Meilensteine und Geld für „Blutpass“: Reaktionen aus der Sportwelt zum Koalitionsabkommen

Meilensteine und Geld für „Blutpass“: Reaktionen aus der Sportwelt zum Koalitionsabkommen

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Die ersten Reaktionen zum Koalitionsabkommen aus der Sportwelt fallen durchaus positiv aus. Kein Wunder, sollen doch eigentlich alle Bereiche unterstützt werden. Doch bei allem Optimismus raten manche Akteure zur Vorsicht.

Schulsport und Bewegungsförderung:

Nicole Kuhn-Di Centa, Vizepräsidentin der Lasep, ist bekannt dafür, Klartext zu reden und auch nicht mit Kritik zu sparen. Nachdem sie sich mit dem Koalitionsabkommen befasst hat, zeigt sie sich aber vorsichtig optimistisch. „Wenn alles, was in diesem Text steht, auch umgesetzt wird, dann haben wir eigentlich alles erreicht, was wir schon seit Jahren fordern.“

Einen Punkt hebt sie dann besonders hervor. „Unser größtes Problem ist es, die Kinder aus den ‚Maisons relais‘ in die Vereine oder die Lasep zu bekommen. Laut Koalitionsabkommen soll dieses Problem durch die Einführung von Pendelbussen, sogenannten Kindervereinsbussen, gelöst werden. Das wäre ein Meilenstein.“ Auch die Bewegungsförderung von Kleinkindern befürwortet Kuhn-Di Centa, allerdings erinnert sie daran, dass die Wichtigkeit dieser Förderungen seit vielen Jahren bekannt ist. Bei aller Freude über die positiven Ansatzpunkte im Koalitionsabkommen stellt sich die Vizepräsidentin der Lasep dennoch ein paar Fragen. Zum Beispiel in Zusammenhang mit der Gratis-Kinderbetreuung. „Das ist sicherlich begrüßenswert, doch wenn wir uns das leisten können, wieso müssen die Kinder denn immer noch 25 Euro für die Teilnahme an der Lasep zahlen?“

Kuhn-Di Centa stört sich auch an der Handhabung des Pilotprojektes „Bewegte Schule“, das 2014 eingeführt wurde und in den kommenden Jahren ausgebaut werden soll. „Entweder hat sich ein Pilotprojekt bewährt und es wird dann umgesetzt, oder es hat sich nicht bewährt und wird fallen gelassen. Man kann ein Pilotprojekt aber nicht unendlich lang weiterlaufen lassen.“

Im Großen und Ganzen ist Kuhn-Di Centa aber sehr zufrieden, dass viele ihrer jahrelangen Forderungen es bis ins Koalitionsabkommen geschafft haben. Die Umsetzung in den kommenden fünf Jahren wird sie sehr genau beobachten.

Anti-Doping:

Der Kampf gegen Doping im Sport wird immer umfangreicher. Die luxemburgische Anti-Doping-Agentur (ALAD) muss ab dem kommenden Jahr biologische Pässe für die Sportler einführen. So will es die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Im biologischen Pass, dem sogenannten „Blutpass“, werden die Blutwerte der Athleten festgehalten, Abweichungen lassen auf Doping schließen und können zu Sperren führen.

Einige Hochleistungssportler verfügen über ihren internationalen Verband bereits über einen biologischen Pass. „Welche Sportler in Zukunft einen biologischen Pass bekommen, steht noch nicht fest“, erklärt Dr. Anik Sax, Generalsekretärin der ALAD.

Fest steht aber, dass diese Maßnahme mit einem großen finanziellen Aufwand verbunden ist. „Es gibt weltweit nur wenige Experten, die einen biologischen Pass richtig auswerten können. Wir werden also auf externe Spezialisten zurückgreifen. So wie wir es bereits für die Laboranalysen machen.“

Sax zeigt sich auch aus dem Grund erfreut darüber, dass das neue Koalitionsabkommen eine finanzielle wie personelle Aufstockung der ALAD vorsieht. „Es ist der Beweis dafür, dass unsere Arbeit anerkannt wird und sich die Politik zugleich bewusst geworden ist, dass wir mehr Mittel brauchen, um unsere Arbeit auch in Zukunft gewissenhaft zu erfüllen“, sagt Sax.

Wissenschaftler werden aber wohl nicht angestellt. „Es ist noch zu früh, um jetzt über konkrete Pläne zu sprechen. Aber ein Bereich, in dem wir in Zukunft noch aktiver werden wollen, ist die Prävention.“

Hochleistungssport:

Das Luxembourg Institute for High Performance in Sports (LIHPS) soll laut Koalitionsabkommen in den nächsten Jahren die nötigen Mittel bekommen, um seine Aufgaben erfüllen zu können. LIHPS-Direktor Alwin de Prins freut sich darüber, dass seine Einrichtung explizit im Abkommen erwähnt wird: „Das ist eine große Motivation für uns. Mittlerweile arbeiten wir bereits mit knapp 20 Sportlern zusammen.“

Das LIHPS ist die luxemburgische Variante eines Olympiastützpunktes und erst seit Juni 2018 operationell. Wenn Sportler in bestimmten Bereichen Hilfe benötigen, können sie darauf zurückgreifen. „Momentan sind wir vor allem im Bereich der körperlichen Vorbereitung, der Ernährung und der dualen Karriere aktiv. In naher Zukunft wird auch noch der Bereich Sportpsychologie hinzukommen.“

Für De Prins ist die Unterstützung der Politik von großer Bedeutung. „Nur so können wir unsere Mission erfüllen.“ Das LIHPS besteht momentan aus 2,5 Arbeitsstellen. Auf Dauer sei das ziemlich knapp bemessen, sagt De Prins. Aber laut Koalitionsabkommen sollen dem LIHPS die nötigen Mittel zukommen.

E-Sports: Bei diesem Bereich handelt es sich um mehr als eine Modeerscheinung und die Politik muss sich damit befassen. Das Regierungsabkommen von DP, LSAP und „déi gréng“ sieht eine Evaluierung des E-Sports vor, um einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen. Eine lobenswerte Initiative, findet Fabio De Aguiar, Head Manager der Plattform 11F Gaming. „Die Anstrengungen, die in den vergangenen Jahren im Gaming-Bereich unternommen wurden, fangen an, sich bezahlt zu machen.“

Mehrere Politiker haben schon den Kontakt mit De Aguiar gesucht, der auch mit dem Unterrichtsministerium in Verbindung steht. Vor allem müsste der E-Sports-Bereich vom Sportministerium und vom COSL anerkannt werden, um Fördermittel zu erhalten. Auch beim E-Sport bräuchte man optimale Trainingsbedingungen, um sich weiterzuentwickeln. De Aguiar und 11F Gaming sehen das Koalitionsabkommen durchaus positiv. „Wir stehen für jede Art von Gesprächen zur Verfügung.“