Omnisport / COSL-Pressekonferenz: Spezifischer vorgehen

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Das Nationale Olympische Komitee (COSL) stellte gestern auf einer Pressekonferenz seine überarbeiteten Förder-Richtlinien vor. Diese wurden in enger Zusammenarbeit mit den Verbänden ausgearbeitet. Claude Clemens

Das Nationale Olympische Komitee (COSL) stellte gestern auf einer Pressekonferenz seine überarbeiteten Förder-Richtlinien vor. Diese wurden in enger Zusammenarbeit mit den Verbänden ausgearbeitet.

Claude Clemens

„Die Zielsetzung ist, den Sport in Luxemburg weiterzubringen“, so COSL-Präsident Marc Theisen einleitend: „Wann ee stoe bleift, geet een zréck.“ Das Ziel schlechthin bleibt damit, so viele Luxemburger wie möglich in den Bereich erweiterte Weltspitze zu bringen. Daran sei seit 2005 gearbeitet worden, mit dementsprechenden Resultaten, aber auch mit Lücken: „Die Schwachstellen müssen jetzt beseitigt werden.“ Außerdem müsse die Trainerausbildung stark verbessert werden, auch hier wird ein neuer Anlauf vom COSL genommen.
Für die Förder-Richtlinien sieht dies stark zusammengefasst wie folgt aus: Das überarbeitete Modell orientiert sich am LTAD-Konzept (siehe Kader). Ein theoretischer Eintritt ins sogenannte Hochleistungsalter – spezifisch für jede Sportart, verschieden nach Disziplin oder Geschlecht – wird mithilfe eines internationalen Vergleichs ermittelt.
Von da an wird sechs Jahre zurückgerechnet, um zum optimalen Einstieg in eine konkrete Förderung zu kommen. Ausdauer-Sportler zum Beispiel mit einem theoretischen Eintritt ins Hochleistungsalter ab 24 Jahren sollen demnach erst ab 18 spezifisch gefördert werden – „da macht es Sinn“, so COSL-Sportdirektor Heinz Thews. Kunstturnerinnen bringen erfahrungsgemäß viel früher ihre Höchstleistungen, etwa ab 18. Hoffnungsvolle Talente müssten demnach ab zwölf spezifisch gefördert werden.

Promotion

Die anschließenden sechs Jahre sind ein natürlicher Entwicklungszeitraum. Auf das alte Fördermodell übertragen betrug dieser bisher acht Jahre. „Zu lange“, sagt Heinz Thews.
COSL-Jugend- (vier Jahre) und Espoirs-Kader (vier Jahre) werden demnach in einem neuen Kader – genannt Promotion – zusammengefasst, dem ein Sportler sechs Jahre angehören kann. Dann sollte er in den Bereich Elite kommen.
Im alten Modell hatte er bis jetzt acht Jahre Zeit für das Erreichen des Bereichs Olympia-Qualifikation – auch zu lange. Dieser Zeitraum wird nun auf vier Jahre verkürzt, in weiteren vier Jahren sollte das Erreichen der erweiterten Weltspitze möglich sein.
Dies ist die Theorie eines evolutiven Konzepts, das sich nun in der Praxis bewähren muss. Bis April sollen in Zusammenarbeit mit den Verbänden theoretische Hochleistungsalter errechnet und Kriterien erstellt sein. Diese werden dann in einer Übergangsphase auf die aktuellen COSL-Kader-Mitglieder übertragen. Zur Kaderrevision 2010 sollen die neuen Richtlinien dann voll zum Tragen kommen.
Dass die Zusammenarbeit mit den Verbänden intensiv war, erkennt man beispielsweise daran, dass die Neuordnung der Nationalkader des Leichtathletik-Verbandes im Januar – im Nachhinein betrachtet – ähnliche Züge trägt wie das COSL-Konzept.
Konkrete Ziele sind natürlich u.a. die Teilnahme an Olympischen Spielen, den olympischen Jugendspielen oder auch den JPEE. Was die Jugendspiele angeht, so war zu erfahren, dass Luxemburg nicht zu den Ländern gehört, die vier Sportler unabhängig vom Erfüllen von Selektionskriterien 2010 zur Premiere nach Singapur entsenden dürfen. Infrage kommende Luxemburger Sportler müssen demnach die Kriterien erfüllen.
In diesem Zusammenhang bedauerte Heinz Thews, dass es noch keine kompletten Kriterien für alle Sportarten gebe. Bereits existierende bezeichnete Thews als „teilweise sehr komisch“. Oder zumindest ungünstig für Luxemburg; so ist es zum Beispiel aufgrund des Qualifikationsmodus schon fast ausgeschlossen, dass Luxemburg in Singapur im Radsport vertreten sein wird.

COSL STICHWORTE

o LTAD („Long-Term Athlete Development“): sportwissenschaftliches Konzept, das der natürlichen Entwicklung des Menschen im Kindes- und Jugendalter Rechnung trägt; Trainingsinhalte sollen dem Alter angepasst sein, (Hoch-) Leistungssport soll nicht zu früh beginnen

o Hochleistungsalter: Alter, das im internationalen Vergleich erste Hochleistungssportler resp. Spitzensportler „in Massen“ hervorbringt; Beispiel Schwimmen bei Olympia 2008: Der erste Jahrgang mit sehr vielen Athletinnen war 1990 (18 Jahre), bei den Männern war es Jahrgang 1988 (20 Jahre)

o Surftipps: www.cosl.lu; www.ltad.ca, als Beispiel: Internetseite über das LTAD-Konzept im kanadischen Sport (in Englisch und Französisch)