OLYMPIA / IOC: Schöne Olympia-Bescherung

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Geschäft mit den Olympischen Spielen sorgt auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für Rekorde. Wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) zum Jahresende in seinem Marketing Bericht vermeldet, haben die Winterspiele 2006 in Turin und die Sommerspiele 2008 in Peking Einnahmen von 5,45 Milliarden Dollar (3,76 Milliarden Euro) beschert.

Das ist eine Steigerung von 23 Prozent im Vergleich zu den vorangegangenen vier Geschäftsjahren. Da hatte das IOC mit den Spielen in Salt Lake City (2002) und Athen (2004) 4,19 Milliarden Dollar erzielt. Auch die Aussichten sind rosig. Durch die Winterspiele im kommenden Februar in Vancouver und die Sommerspiele 2012 in London wird der olympische Sport erstmals die Einnahmegrenze von sechs Milliarden Dollar überspringen.
Als Bremse für die olympische Konjunktur wirkt die Weltwirtschaftskrise lediglich für die Zeit danach. Das IOC hat große Mühe, seine Rechte für die Spiele 2014 in Sotschi und 2016 in Rio de Janeiro gewinnbringend zu vermarkten. Konnte es für Vancouver und London 3,8 Milliarden Dollar Fernsehgelder aushandeln und damit 1,2 Milliarden Dollar mehr als für Turin und Peking, hat es für die nachfolgende Generation Olympischer Spiele erst eine knappe Milliarde Dollar an TV-Einnahmen sicher.
Ähnlich schwierig gestaltet sich der Markt der internationalen Top-Sponsoren. Von neun Weltunternehmen, die dem IOC zwischen 2009 und 2012 883 Milliarden Dollar einbringen, haben erst vier für die folgende 4-Jahres-Periode unterschrieben.

53% TV-Einnahmen

Das olympische Brutto-Globalprodukt speist sich aus Fernseh-Einnahmen (53 Prozent), Sponsoring (34), Eintrittskarten-Verkauf (11) und Lizenz-Geschäften (2). Das IOC handelt selbst die Rechte für das Fernsehen und das globale Top- Sponsorenprogramm aus. Nationale Sponsoren, Tickets und Lizenzen liegen in der Zuständigkeit der jeweiligen Olympia-Organisationen. Von den gesamten Einnahmen behält das IOC knapp zehn Prozent für sich. Den großen Rest verteilt es an die Ausrichter der Spiele sowie die beteiligten 35 internationalen Sportverbände und 205 Nationalen Olympischen Komitees (NOK).
Bezogen auf die 5,45 Milliarden Dollar Einnahmen der Jahre 2005 bis 2008 behält das IOC mehr als eine halbe Milliarde Dollar für sich und bestreitet damit vier Jahresetats. Nicht ohne Stolz hatte IOC-Präsident Jacques Rogge beim Olympischen Kongress im Oktober verkündet, dass die Rücklagen seiner Organisation auf 455 Millionen Dollar angewachsen sind.
Für die Verbände fielen 421 Millionen Dollar ab, die NOKs wurden mit 373 Millionen Dollar unterstützt, einschließlich 233 Millionen Dollar für die Entwicklungshilfe „Olympic Solidarity“. Aufgrund eines von den olympischen Partnern heftig bekämpften und bis 2020 reichenden Sonderrechts stehen allein dem NOK der USA, das den stärksten olympischen Sponsorenmarkt repräsentiert, 361 Millionen Dollar zu. Dieses Ungleichgewicht ist dem IOC offenbar so peinlich, dass es eine genaue Summe in seinem Marketingbericht verschweigt.
Der größte Anteil an den Dollar-Milliarden ging an die beiden olympischen Organisationskomitees. Peking erhielt vom IOC eine Überweisung von 851 Millionen Dollar TV-Geld (Turin: 384 Millionen Dollar) und erlöste aus seinem nationalen Sponsorenprogramm 1,22 Milliarden Dollar (Turin: 406 Millionen Dollar). Beide Städte durften auch ihre Ticket-Einnahmen (Peking: 185 Millionen Dollar, Turin: 89) behalten. Ihnen standen zudem Top-Einnahmen von zusammen knapp 300 Millionen Dollar zu.