Noé Berger: „Ëmmer weider klammen“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

SPORTKLETTERN - Der Vater ist bekannt als Bezwinger des Mount Everest. Was will der Sohn da noch besser machen? Doch die Frage stellt sich Noé Berger nicht. Denn das eine ist Bergsteigen, er aber betreibt Sportklettern. Und hierin ist er schon lange stärker als Vater Eugène Berger, erklärt Noé grinsend. Die Berge haben Zeit für...

Beim Sportklettern geht es nicht mehr darum, einen Gipfel zu erreichen. Sondern eine möglichst schwierige Route zu klettern. Das sieht oft sehr akrobatisch aus, verlangt viel Kraft, aber noch mehr Konzentration, Körpergefühl und Training. Den ersten Hallenwettbewerb gab es erst 1986, davor wurde ausschließlich am Fels und ohne Wettbewerb geklettert.

 Noé Berger besteigt zwölfjährig seinen ersten 4.000er (Monte Rosa) mit seinem Vater. 

Vater Eugène Berger, gleichzeitig Noés Trainer. DP-Politiker, erster luxemburgischer Mount-Everest-Bezwinger im Jahr 1992. 

Mutter Pascale Noël, zwischen 1988 und 1994 Teilnehmerin an den Weltmeisterschaften im Bergsteigen. Ebenfalls mehrmalige Landesmeisterin. 

Schwester Alizée, mehrmalige luxemburgische
Jugendmeisterin, klettert derzeit nicht.

Der 18-jährige Noé liebt beides: Die Schwierigkeit 8c am Fels (bisher noch von keinem Luxemburger erreicht) wäre ihm so viel wert wie eine Top-10-Platzierung bei einer Europameisterschaft.
Den Top 10 war er 2005 bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Peking schon ganz nah. „Es war wie ein Traum“, schwärmt der 1,75 m große und 60 kg leichte Athlet aus dem COSL-Jugendkader noch heute. Ziel war das Halbfinale, das er als 25. von 45 bei seiner zweiten Weltmeisterschaft so eben erreichte.
Ohne Stress und Druck startete Noé Berger in die Halbfinal-Route. Die vorher nur angeschaut werden kann. Es läuft prima, er klettert immer höher und fällt erst ziemlich weit oben ab. Nach seinem Versuch kann er die Besseren beobachten, die nach ihm die Route probieren. Einer nach dem anderen scheitert. Meist schon vor dem Griff, den der Luxemburger noch erreicht hat. Irgendwann schaut Berger auf die Liste, es fehlen nur noch die zehn Besten, und wenige kamen bisher höher als er.
Letztlich wird er toller Elfter, nur einen Griff weiter hätte er fürs Finale kommen müssen. Bergers bisher bestes Jahr, denn mit der Route Hermann Buhl (8a+) in Berdorf erreicht er als jüngster Luxemburger den magischen achten Franzosengrad.
Das Talent ist Noé Berger in die Wiege gelegt, fördern muss er es aber mit hartem Training. Mit Krafttraining und Dehnen sowie viel Klettern kommen regelmäßig 20 bis 30 Stunden Sport die Woche zusammen. Viel Zeit für andere Hobbys bleibt da nicht. Nur einmal im Jahr, im Winter, wird das Klettern für ein, zwei Wochen unterbrochen. Die Pause braucht der Kopf, und vor allem macht ihm Snowboarden einfach riesig Spaß.
In seinem letzten Jahr als Junior will Noé Berger 2009 noch einmal alles geben, zudem im Fels eine 8b+ oder 8c klettern. Wenn er in einer solch schweren, fast unkletterbaren Route ein Bewegungsproblem nach dem anderen löst, wenn ein Projekt am persönlichen Limit nach Tagen und Wochen der Arbeit endlich klappt, dann sind das die Momente, in denen Berger weiß, warum er klettert. Warum er so hart und viel trainiert.
Es reizt ihn, mit anderen Kletterern an scheinbar unlösbaren Problemen zu basteln. Abzuschalten und sich ausschließlich auf eine Aufgabenstellung zu fokussieren. Die Zukunftspläne des Schülers einer „Deuxième B“ sind denkbar logisch: das Studium von Problemen der Mathematik oder Physik. Zwei renommierte Universitäten in Belgien hat Berger sich schon ausgeschaut; dass diese Städte auch moderne Kletterhallen haben, verwundert nicht.
Am Samstag ist Seriensieger Noé Berger in der Kletterhalle der Echternacher Jugendherberge wieder Favorit auf den Landesmeistertitel. Doch mit Sportstudent Jerry Medernach und Ben Lepesant, der als Primaner dieses Jahr zwar weniger klettert, gibt es starke Konkurrenz.

Palmarès

Sportklettern
Jugend-Landesmeister 1999-2005 und bei den Senioren, seit er mit 16 Jahren mitklettern darf
WM 2008 (Junioren) in Sydney (Aus): 27. (von 54)
European Youth Series 2008 (Junioren): 27. (von 59); bestes Resultat 14. von 32 in Annecy (Fra)
European Youth Series 2007 (Jugend A): 13. (von 65); beste Resultate 5. von 17 in Veliko Tarnovo (Bul) und 7. von 35 in Warschau (Pol)
Durchgang zum Weltcup in Puurs (Bel) 2007 (Herren): 29. (von 52)
European Youth Series 2006 (Jugend A): 19. (von 75)
European Youth Series 2005 (Jugend B): 17. (von 65)
WM 2005 (Jugend B) in Peking (China): 11. (von 45)
European Youth Series 2004 (Jugend B): 50. (von 57)
Felsklettern
Erste Route 8a mit 14 Jahren (2005)
Erste 8b mit 15 (2006)
Erste 8a onsight mit 16 (2007) als bisher einziger Luxemburger

LANDESMEISTERSCHAFTEN
am Samstag ab 14.00 Uhr in der Jugendherberge in Echternach
INTERNET: http://www.flera.lu