewis Hamilton wieder auf Platz zwei. „Die Erwartungen waren so hoch, es war nicht leicht, sie zu erfüllen. Es ist ein wunderschöner Tag“, sagte der Red-Bull-Pilot nach seinem siebten Saisonerfolg vor den Augen des verzückten niederländischen Königspaars.

Drei Punkte liegt Verstappen in der Gesamtwertung nun wieder vor Titelverteidiger Hamilton, bevor es schon am nächsten Sonntag in Monza weitergeht. „Max hat einen großartigen Job gemacht. Ich habe alles gegeben, aber sie waren einfach zu schnell“, bekannte der siebenmalige Weltmeister im Mercedes, dem immerhin noch die schnellste Rennrunde gelang. Dritter wurde sein finnischer Teamgefährte Valtteri Bottas, dessen kurze Blockadefahrt auch nichts gegen Verstappen ausrichten konnte.

Nervenstärke bewiesen

Die knallorange Party an der Nordsee war für die Formel 1 eine spektakuläre Rückkehr in die Zeit vor Corona. Dicht an dicht und meist ohne Maske tobten 75.000 Fans auf den Tribünen, schon lange vor dem Start zogen Rauschwaden in Oranje über die Steilkurven. 36 Jahre nach dem bislang letzten Gastspiel in Zandvoort, als Niki Lauda der letzte Sieg seiner Karriere gelungen war, erlebte die Verstappen-Euphorie ihren vorläufigen Siedepunkt.

Mit der nervenstarken Fahrt auf die Pole Position hatte er die Fans schon in der Qualifikation zum Überkochen gebracht und die Hoffnungen auf den ersten Sieg eines Holländers in der Heimat geschürt. Vor dem Rennbeginn zeigte er König Willem-Alexander und Königin Maxima noch fix sein Dienstauto. Als die Roten Ampeln ausgingen, zog er mit seinem Red Bull sofort davon und bog als klar Führender in die erste Kurve ein. Dahinter Hamilton, der bei dem Rechtsknick beim Herausbeschleunigen noch weitere Meter auf Verstappen verlor.

75.000 Fans feierten den Sieg des Lokalmatadors
75.000 Fans feierten den Sieg des Lokalmatadors Foto: Andrej Isakovic/AFP

1,7 Sekunden lag Verstappen nach der ersten Runde vor Hamilton. Damit war der Brite schon außerhalb des Überholfensters von maximal einer Sekunde. Und Verstappen flog weiter über den holländischen Kurs. Die 1.000. Führungsrunde in der Karriere des 2015 mit gerade mal 17 Jahren in die Formel 1 eingestiegenen Niederländers war nach neun Umläufen nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zum großen Ziel WM-Triumph. Hamilton kam einfach nicht ran, während weiter hinten im Feld schon wieder das deutsch-russische Haas-Duo weniger für Furore als vielmehr für Unverständnis sorgte.

Nachdem es am Samstag zum Zoff zwischen Mick Schumacher und Nikita Masepin gekommen war, fuhr der Russe dem Sohn von Michael Schumacher bei einem hochgefährlichen Manöver nahe der Boxenmauer den Frontflügel kaputt. Mick Schumacher musste in die Box und wurde nach nur neun Runden von Verstappen überrundet.

Jubelmeer an den Nordsee-Dünen

Hamilton zog den einzigen Trumpf, den er zunächst zu haben schien: Vor Verstappen an die Box. Allerdings brauchte seine Crew fast eine Sekunde länger als die von Verstappen, der eine Runde später zum Reifenwechsel reinkam. Immerhin konnte Hamilton aber den Rückstand von gut über drei Sekunden zunächst auf unter zwei verkürzen.

Also sollte nun Bottas den Verstappen-Blockierer machen. Mercedes hatte den Finnen, der noch immer keinen neuen Vertrag für die nächste Saison hat, mit den abgenutzten Reifen auf der Strecke gelassen. Bottas versuchte auch alles, ausgangs der Steilkurve musste er Verstappen aber passieren lassen – die Fans sprangen aus ihren Sitzen und feierten das Manöver ihres Lokalhelden.

