Mersch-Trainer Mikhail ZaritskiMit Disziplin ins Halbfinale: „Bei mir gibt es nur die Peitsche“

Mersch-Trainer Mikhail Zaritski / Mit Disziplin ins Halbfinale: „Bei mir gibt es nur die Peitsche“
Mikhail Zaritski (hier noch im Trikot von Echternach) legt viel Wert auf Disziplin Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Marisca Mersch ist der letzte Vertreter der Ehrenpromotion im Viertelfinale der Coupe de Luxembourg. Der Verein aus dem Zentrum des Landes blickt bisher auf eine sehr erfolgreiche Saison zurück, steht vor dem erstmaligen Aufstieg in die BGL Ligue und will am Mittwoch gegen den FC Wiltz 71 die nächste Überraschung schaffen. Der Architekt des Erfolges ist der ehemalige Nationalspieler Mikhail Zaritski, der im Januar 2022 das Traineramt in Mersch übernahm und die Mannschaft mit Disziplin vorantreibt.

Mikhail Zaritski ist eine der herausragenden Persönlichkeiten des luxemburgischen Fußballs der 90er-Jahre. Für Avenir Beggen und Sporting Mertzig erzielte der gebürtige Russe in 137 Nationaldivisions-Spielen 121 Tore. Zwischendurch war er Profi bei Fortuna Köln (D) und Agios Nikolaos (GRE), wurde eingebürgert und bestritt 15 Länderspiele für die „Roten Löwen“. Pech und eine schlimme Verletzung verhinderten jedoch eine erfolgreichere Karriere im Profibereich. Seit 2003 ist er als Trainer aktiv.

Lange Jahre begnügte er sich mit Aufgaben bei unterklassigen Vereinen (u.a. Itzig, Grevenmacher, Echternach), weil er alle Diplome erwarb und laut eigenen Aussagen keine Zeit für einen Job bei einem ambitionierten Klub hatte. Seit 2022 ist er im Besitz der UEFA-Pro-Lizenz – des höchsten internationalen Trainerdiploms. Sein Examen in Kiew schrieb er unter dramatischen Umständen und während des Ukraine-Krieges. „Eine Bombe flog 70 Meter über uns hinweg und schlug in einem Strommast unweit des Fußballplatzes ein. Trotzdem haben wir die Prüfung geschrieben“, erinnert sich Zaritski an dieses einschneidende Erlebnis.

Vergangene Saison übernahm er im Winter Marisca Mersch, führte den Verein sofort zum Klassenerhalt. „Im ersten Training habe ich gesehen, dass Qualität vorhanden ist, aber kein richtiger Mannschaftsgeist. Wir haben extrem hart trainiert und haben den Klassenerhalt geschafft. Das war ein sehr schönes Erlebnis, denn die Spieler haben gesehen, dass sich harte Arbeit auszahlt“, sagt der ehemalige Goalgetter.

Seit diesem Aha-Moment schreibt Zaritski mit seiner Mannschaft eine Erfolgsgeschichte. Mersch steht derzeit überraschend auf einem Aufstiegsplatz und träumt vom erstmaligen Aufstieg in die BGL Ligue. Die Gründe für den Durchbruch liegen für den 50-Jährigen auf der Hand: „Die Mannschaft hat eine sehr gute Mentalität entwickelt. Es ist eine Gruppe entstanden, in der jeder für den anderen da ist. Und das ist in unserem Fall nicht nur eine Floskel. Die Jungs haben gesehen, dass sie sogar die scheinbar unmöglichsten Ziele erreichen können.“

Zaritski ist als Trainer ein ganz anderer Typ als damals als Spieler. „Wenn die Jungs erfolgreicher als ich sein wollen, dann dürfen sie nicht die Fehler machen, die ich gemacht habe. Bei manchen Trainern gibt es Zuckerbrot und Peitsche. Bei mir gibt es nur Peitsche (lacht). Ganz so schlimm ist es natürlich nicht, aber die Disziplin steht an erster Stelle“, sagt der Erfolgscoach.

Zaritski ist sich bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man ihm in Luxemburg eine Mannschaft anvertraut: „Der Verein, der mich holt, muss Eier haben. Ich bin nicht der einfachste Charakter. Mersch hatte Eier und es hat sich gelohnt.“

In den kommenden Wochen will Marisca die Früchte der Arbeit ernten. Oberste Priorität genießt der Aufstieg. Vier Spieltage vor Schluss stehen die Merscher auf Platz zwei der Ehrenpromotion. „Wenn man kurz vor dem Ende auf diesem Platz steht, dann will man auch aufsteigen. Das wäre ein Traum für den Verein. Ob wir bereit sind für die BGL Ligue, wird sich zeigen. Im Verein wird auf jeden Fall sehr viel Arbeit verrichtet und auch die Gemeinde ist wach geworden und unterstützt uns.“

Das Bonbon einer erfolgreichen Saison folgt am Mittwoch im Pokalviertelfinale gegen Wiltz. Mersch rechnet sich durchaus gute Chancen aus, gegen den BGL-Ligisten zu bestehen und erstmals in der Vereinsgeschichte ins Halbfinale der Coupe de Luxembourg einzuziehen. Der Ehrenpromotionär kann sich dabei auf eine eingespielte Mannschaft und zwei Torjäger verlassen. Benjamin Bresch erzielte in dieser Saison in 26 Spielen 28 Tore und hat in der BGL Ligue Begehrlichkeiten geweckt. Im Winter verstärkte Joel Rodrigues (davor: Petingen und F91) die Mannschaft und erzielte in zehn Einsätzen elf Tore.

Mersch hat sich in den vergangenen Wochen für das Pokal-Highlight warmgeschossen. In der Meisterschaft gab es deutliche Siege gegen Aufstiegskandidat Rodange (4:1) und Schieren (8:0). „Ich habe die letzten beiden Tage damit verbracht, Wiltz zu analysieren. Wir haben nichts zu verlieren. Zu meiner Zeit kannte ich nicht einmal alle Mannschaften in der Ehrenpromotion. Damals haben wir im Pokal locker und hoch gewonnen. Heute ist das anders. Es wird ein offensives Spiel werden und die Zuschauer werden ein richtiges Pokalspiel sehen“, sagt Zaritski voraus.

Der Verein, der mich holt, muss Eier haben. Ich bin nicht der einfachste Charakter. Mersch hatte Eier und es hat sich gelohnt.

Mikhail Zaritski, Trainer Mersch

Im Überblick

Mittwoch, 20.00 Uhr:
Viertelfinale der Coupe de Luxembourg:

Mondorf (ND) – RFCUL (ND)
F91 (ND) – Rosport (ND)
Déifferdeng 03 (ND) – Niederkorn (ND)
Mersch (EP) – Wiltz (ND)

Divisionszugehörigkeit in Klammern