Konfuzius sprach: Wenn du einen weisen Mann erblickst, so versuche, ihm nachzueifern. Wenn du einen törichten Mann erblickst, so prüfe dich selbst in deinem Inneren. (Lunyu 4.27)
Kennen Sie den Granzert? Nein? Granzert war am Freitag bei der Eröffnungsfeier und lief mir gegen Mitternacht in die Arme. „Über vier Stunden“, begann Granzert seinen Monolog, „und das bei gefühlten 50 Grad im Stadion! So schnell kann man das Bier gar nicht reinkippen, wie man es rausschwitzt. Apropos Bier. Da stehst du am Stand und bestellst ein Bier und eine Wurst. Und dann fragen die, welches Bier. Tsingtao, Budwasao oder sonstwas? Schmeckt doch eh alles gleich. Und dann das Würstchen … Das kriegst du hier nicht etwa im Brötchen, sondern am Stiel, als ob es Eiscreme wär. Würstchen am Stiel, das muss man sich mal vorstellen!
Immerhin war es billig. Ist ja auch kein Wunder, die bezahlen ihren Leuten ja nix. Niedrige Personalkosten gleich niedrige Preise, so funktioniert das ja auch bei uns, ab und zu jedenfalls. An der nötigen Manpower jedenfalls fehlt es in China nicht. Hat man ja gesehen, da waren mehr Statisten bei der Eröffnungsfeier als Zuschauer. Dabei gehen 91.000 Zuschauer ins Stadion.
Am besten gefallen haben mit die Klötze, die immer so rauf und runter gingen. Das passte wirklich perfekt zu Peking. Denn außer Hochhäusern hab ich hier noch nicht viel gesehen. Überhaupt, was sollte denn dieses Plädoyer für die Umwelt? Ausgerechnet hier, wo man vor Dunst seit einer Woche keine Sonne mehr gesehen hat. Näherst du dich dem Olympischen Feuer, dann spürst du zunächst einmal die Hitze und dann siehst du die Flamme erst. So viel Smog gibt’s hier. Für die Umwelt plädieren und dann abertausende kleiner Glühlampen an die Zuschauer verteilen. 90.000 Mal zwei 1,5-Volt-Wegwerfbatterien, das nennt man dann Umweltschutz, oder etwa nicht?
Nee, ‚one world one dream‘, dass ich nicht lache! Nach der Eröffnung verstehe ich die Chinesen und ihre Kultur kein bisschen besser. Umgekehrt wird’s nicht anders sein. Aber eins muss man ihnen ja lassen, beim Feuerwerk sind sie unschlagbar. Deshalb heißen die Dinger ja auch China-Kracher.
Ehrlich, so Eröffnungsfeiern sind nicht mein Ding. Gut, dass es jetzt endlich mit dem Sport losgeht. Obwohl, kannste ja auch nicht mehr kucken, sind doch eh alle gedopt!“
Das war zu viel. Ich kündigte Granzert die Freundschaft und ging meiner Wege. Die nächsten zwei Wochen werde ich einen großen Bogen um ihn machen. Aber irgendwie habe ich den leisen Verdacht, dass Granzert und ich uns schon bald wiedersehen …
Zai Jian, bis demnächst aus Beijing
Ihr Phee Lee Mi
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