„Mit ihren eigenen Waffen geschlagen“

„Mit ihren eigenen Waffen geschlagen“
(Tageblatt-Archiv/Marcel Nickels)

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Mit einer grandiosen Teamleistung gegen Estland hat die Luxemburger Handball-Nationalmannschaft den Sprung in die zweite Runde der Qualifikation für die EM 2018 in Kroatien geschafft.

Am Ende hatten kurioserweise Luxemburg, Georgien und Estland die gleiche Anzahl an Punkten in der Tabelle. Nur aufgrund des besseren Torverhältnisses konnte sich die FLH-Auswahl (+6) vor Estland (+2) und Georgien (-8) durchsetzen.

„Eigentlich hatte keiner so recht mit diesem Sieg gerechnet (Link). Wenn man zu Hause auf fünf Tore verliert, glaubt man an sich nicht mehr daran, auswärts Großes zu vollbringen. Des Weiteren haben wichtige Stützen wie Yann Hoffmann, Samuel Baum und Max Kohl aufgrund diverser Ursachen gefehlt.“

Trotz allem ist der Luxemburger Mannschaft dieser Coup gelungen. „In meinen knapp zehn Jahren, in denen ich jetzt Nationalspieler bin, habe ich so etwas noch nicht miterlebt. Wir haben zwar einmal den Challenge Cup gewinnen können, jedoch waren die Gegner im Ranking schlechter platziert als wir. Dies ist also von der Wichtigkeit her nicht mit diesem Weiterkommen zu vergleichen“, blickte der Spieler vom HB Esch zurück.

„Riesenjob“ vom Trainer

Anteil am Weiterkommen hat für Bock auch Nationaltrainer Adrian Stot: „Unser Coach hat einen Riesenjob gemacht. Er sagte uns vor der Partie, wir müssten die Esten mit ihren eigenen Waffen schlagen. D.h. wir müssten das schnelle Tempo mit ihnen gehen und nach einem Gegentreffer gleich zurückschlagen. Diese Taktik machte sich am Ende bezahlt. Wir hatten nicht so schwere Beine wie unser Gegner zum Schluss. Dies ist schon erstaunlich, schließlich besteht ein großer Teil von Estlands Team aus Profis. Ich glaube, die haben die Welt nicht mehr so richtig verstanden, dass die kleinen Luxemburger die Frechheit haben würden, ihnen ‚de Bass ze halen‘.“

Dass die EM-Qualifikation bisher so erfolgreich verlaufen würde, war an sich nicht so zu erwarten gewesen. Die Voraussetzungen waren in der Tat nicht die besten. Die Abwesenheit verschiedener Spieler zog sich wie ein roter Faden durch die ganze Vorbereitung. „Öfters konnten wir nur mit sechs oder sieben Spielern unsere Trainingseinheiten absolvieren. Arbeit, Verletzungen oder Examina verhinderten, dass wir alle zusammen trainieren konnten. Hinzu kam während der Qualifikationsphase noch die Schocknachricht, dass Sacha (Pulli) nicht mehr für das Nationalteam auflaufen wird.“

Drei mögliche Gegner

Nun wird Luxemburg zusammen mit Belgien, Finnland, Israel, Rumänien und der Türkei im Play-off um den Einzug in die zweite Runde im April 2016 kämpfen. Auf welchen Gegner Luxemburg trifft, ist bis dato noch nicht bekannt. Die Auslosung wird auf jeden Fall Ende Juni stattfinden. Die möglichen luxemburgischen Gegner werden entweder Israel, Finnland oder die Türkei sein. Die drei Teams haben vom Ranking her die niedrigste Platzierung, was ausschlagend ist, um als potenzielle Gegner der „Roten Löwen“ infrage zu kommen.

„Von diesen drei Teams möchte ich eigentlich nicht auf die Türkei treffen. Finnland wäre in dieser Konstellation mein Wunschkandidat. Gegen diesen Gegner haben wir erst rezent gespielt. Hier weiß man eigentlich, was einen erwartet. Nichtsdestotrotz schätze ich, dass die drei Mannschaften ein ähnliches spielerisches Niveau haben“, so der Aufbauspieler der Nationalmannschaft.

Für Bock sind die Chancen auf ein Weiterkommen nicht völlig aus der Luft gegriffen. „Es ist klar, dass es eine äußerst harte Aufgabe werden wird. Wenn wir aber mit der gleichen Einstellung und Motivation wie gegen Estland in die Partien gehen, sehe ich eine Möglichkeit, auch Teams solchen Formats zu bezwingen. Aber man sollte nicht vergessen, dass jedes Team eine viel bessere Weltranglistenposition belegt. Ich hoffe, dass wir dann auf den gesamten Kader zurückgreifen können. Schaffen wir diese Phase, würden Kaliber wie Frankreich auf uns warten. Das wäre enorm“, sagte Bock abschließend.

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