„Meine Leader vertrauen mir“

„Meine Leader vertrauen mir“
(Tageblatt/Julien Garoy)

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RADSPORT - Ben Gastauer und Ag2r verbrachten den Ruhetag in einem Schloss in Port-Lesney. Die Idylle wurde aber ab 17.00 Uhr durch großen Medienrummel gestört.

Wie hast du den Ruhetag bislang verbracht?

Ben Gastauer: „Erst einmal etwas länger geschlafen, dann sind wir rund anderthalb Stunden trainieren gefahren. Heute Mittag kamen meine Eltern vorbei und wir haben gemeinsam zu Mittag gegessen. Anschließend war es Zeit, einen kleinen Mittagsschlaf zu halten, in die Massage zu gehen, beim Osteopathen vorbeigeschaut – und jetzt ist es schon wieder Zeit, zu ‚arbeiten‘ und der Presse Rede und Antwort zu stehen (lacht).“

Wie sehr hast du dir diesen Ruhetag herbeigesehnt?

„Nach zehn Renntagen ist man froh, endlich mal einen Tag Pause zu haben und etwas abzuschalten. Aber auch nicht zu viel, denn morgen geht es schon weiter.“

Wenn man den Medienrummel hier sieht, dann muss man sagen, eure Tour ist bislang mehr als gut verlaufen …

„Es läuft besser, als wir es uns erhofft hatten. Zwei Fahrer in den Top Ten, außerdem das Weiße Trikot des besten Jungprofis und dann führen wir noch die Teamwertung an: Einfach super, dass es so gut läuft.“

Die Teamwertung ist ja auch eines eurer Ziele.

„Ja, da sieht es schon gar nicht schlecht aus. Wir liegen in Führung und versuchen diese auch zu halten. Aber das Wichtigste ist, die Plätze unserer beiden Leader zu verteidigen.“

Du hast bislang immer viel über dein Team gesprochen, doch erzähl’ uns doch etwas mehr von deiner Tour. Was war z.B. der schwerste Moment bis jetzt?

(überlegt) „Es gab bis jetzt schon einige schwere Etappen. Zum Beispiel sofort die 2. Etappe in England war schon ganz schwer. Genau wie die mit den Kopfsteinpflastern, wo auch noch das Wetter miserabel war, oder die Etappe tags zuvor, wo es wegen des Windes sehr hektisch zuging. Die ersten zehn Tage sind gut gelaufen, aber es war mit sehr viel Stress verbunden. Vor allem mental war die Anstrengung groß, da es viele Stürze gab und deshalb jeder versuchte, gut platziert zu sein. Das ist auch der Unterschied der Tour de France zu den anderen großen Rundfahrten. Es geht viel hektischer und nervöser zu.“

Kommen wir noch einmal auf die Vogesen-Etappen zurück. In diesem Maße gab es sie noch nicht in der Tour, doch sie sorgten für Spektakel. Wie hast du sie erlebt?

„Für die Zuschauer war es sicher ein großes Spektakel. Für uns bedeutete es nervösere Rennen und mehr Stress. Viele Fahrer, die bei den großen Anstiegen abreißen lassen müssen, schaffen es hier noch gerade eben mit über den Berg. Deswegen kommt mehr Bewegung ins Rennen und es passiert mehr.“

Du selbst liegst zurzeit auf Platz 35. Hast du damit gerechnet, dass es so gut laufen wird?

„Ich wusste, dass ich gut in Form sein würde; dass ich nach zehn Tagen allerdings auf Platz 35 liegen würde, damit hätte ich nicht gerechnet. Mein Klassement hat aber auch keine Priorität. Ich will meine Arbeit gut erledigen und wenn dann auch noch eine gute Platzierung herausspringt, ist es umso besser.“

Heute ist endlich die Sonne rausgekommen und die Temperaturen sind schlagartig in die Höhe geschnellt. Wie kommst du mit einem solchen Umschwung klar?

„Der erste Tag, an dem die große Hitze kommt, ist etwas schwieriger. Ich bin kein Freund der großen Hitze, doch Probleme bereitet sie mir normalerweise nicht. Mal sehen, wie die nächsten Tage verlaufen werden. Aber es ist nicht so, als würde ich mir jetzt große Gedanken darüber machen.“

Nun stehen die großen Berge auf dem Plan. Wie siehst du die Chancen von Bardet und Péraud, und wie sieht deine Arbeit aus?

„Das Hochgebirge ist eigentlich ihr Terrain und ich würde sagen, dass sie sich auch hier behaupten können. Meine Arbeit wird darin bestehen, sie entweder im vorletzten Berg gut zu platzieren oder sie eben bis in den letzten Anstieg zu führen, je nach Rennverlauf. Wenn ich dann der dritte Fahrer des Teams bin, muss ich weiter alles geben für die Mannschaftswertung; wenn nicht, kann ich es lockerer angehen lassen.“

Was immer wieder auffällt, ist die gute Stimmung im Team. Wie würdest du deinen Stellenwert innerhalb der Mannschaft beschreiben?

„Wenn es so gut läuft, ist die Stimmung natürlich bestens. Doch auch vor der Tour war das bereits der Fall. Wir fahren wirklich einer für den anderen. Was meinen Stellenwert anbelangt, wissen unsere beiden Kapitäne, dass sie sich auf mich verlassen können, und deshalb vertrauen sie mir auch. Sie wissen, dass ich meine Arbeit immer erledige und sie gut platziere. Von außen betrachtet, sieht man diese Arbeit nicht immer, doch sie ist sehr wichtig und deswegen sind beide auch sehr zufrieden mit mir.“