Muller: Traum vom Podium geplatzt

Muller: Traum vom Podium geplatzt
(Tageblatt-Archiv/Gerry Schmit)

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Dass die Kategorie -52 kg bei den Europameisterschaften in Istanbul mit 27 Judokas nicht nur zahlenmäßig, sondern auch von den Namen top besetzt war, war schon im Vorfeld bekannt.

Umso erstaunlicher war die Aussage von
Marie Muller, dass sie eine
Medaille gewinnen wollte. Am Ende musste die Esslingerin aber mit einem siebten Platz vorliebnehmen.

Marie Muller bei den Olympischen Spielen in China 2010. (Bild: Ralf Heiler)

Dabei fing alles sehr gut an. Die amtierende Sportlerin des Jahres durfte mit einem Freilos beginnen und traf anschließend auf Inna Cherniak. Die 23-jährige Ukrainerin hatte überraschend in der ersten Runde die routinierte Petra Nareks eliminiert. In diesem Kampf lag der Vorteil auf Seiten der Luxemburgerin, die Cherniak schon einmal bezwingen konnte (2008).
Die Weltranglisten-Elfte wurde ihrer Favoritenrolle gerecht, ging mit Yuko in Führung und schloss den Kampf nach nur 1’53“ mit Ippon ab.

Natürlich beflügelte dieser Erfolg Marie Muller, auf der anderen Seite stand der Luxemburgerin im Finale der Vorrundengruppe B wie gestern prognostiziert eine denkbar schwere Aufgabe bevor. Muller musste gegen Romy Tarangul antreten, die zuvor Aynur Sarnat bezwingen konnte. Die türkische EM-Fünfte (WR-18) vom Vorjahr genoss nicht nur Heimrecht, sondern warf auch drei Weltcupsiege in die Waagschale.

Via Trostrunde

Marie Muller konnte gegen die 23-jährige Deutsche, die sich schon für den Playboy ausgezogen hat, ebenfalls schon einen Erfolg verbuchen, dies bei einem ihrer größte Erfolge (Silber), im Halbfinale des Grand Slam 2010 in Rio.

Mit WM-Bronze (2009) und EM-Silber (2008) kann Romy Tarangul (WR 9) aber die besseren Resultate vorzeigen. Die beiden Olympiateilnehmerinnen (2008 Peking) schenkten sich nichts und konnten beide eine Yuko-Wertung verbuchen, bevor Tarangul ein Wazari zugeschrieben wurde, dem nach 2’43“ eine zweiter folgte. Damit war Marie Muller im Kampf um Gold aus dem Rennen. Via Trostrunde hätte die 25-Jährige aber ihren Podium-Traum noch retten können.

Kettenreaktion

Jedoch spielt „hätte, wäre, wenn“ im Sport keine Rolle, schon gar nicht im Judosport, wo es auf Winzigkeiten ankommt. Jedenfalls war Marie Muller so konsterniert über ihre Niederlage gegen Romy Tarangul, dass sie auch das Halbfinale um Bronze verspielte. Dabei stand ihr mit Jaana Sundberg eine Gegnerin gegenüber, die sie bereits zweimal schlagen konnte, 2005 bei der U23-EM in Kiew und 2010 im Finale in Birmingham. Die 28-jährige Finnin konnte den Kampf aber nach 3’44“ auf Ippon (je ein Yuko) gewinnen. Damit musste sich Marie Muller am Ende des ersten Wettkampftages mit einem siebten Platz zufriedengeben. Sundberg und Tarangul kamen auch nicht über jeweils einen fünften Rang hinaus. Im Finale dieser Gewichtsklasse konnte sich die Französin Pénélope Bonna gegen Joana Ramos (POR) behaupten. Bronze sicherten sich Ana Carrascosa (ESP) und Sophie Cox (GBR).

Nicht minder schwer ist die Aufgabe, die Lynn Mossong heute erwartet. Die Ex-Beforterin muss in der ersten Runde der Kategorie -70 kg (25 Teilnehmerinnen) ausgerechnet gegen eine Türkin antreten, die somit auf die Unterstützung der Zuschauer zählen darf. Auf der anderen Seite könnte die Luxemburgerin von der internationalen Unerfahrenheit der erst 19-jährigen Nurcan Yilmaz profitieren, die aber 2009 schon den türkischen Meistertitel gewinnen konnte. Lynn Mossong wäre jedenfalls ein positives Ergebnis zu wünschen.