Nach dem Jubel belämmerte Gesichter

Nach dem Jubel belämmerte Gesichter
(Tageblatt-Archiv/Gerry Schmit)

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SCHWIMMEN - Am Dienstag zählte Raphaël Stacchiotti neben Laurent Carnol zu den Finalkandidaten, am Ende verpasste er aber über 200 m Lagen sogar das Halbfinale.

Die Euphorie war groß bei der FLNS-Truppe, die am Montag mit zwei Landesrekorden – Julien Henx und die Freistilstaffel – sowie dem Halbfinale von Laurent Carnol (100 m Brust) im temporären 50-m-Becken des Berliner Velodroms exzellent in die EM gestartet war.

Der Jubel kannte keine Grenzen, und die Resultate weckten Hoffnungen. Die erfuhren am Dienstag beim zweiten EM-Tag allerdings einen ordentlichen Dämpfer, und nach den beiden Rennen mit luxemburgischer Beteiligung gab es nur noch belämmerte Gesichter.

War am Montag noch das komplette Quintett im Einsatz, so traten gestern nur noch drei FLNS-Schwimmer an. Den Auftakt machten Julien Henx und Pit Brandenburger um 9.30 Uhr bei der ersten Disziplin über 200 m Kraul.
Beide traten im gleichen Vorlauf an, dem 2. von 7, Brandenburger auf Bahn 2 und Henx auf Bahn 5. Der SL-Schwimmer konnte dabei den guten Eindruck vom ersten Tag über 400 m Kraul bestätigen, als er auf Platz 2 dieses Vorlaufs anschlug, 93/100 hinter dem Ersten David Kuncar (CZE). Brandenburger ließ die ersten 50 m ruhiger angehen, schaltete dann den Turbo ein: „Nach 100 m sah ich, dass ich vorn dabei war und hab noch mal Gas gegeben“. Am Ende konnte er seine persönliche Bestzeit erneut unterbieten (55/100). Henx hingegen musste seinen beiden Rekorden vom Vortag Tribut zollen, der Düdelinger kam nicht über den letzten Platz in der Gesamtwertung hinaus, 3″31 über seinem Topchrono.

Trainingsleistung nicht umgesetzt

Ein kleiner Fauxpas, der nicht sonderlich bedrückte. Schließlich ruhten die Erwartungen in Berlin auf den Schultern von Raphaël Stacchiotti, von dem man sich auf seiner Paradestrecke eine Finalteilnahme erhoffte. Der Schwimmer des CN Marseille schwamm die 200 m Lagen auf Bahn 1 des 2. Vorlaufs von insgesamt 4. Nach 26″66 im Delfin lag er noch auf Kurs, mit 31″34 auf dem Rücken, 35″96 auf der Brust und 29″51 im Freistil fiel er aber zurück, und das Chrono des zweifachen Junioreneuropameisters in dieser Disziplin blieb bei 2’03″47 stehen, 3″25 über seinem Landesrekord.

Die Enttäuschung war riesig: „Ich verstehe das nicht, meine Trainingsleistungen sind besser denn je, aber im Wettkampf kann ich das nicht umsetzen.“  Der Finalgedanke wurde dabei „ad absurdum“ geführt, Raphaël Stacchiotti hatte mit dieser Zeit das Halbfinale um mehr als anderthalb Sekunden verpasst.

Eine Enttäuschung, die sich fast schon abzeichnete, denn die anderen Ergebnisse in diesem Jahr waren kaum besser. Zuletzt in Vichy (Anfang Juli) und beim Mare Nostrum (Mitte Juni) in Barcelona (jeweils mit Marseille) waren es große 2’06″er-Zeiten, hinzu kamen zwei Disqualifikationen beim Euro Meet und in Canet (Mare Nostrum). Nur einmal war der Ettelbrücker schneller als in Berlin, bei den französischen Meisterschaften Anfang April in Chartes, wo sein Chrono mit 2’03″23 aber immer noch 3″ über dem Landesrekord vom Euro Meet 2012 lag.
Nationaltrainer Ingolf Bender steht jetzt viel Aufbauarbeit bevor, denn am Sonntag warten die 400 m Lagen. Stacchiotti ist zudem ein wichtiger Bestandteil der beiden restlichen Staffeln (Samstag und Sonntag).

Heute sind nur zwei EM-Einsätze in Berlin zu verzeichnen. Fränz Schneiders tritt im Rückensprint an und Laurent Carol über 200m Brust, seiner Paradestrecke. Nach der Stacchiotti-Pleite kann der Sportler des Jahres (2012) mit einem Finale die Wogen wieder glätten.