12. November 2025 - 21.43 Uhr
DeutschlandNeue Abwehr-Lust trotz Schlotterbeck-Dämpfer
Mit seiner großen Lust aufs Verteidigen erfüllt Jonathan Tah alle Wünsche von Julian Nagelsmann für dessen neue Safety-First-Strategie. Eine knappe Viertelstunde saß der Bayern-Verteidiger nach dem extralangen Geheimtraining der Fußball-Nationalmannschaft auf dem Medienpodium und versprühte bei jeder Antwort das Selbstvertrauen vom Münchner Blockbuster-Sieg bei Paris Saint-Germain, das die DFB-Elf nun beflügeln soll.
„Nein“, antwortete Tah so knapp wie möglich auf die Frage, ob es noch Zweifel gäbe an der direkten WM-Qualifikation, und lachte. Nur die Nachricht vom praktisch besiegelten Ausfall von Nebenmann Nico Schlotterbeck für den vorletzten Schritt Richtung WM 2026 am Freitag (20.45 Uhr) in Luxemburg wirkte auch für ihn wie ein Dämpfer.
„Angesichts der Tatsache, dass er jetzt noch gar nicht auf dem Platz stand, können wir, glaube ich, mit Hoffnung auf die Slowakei blicken“, sagte DFB-Sprecherin Franziska Wülle auf eine entsprechende Frage nach Schlotterbeck. Die Partie gegen die Slowakei findet zum Gruppenfinale am Montag statt. Luxemburg kommt für Schlotterbecks verletzten Fuß zu früh.
Der Gesundheitszustand des 25-Jährigen habe sich zwar „deutlich verbessert“, eine Einheit auf dem Platz war aber auch zwei Tage vor dem Spiel noch nicht möglich. Nagelsmann muss also umbauen. Schlotterbecks BVB-Kollege Waldemar Anton steht als Ersatzmann parat. DFB-Rückkehrer Malick Thiaw wäre eine Überraschungs-Alternative.
Die Personalie Schlotterbeck rückte vor dem erwarteten Tore-Wettballern beim Underdog schon wieder die Abwehr in den Mittelpunkt. Nagelsmann selbst hatte zum Wochenbeginn eine neue Ausrichtung auf die Defensive ausführlich thematisiert – und damit auch verwundert. Luxemburg als Gegner und dann ein Defensiv-Fokus? Das klang wie eine neue Unwucht in der DFB-Vita des Bundestrainers.
Der letzte Treffer gegen Deutschland gelang Luxemburg vor 35 Jahren bei einem deutschen 3:2-Sieg in der EM-Qualifikation. Roby Langers, der Anfang der 1980er Jahre für Borussia Mönchengladbach spielte, erzielte diesen. Für Deutschland traf unter anderem Rudi Völler, so lange ist das her. Die Bilanz seitdem: 22:0 Tore bei vier deutschen Siegen.
Doch natürlich geht der Blick des Bundestrainers weit über das Duell mit der Nummer 97 der Weltrangliste im kleinen Großherzogtum hinaus. Die drei Punkte sind für das weiter ungelöste Direkt-Ticket für die WM-Endrunde in Amerika fest eingeplant.
Der große Showdown folgt am Montag in Leipzig gegen die Slowakei – dann vielleicht auch wieder mit Schlotterbeck. Es ist der klare Nagelsmann-Plan, sein Team für größere Aufgaben stabil zu halten, endlich die sportliche Balance zu finden – und zwar dauerhaft.
Sein Handeln begründet sich somit aus den Erkenntnissen der diversen unbefriedigenden Auftritte von März bis September, als die Gegentorquote pro Spiel (1,83) in die Höhe schnellte. Im EM-Jahr 2024 lag sie noch bei 0,77 und damit sogar unter dem Schnitt aus dem WM-Sieg-Jahr 2014 (0,81).
Drei Spiele ohne Gegentor in Serie gelangen Nagelsmann als Bundestrainer noch nie. David Raum, als neue Stammkraft als linker Außenverteidiger, spürt schon den ersten Ertrag der Arbeit. „Verteidigen ist immer wichtig, vor allem, dass alle verteidigen. Ich glaube, das war unsere Priorität auch in den letzten zwei Länderspielen, dass wir sehr, sehr gut verteidigen“, sagte der Leipziger.
Gegen Nordirland führte die robuste Arbeit zum 1:0-Ertrag. Raum ist aber vor allem eine Szene aus dem vorangegangenen Spiel als stilprägend in Erinnerung, als Offensivmann Serge Gnabry „ganz vorne losläuft und hinten abgrätscht“. Der Gegner damals: Luxemburg, das Ergebnis: 4:0.
De Maart
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