Neues Team mit den Brüdern Schleck?

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Die deutsche Pharma- und Kosmetikmarke Alpecin will in den Profiradsport eintreten und 2013 ein Eliteteam bilden. Zahlreiche Fahrer sind im Gespräch, unter anderem die Brüder Schleck.

Zwei Jahre nach dem Rückzug von Milram soll es 2013 wieder ein deutsches Team in der Eliteliga geben. Die Bielefelder Pharma- und Kosmetik-Marke Alpecin und der US-Radhersteller Trek wollen es gemeinsam versuchen. Viele Experten aus der Radsport-Szene bestätigen die ehrgeizigen Bestrebungen, offizielle Stellungnahmen des Unternehmens gibt es dafür noch nicht. Rund acht Millionen Euro pro Saison wären nötig, um das Projekt auf solide Beine zu stellen. „Ich wäre für alle Angebote offen“, erklärte Routinier Danilo Hondo, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, am Start der 2. Tour-Etappe am Montag in Visé.

Wirtschaftsprüfer bei RadioShack Nissan

Die Schleck-Brüder stehen noch bis Ende 2014 beim Team RadioShack-Nissan unter Vertrag. Zuletzt war es jedoch zu Streitigkeiten zwischen den Luxemburgern und der Teamleitung um den umstrittenen Manager Johan Bruyneel gekommen. Dieser hatte dem Duo öffentlich mangelnde Führungsqualitäten und Leidensfähigkeit vorgeworfen. Die Schlecks sollen auch Verzögerungen bei den Gehaltszahlungen verärgert haben. Diese hatte zuletzt auch den Weltverband UCI auf den Plan gerufen. Am vergangenen Donnerstag statten Wirtschaftsprüfer der von der UCI beauftragen Agentur Ernst and Young der Teamzentrale in Luxemburg einen Besuch ab, um den Gründen für die Verzögerungen nachzugehen. „Sie haben Gründe gesucht und gefunden. Diese sind allerdings privat“, sagte Teamsprecher Philippe Maertens. (sid)

Auch andere große Namen werden schon gehandelt: Die Luxemburger Brüder Andy und Frank Schleck und die deutschen Profis Linus Gerdemann und Jens Voigt sollen an der Spitze stehen. Sportliche Leiter sollen der Däne Kim Andersen, wie die Schlecks und der 40-jährige Voigt noch in Diensten von RadioShack-Nissan, und Ex-Profi Jörg Ludewig werden. „Ein neues, deutsches Team wäre auf jeden Fall zu begrüßen. Das ist ein großer Markt, und Deutschland ist in Europa wirtschaftlich am mächtigsten. Der Radfahren ist dort besonders im Breitensportbereich sehr populär“, sagte Weltverbandspräsident Pat McQuaid der Nachrichtenagentur dpa. Der Milram-Ausstieg hätte ihn 2010 „sehr traurig“ gemacht.

Jan Ullrich verpflichtet

Alpecin outete sich erstmals im Februar als Radsport-affin. Als Repräsentant wurde der einzige deutsche Tour-de-France-Gewinner Jan Ullrich verpflichtet. Nach der Dopingsperre durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen seiner früheren Verwicklungen in die Fuentes-Doping-Affäre darf er allerdings im Moment nicht einmal unter Verbandsaufsicht stehende Hobbyrennen in Deutschland bestreiten. Im neuen Team soll er keine Rolle spielen. Anders als sein früherer Telekom-Team-Kollege Ludewig, der sich als derzeitiger Leiter des Jedermannteams bei Alpecin für höhere Aufgaben qualifiziert zu haben scheint.

Bei der komplizierten Team-Neugründung ist allerdings höchste Eile geboten. „Im September muss alles stehen“, meinte McQuaid. Nach den Richtlinien des Weltverbandes UCI müssen im August die ersten Unterlagen mit Finanzplänen und möglichst schon neuen Fahrer-Verträgen eingereicht werden. „Das dürfte nur schwer zu schaffen sein“, meinte der Däne Brian Nygaard, der vor zwei Jahren monatelang „Tag und Nacht“ alle Hände voll zu tun hatte, um das Leopard-Trek-Team mit den Schlecks, Voigt und Gerdemann auf die Beine zu stellen.

Daraus wurde dann in dieser Saison durch Fusion die vermeintliche Super-Mannschaft RadioShack-Nissan unter der Regie des umstrittenen Johan Bruyneel. Wegen seiner Verstrickung in den Dopingfall Armstrong musste der Belgier auf seinen Auftritt bei der aktuellen Tour de France verzichten. Seine Personalpolitik stieß nicht überall auf Zustimmung, so dass viele Fahrer weg wollen – etwa Gerdemann, der 2012 nicht zur Tour durfte. Alpecin/Trek könnte die Firma mit den offenen Armen sein. Aber dem Vernehmen nach sollen auch andere Interessenten als Mitsponsoren noch im Rennen sein.