„New York Times“: Weitere Indizien gegen Contador

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Der dreimalige Tour-de-France-Sieger Alberto Contador muss sich nun wohl auch für eine zweite auffällige Dopingprobe rechtfertigen. Mehrere Medien berichten über Indizien für Eigenblutdoping. Der Spanier und seine Berater bestreiten weiter eine Manipulation.

Der suspendierte Radprofi Alberto Contador gerät trotz gebetsmühlenartiger Unschuldsbeteuerungen immer mehr in Erklärungsnot. Nach Angaben der „New York Times“ sind auch bei einer zweiten Probe des Spaniers während der diesjährigen Tour de France Kunststoffrückstände in seinem Urin gefunden worden, die Blutdoping nahelegten. Das berichtete die Zeitung am Dienstag unter Berufung auf einen anonymen Informanten, der die Testergebnisse kenne. Die auffälligen Werte stammten demnach von einer Probe, die am 20. Juli entnommen worden war. Davon hatte auch die ARD berichtet und von einer zehnfach über dem Normalwert liegenden Marke gesprochen.

Die Menge der chemischen Substanz in Contadors Urin sei achtmal höher gewesen als der zulässige Grenzwert, schreibt nun die „New York Times“. Schon in der Vorwoche hatten die ARD und in der Folge das französische Sportblatt „L’Équipe“ von Tests berichtet, bei denen in Contadors Urin neben Spuren von Clenbuterol auch Plastikrückstände entdeckt worden sein sollen. Laut ARD sei im Test am 21. Juli das Kälbermastmittel Clenbuterol nachgewiesen worden, am Vortag die Plastikrückstände. Unklar ist, ob sich beide Medien auf die gleiche Probe beziehen.

Spekulationen um Blut-Doping zurückgewiesen

Contadors Bruder Fran, der als sein Manager fungiert, wies die Spekulationen um Blut-Doping zurück. „Der Test vom 20. Juli war nach UCI-Informationen negativ“, behauptete Fran Contador. Diese Einschätzung liegt auf der Hand, weil es noch kein Nachweisverfahren für Eigenblutdoping gibt. Erhöhte Plasticiser-Werte geben lediglich Hinweise auf mögliche Manipulationen mit Blut aus Plastikbeuteln.

Spuren von kunststoffähnlichen Resten sind häufig nach Bluttransfusionen zu finden. Diese Rückstände, auch Weichmacher oder Diethylhexylphthalat genannt, könnten von einem Plastikbeutel mit Eigenblut stammen. Schon nach den ersten Meldungen über mögliches Blutdoping hatte Contador „kategorisch“ bestritten, eine Transfusion erhalten zu haben. Die Spekulationen bezeichnete sein Sprecher Jacinto Vidarte als „Science Fiction“.

Medienschelte

Der Madrilene beklagt derweil, wie sein Noch-Team Astana und auch die Öffentlichkeit mit dem Fall umgehe. Die Medien „haben den Respekt vor mir verloren und meine Familie nachts mit Anrufen belästigt“, klagte der 27-Jährige bei „eurosport.yahoo.de“. Sein Rennstall, den er im Winter verlassen wird, habe sich nach den Enthüllungen nicht bei ihm gemeldet. „Ich habe überhaupt gar keinen Kontakt zu irgendjemand. Es besteht keine Kommunikation, rein gar nichts.“

Der nach seinem positiven Dopingtest 2008 zurückgetretene Radprofi Bernhard Kohl hält einen Tour-Sieg ohne Doping für „nicht möglich“. Diese Meinung vertrat der ehemalige Profi des Gerolsteiner-Teams, der auch indirekt Contador des Dopings verdächtigte, auf der US- Internetseite „Fanhouse.com“. Der US-Profi Floyd Landis hätte die Tour 2008 „mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 Kilometern gewonnen – und er war gedopt. In diesem Jahr gewann Contador mit dem selben Stundenmittel“, gab der Österreicher zu bedenken.

UCI kritisiert

In der Branche stößt vor allem das Verhalten des Weltverbandes UCI in der Causa Contador auf Unmut. Dieser habe den dreimaligen Tour- Sieger schon am 24. August über die positive Dopingprobe informiert, die Öffentlichkeit aber lange in Unkenntnis gelassen. „Das ist natürlich eine himmelschreiende Ungerechtigkeit“, klagte Stephan Flock, Sprecher des Teams Milram im Vergleich zum jüngsten Dopingfall in den eigenen Reihen.

Der deutsche Rennstall – der im Winter endgültig von der Bildfläche verschwindet – habe nach dem Hinweis der UCI auf einen positiven EPO-Test bei seinem Fahrer Roy Sentjens gerade einmal 45 Minuten Zeit gehabt, die Öffentlichkeit zu informieren. Superstar Contador, der in der vorigen Woche an die Presse getreten ist, hätte für die Vorbereitung seiner Verteidigungsstrategie fünf Wochen Zeit gehabt.