Olympisches Gold für Josy Barthel

Olympisches Gold für Josy Barthel
(Tageblatt-Archiv)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Menschen haben im Allgemeinen ein kurzes Gedächtnis. Doch die Zeitgenossen erinnern sich noch heute, als wäre es erst gestern gewesen wie am 26. Juli 1952 kurz nach 16.30 Uhr die Luxemburger Sportwelt Kopf stand.

osy Barthel, Outsider des 1.500-m-Laufs der 15. Olympischen Spiele in Helsinki, gewann Olympisches Gold.
Schon in den Ausscheidungsrunden siegte Josy Barthel in seinem Vorlauf in 3.51.6 Min. sowie in seinem Halbfinal-Lauf in 3.50.4 Min. Und doch galt er vor dem Endlauf in der ausländischen Presse noch immer als Außenseiter des Finales.

Mit einem fulminanten Schlussspurt überlief Josy Barthel im Olympischen Finale die haushohen Favoriten Robert McMillen (USA) und Werner Lueg (D). Hier einige Auszüge aus der Gedenkbroschüre von 2002 zum Anlass des 50. Jahrestags der Goldmedaille, wie Barthel seinen Endspurt selbst erlebte: „… le dernier virage, la dernière ligne droite … C’est le moment ou jamais! … Tout en contrôlant et en accélérant le rythme de mes jambes, j’allonge ma foulée et m’élance éperdument à la poursuite de Lueg. 80 mètres à courir, je me rapproche, je le dépasse à 50 mètres. Je suis seul en tête et je fonce vers l’arrivée. Je sens que mes rêves d’entraînement dans les forêts de Mamer sont en train de se réaliser … 5 mètres à courir, la victoire est à moi, et comme je l’ai toujours rêvé en secret, je lève les bras, je souris et je franchis la ligne d’arrivée. … je m’asseyais sur un banc au milieu de la pelouse et, ne pouvant plus contenir ma joie, je pleurais. Et ce n’est que lorsque mon ami Audun Boysen me demanda ‚Eh bien Josy, pourquoi pleures-tu, tu t’es fait mal?‘ que je compris vraiment. ‚Non, je pleure parce que j’ai gagné‘.“

Seine Karriere

McMillen und Lueg waren somit auf die Ehrenplätze verwiesen worden. Doch da Barthel und McMillen zeitgleich gestoppt worden waren, dauerte es, bis endlich der Name Josy Barthel als Sieger, in der Olympischen Rekordzeit von 3.45.2 Min., auf der Anzeigetafel erschien. Diese Zeit bedeutete für den Amerikaner McMillen US-Rekord. Noch zwei weitere Landesrekorde wurden vom Briten Roger Bannister und dem Franzosen Patrick El Mabrouk in 3.46.0 Min. aufgestellt.

Die Olympische Medaille wurde Josy Barthel von IOC-Mitglied Prinz Jean, dem späteren Großherzog überreicht. Zutiefst gerührt brach Barthel während dem Abspielen der Nationalhymne wieder in Tränen aus.

Mit 21 bei Olympia

Im Alter von 16 Jahren kam Josy Barthel zur Leichtathletik über die Sportsektion des Luxemburger Athenäums. Den ersten Start bei Olympischen Spielen gab es, bereits im Alter von 21 Jahren, für ihn 1948 in London, wo er im Endlauf der 1.500 m schon Platz 9 erreichte.

Nach Abschluss seines Studiums 1951 konzentrierte er sich voll auf die Olympischen Spiele in Helsinki. Mit unwahrscheinlichem Trainingsfleiß feilte er an seiner Form. Anfang des Jahres 1952 begann Barthel sich mit dem deutschen Trainer Woldemar Gerschler auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Durch neue Trainingsmethoden und vor allem den psychologischen Einfluss des neuen Trainers kam es dann zur Apotheose der sportlichen Karriere Josy Barthels.
1956 nahm Barthel in Melbourne zum dritten Mal an Olympischen Spielen teil, schied jedoch in den Vorläufen bereits aus und beendete dann seine Karriere.

Noch immer Vorbild

60 Jahre nach der Goldmedaille gilt Josy Barthel noch immer als Vorbild, wie er meisterhaft seine Sportkarriere managte. Später stand er dann dem organisierten Sport als FLA- und CO(S)L-Präsident zur Verfügung und war maßgeblich an der Modernisierung und Umstrukturierung des Luxemburger Sports beteiligt.

Die Goldmedaille von Josy Barthel ist noch bis heute Abend in der Expo „100 Joer COSL“ in der Belle Etoile zu bewundern.

(Marie-Paule Thoma/Tageblatt.lu)