Marie Muller vor schwierigem WM-Auftakt

Marie Muller vor schwierigem WM-Auftakt
(Tageblatt-Archiv/Sportpics)

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In dieser Woche rückt der Judosport in den Blickpunkt. In Tscheljabinsk (RUS), 1.000 km östlich der Hauptstadt Moskau, wird vom 25. bis 31. August die WM ausgetragen.

Das Sommerloch ist für die Medienwelt der Horror. Ein Wort, das man auf den Sportseiten der Zeitungen nicht kennt. Denn dort jagt ein Event das andere: Fußball-WM, Tour de France, Schwimm-EM, Olympische Jugendspiele usw.

Russland ist mit den Jahren zur Hochburg dieser Kampfsportart geworden. Sogar Präsident Putin ist Träger des schwarzen Gürtels, und sein Volk steht dem in nichts nach. Tscheljabinsk ist nach Moskau (1983, damals noch UdSSR) und Tyumen (2011) die dritte russische Stadt, die sich als WM-Gastgeber präsentiert. In Tscheljabinsk fanden bereits 2012 die Europameisterschaften statt.

Die Resonanz ist groß, für die WM im Südural sind 639 Judokas gemeldet, 251 Damen und 388 Herren. 110 Länder werden auf dem russischen Tatami vertreten sein. Gekämpft wird in der Sportarena „Traktor“. Gestern wurde die WM mit den Leichtgewichtklassen der Männer und Frauen in Angriff genommen. Luxemburg ist in Tscheljabinsk mit seinem Top-Damenduo vertreten: Marie Muller und Lynn Mossong. Die zweifache Sportlerin des Jahres feiert in Russland nach langer Verletzungspause quasi ihr Comeback auf allerhöchstem Niveau.

Die 29-jährige Muller ist in ihrer gewohnten Gewichtsklasse -52 kg gemeldet, die mit 42 Kämpferinnen am stärksten besetzt ist. Die Kategorie hat aber nicht nur Masse zu bieten, sondern auch eine unglaubliche Qualität, mit u.a. den drei Erstplatzierten der Weltrangliste, Majlinda Kelmendi (Kosovo), Erika Miranda (BRA) und Mareen Kräh (GER), den olympischen Medaillengewinnern Yanet Bermoy Acosta (CUB), Ilse Heylen (BEL) (beide 2008), Priscilla Gneto (FRA, 2012) und die WM-Dritte 2013, Yuki Hashimoto (JAP).

Freilos für Runde eins

An ein leichtes Los zu denken ist bei dieser WM also Utopie. Marie Muller konnte in der Gruppe B der Kategorie -52 kg, die am heutigen Dienstag antritt, für die erste Runde ein Freilos ergattern, genau wie ihre Gegnerin Romy Tarangul. Die Deutsche ist eine sehr schwierige Gegnerin, die mit dem Sieg bei den European Open Sofia 2014, Silber beim Grand Prix Qingdao 2013, WM-Bronze 2009 in Rotterdam und EM-Bronze 2012, eben in Tscheljabinsk, etliche Erfolge aufzuweisen hat.

Zudem kennen sich die beiden Damen aus der Bundesliga. In all den Jahren trafen sie bei internationalen Wettkämpfen aber erst zweimal aufeinander. 2010 beim Grand Slam in Rio gewann die Luxemburgerin, 2011 bei der EM in Istanbul ging der Sieg an die Deutsche. Aus psychologischer Sicht befindet sich Tarangul im Vorteil, auch weil es Marie Muller nach der langen Abwesenheit etwas an Wettkampfpraxis fehlt. Die Luxemburgerin ist allerdings eine Kämpferin und hat ihre Chancen. Am Ende werden wohl wieder Kleinigkeiten entscheidend sein.

Lynn Mossong wird erst am Donnerstag auf dem russischen Tatami des „Traktor“ kämpfen. Ihre Kategorie ist mit 33 Damen besetzt, die Escherin tritt in der Vorrundengruppe B an, wo sie in der ersten Runde auf Yuri Alvear trifft – eines der schwersten Lose in diesem Feld, denn die Kolumbianerin ist nicht nur olympische Bronzegewinnerin (2012 in London), sondern auch zweifache Weltmeisterin (2013 und 2009). Ein Weiterkommen der Luxemburgerin wäre also eine riesige Überraschung.