Auch Hamilton raste an Bottas vorbei, büßte aber umgehend schon wieder Zeit auf den Führenden im Red Bull ein. „Er hatte Glück mit dem Verkehr“, funkte der 36-Jährige, der es dann wieder mit einem Boxenstopp vor Verstappen versuchte. Brachte wieder nichts, Red Bull und Verstappen verteidigten Führung und Vorsprung. Der Funkverkehr zwischen Hamilton und dem Mercedes-Kommandostand hatte Hochkonjunktur. Zumal dann auch noch Bottas die schnellste Runde mit frischen Reifen drehte – trotz gegenteiliger Teamorder, und so Hamilton noch mal zur Bestleistung auf einer Runde trieb, während Verstappen die letzten Kilometer im Jubelmeer an den Nordsee-Dünen genoss.

Im Überblick

Großer Preis der Niederlande, 13. von 22 Läufen zur Formel-1-WM 2021, 72 Runden = 306,648 km: 1. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull 1:30:05,397 Stunden, 2. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 20,932 Sekunden zurück, 3. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes 56,460, eine Runde zurück: 4. Pierre Gasly (Frankreich) AlphaTauri, 5. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari, 6. Fernando Alonso (Spanien) Alpine, 7. Carlos Sainz jr. (Spanien) Ferrari, 8. Sergio Perez (Mexiko) Red Bull, 9. Esteban Ocon (Frankreich) Alpine, 10. Lando Norris (Großbritannien) McLaren, 11. Daniel Ricciardo (Australien) McLaren, zwei Runden zurück: 12. Lance Stroll (Kanada) Aston Martin-Mercedes, 13. Sebastian Vettel (Deutschland) Aston Martin, 14. Antonio Giovinazzi (Italien) Alfa Romeo, 15. Robert Kubica (Polen) Alfa Romeo, 16. Nicholas Latifi (Kanada) Williams, drei Runden zurück: 17. George Russell (Großbritannien) Williams, 18. Mick Schumacher (Deutschland) Haas, ausgeschieden: Nikita Masepin (Russland) Haas (40. Runde/Defekt), Yuki Tsunoda (Japan) AlphaTauri (47./Defekt)
Fahrerwertung: 1. Verstappen 224,5, 2. Hamilton 221,5, 3. Bottas 123, 4. Norris 114, 5. Perez 108, 6. Leclerc 92, 7. Sainz jr. 89,5, 8. Gasly 66, 9. Ricciardo 56, 10. Alonso 46, 11. Ocon 44, 12. Vettel 35, 13. Yuki Tsunoda (Japan) 18, 14. Stroll 18, 15. Russell Williams 13, 16. Latifi Williams 7, 17. Kimi Räikkönen (Finnland) 2, 18. Giovinazzi 1
Teamwertung: 1. Mercedes 344,5, 2. Red Bull 332,5, 3. Ferrari 181,5, 4. McLaren 170, 5. Alpine 90, 6. AlphaTauri 84, 7. Aston Martin 53, 8. Williams 20, 9. Alfa Romeo 3 

Pereira in Zandvoort Sechster

Dylan Pereira konnte am Wochenende nicht an den Erfolg von Spa-Francorchamps anknüpfen. In Zandvoort musste sich der Luxemburger im Porsche-Supercup mit dem sechsten Platz zufriedengeben. Bereits im Qualifying lief es nicht rund, als Sechster ging der 24-Jährige am Sonntag ins Rennen. Beim Start konnte Pereira zwar einen Platz gegen Larry den Voorde (GP Elite) gutmachen – nach vier Runden zog der Holländer allerdings wieder an dem Lechner-Piloten vorbei. Während der Deutsche Laurin Heinrich (Nebulus Racing) den Sieg holte, konnte Pereira Rang sechs bis ins Ziel verteidigen. In der Gesamtwertung rutschte der Sportsoldat derweil von Platz drei auf Rang sechs ab. „Ich kann das Ergebnis als gute Basis für einen neuen Angriff beim Finale mit den beiden letzten Rennen in Monza in einer Woche nehmen. Gerade ab Platz drei ist es in der Punktewertung ja noch sehr, sehr eng, da ist auch von Platz sechs aus noch sehr viel möglich“, fasste er zusammen. Vor dem Saisonfinale im italienischen Monza trennen Pereira lediglich elf Punkte vom Podest. (jw)

Dylan Pereira wird vor dem Saisonfinale in Monza auf Rang sechs geführt
Dylan Pereira wird vor dem Saisonfinale in Monza auf Rang sechs geführt Foto: Leo Vogelzang/ATP