Olympia in Rio: Verschiebung möglich

Olympia in Rio: Verschiebung möglich
(AFP/Yasuyoshi Chiba)

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Nach dem Ruf von mehr als 150 Experten nach einer Verlegung oder Verschiebung der Olympischen Spiele in Brasilien wegen des grassierenden Zika-Virus geht die WHO der Sache nach.

Die WHO habe dazu mehrfach erfahrene Wissenschaftler nach Brasilien geschickt, schrieb WHO-Chefin Margaret Chan in einem Brief, der am Freitag veröffentlicht wurde. Die Experten sollen noch im Juni eine Empfehlung abgeben.

Chans auf den 1. Juni datiertes Schreiben ist die Antwort auf eine Anfrage der US-Senatorin Jeanne Shaheen, die sich nach den Risiken für die öffentliche Gesundheit durch das für August angesetzte Sportereignis erkundigt hatte. Da dazu Menschen „aus allen Ecken der Erde“ kämen, sei es wichtig, die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zu verstehen, erklärte die Senatorin dazu nun.

Erste Resultate „in Kürze“

In der Antwort, die Shaheen im Internet veröffentlichte, schrieb Chan: „Angesichts des derzeitigen Ausmaßes der internationalen Besorgnis habe ich entschieden, die Mitglieder des Zika-Notfallkomitees zu beauftragen, die Risiken durch die Abhaltung der Olympischen Sommerspiele zu prüfen, wie sie derzeit geplant sind.“ Die WHO habe daher vier Mal Teams erfahrener Wissenschaftler nach Brasilien geschickt, „um Daten aus erster Hand über die derzeitige Lage zu sammeln“. Die Expertenteams sollten „in Kürze“ ihre Einschätzung abgeben. Ihre Empfehlung werde dann „sofort“ im Internet veröffentlicht, sicherte Chan zu. WHO-Sprecherin Nyka Alexander teilte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag per E-Mail mit, das Treffen des Katastrophenschutzkomitees werde noch im Juni stattfinden. Der genaue Termin werde bis Ende kommender Woche mitgeteilt.

Vor einer Woche hatten mehr als 150 Gesundheitsexperten aus aller Welt in einem Brief gewarnt, wegen der drohenden Ausbreitung von Zika wäre es „unverantwortlich“ und „unethisch“, die Spiele in Rio de Janeiro wie geplant stattfinden zu lassen. Die 500.000 Touristen, die sich während der Spiele in Rio de Janeiro aufhalten werden, könnten das Virus in ihre eigenen Länder zurücktragen, legten die Wissenschaftler dar. Dies sei ein „unnötiges Risiko“.

WHO war zunächst skeptisch

Die WHO hatte der Forderung zunächst eine deutliche Absage erteilt: Die Verschiebung oder Verlegung der Olympischen Spiele würde die Verbreitung des Zika-Virus „nicht entscheidend verändern“, erklärte die Organisation. Vor längerer Zeit hatte die WHO Brasilien-Reisende zur Vorsicht vor den Stechmücken geraten. Schwangere sollen Zika-Gebiete wie die Metropole Rio de Janeiro meiden. WHO-Sprecherin Alexander hob nun hervor, dass es nicht der WHO obliege, über eine Verlegung der Olympischen Spiele zu entscheiden. Ihre Experten gäben der brasilianischen Regierung und dem Organisationskomitee vielmehr Ratschläge.

Das Zika-Virus grassiert derzeit in Süd- und Mittelamerika. Brasilien ist mit bislang rund anderthalb Millionen infizierten Menschen am stärksten betroffen. Das Virus wird meist von Stechmücken übertragen, kann aber auch durch Geschlechtsverkehr weitergegeben werden. Zika kann bei ungeborenen Kindern Mikrozephalie – einen abnormal kleinen Kopf und damit einhergehende schwere Hirnschäden – auslösen. Bei Erwachsenen wird das Virus unter anderem mit der seltenen Nervenkrankheit Guillain-Barré-Syndrom in Verbindung gebracht.

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