Tokio 2020 / Olympia-Komitee plant Sportler-Impfungen – Ärzte fordern Absage
Die Olympischen Spiele in Tokio stoßen in Japan auf immer mehr Ablehnung. Unterdessen treibt das Olympia-Komitee die Planung voran.
Japans Olympia-Komitee JOC plant die Impfung seiner Sportler für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio – unterdessen wächst der Widerstand gegen die beiden Großereignisse. Am Dienstag machte auch die Ärztevereinigung in der Hauptstadt ihrem Unmut Luft. „Wir haben momentan große Probleme mit der vierten Coronawelle“, heißt es in dem Statement der rund 6.000 Mediziner in Tokio, „ein Großereignis abzusagen, dass die Infektionszahlen in die Höhe treiben kann, ist die richtige Entscheidung.“
Nicht nur Tokio, immer mehr Teile Japans kämpfen massiv gegen die Pandemie. In weiteren acht der 47 Präfekturen herrscht zunächst bis zum 31. Mai der Corona-Notstand. Erst rund drei Prozent der gut 125 Millionen Japaner haben wenigstens eine Impfdosis erhalten, die Krankenhäuser sind überfüllt, deren Personal ist überfordert. Die offiziellen Fallzahlen sind vergleichsweise niedrig, aber unglaubwürdig, weil viele Infektionen aus verschiedenen Gründen nicht gemeldet werden.
In der vergangenen Woche hatten bereits die japanischen Klinikärzte eine sichere Austragung der Spiele als „unmöglich“ bezeichnet und eine Absage gefordert. Es sei in der Pandemie „unmöglich, sichere und geschützte Spiele abzuhalten. Wir können die Gefahr nicht leugnen, dass viele neue Virus-Varianten aus der ganzen Welt nach Tokio gelangen“, hieß es in der Erklärung.
Unterdessen treibt das JOC seine Planungen voran. Wie Yomiuri Shimbun, die größte Tageszeitung des Landes, am Dienstag berichtete, soll jeder Teilnehmer ab dem 1. Juni seine erste Impfung erhalten. Das JOC hatte dazu alle Sportverbände aufgefordert, mitzuteilen, wie viele Athleten geimpft werden wollen. Diese sollen bis Ende der Woche ihre individuellen Zeitpläne bekannt geben, um die Impfungen zu koordinieren.
Laut Japans Olympiaminister Tamayo Marukawa sind von der Maßnahme insgesamt rund 2.500 Personen betroffen, 1.000 Sportler sowie 1.500 Trainer, Betreuer und Ärzte. Gespendet werden die Impfdosen von Pfizer/Biontech.
Der Großteil der japanischen Bevölkerung ist angesichts der mehr als angespannten Lage mit großer Mehrheit (83 Prozent) für eine erneute Verlegung oder gar die vollständige Absage der Olympischen Spiele, die am 23. Juli beginnen sollen.
Premierminister Yoshihide Suga gerät wegen seiner gescheiterten Corona-Politik stärker denn je in die Kritik. Seine Zustimmungswerte fielen zu Wochenbeginn auf ein Rekordtief von nur noch 33 Prozent. (SID)
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