/ Marie Muller: Fast -Happy -End
Luxemburgs Top-Damen standen (und stehen) auf dem Tatami der „Traktor Arena“, leider verlief der Auftakt am Donnerstag im russischen Ural-Gebiet ernüchternd bis, der Gegend angepasst,
trocken kalt. Und dennoch gab es ein Fast-Happy-End: Marie Muller dürfte ihr Olympia-Ticket in der Tasche haben.
Zum EM-Auftakt standen am Donnerstag fünf Gewichtsklassen auf dem Programm, zweimal mit Luxemburger Beteiligung: Marie Muller und Manon Durbach. Beide gingen diese EM mit unterschiedlichen Ambitionen an. Während Durbach ihre EM-Premiere feierte, blickte die Judoka des KSV Esslingen Richtung Podium und London.
Hauptanliegen von Marie Muller bei dieser EM war es, die Qualifikation für die Olympischen Spiele zu sichern. Dies am liebsten über den direkten Weg, über die Weltrangliste – dafür bedurfte es mindestens einer Silbermedaille. Leider hatte die Auslosung am Mittwoch eine erste Ernüchterung gebracht, denn für die 2. Runde wurde ihr die Lokalmatadorin und Topfavoritin Natalia Kuziutina zugelost, die Nr. 4 der Welt. Mit der Rumänin Andreea Florina Catuna (WR 49) wurde ihr in der Kategorie -52 kg unter 22 Konkurrentinnen hingegen eine lösbare Aufgabe für Runde eins zugelost.
Die Kämpfe
Muller war allerdings gewarnt, bei der EM der U23 in Salzburg (2007) siegte die heute 24-Jährige und holte Bronze, die Luxemburgerin wurde 5. Zudem konnte Catuna mit u.a. zwei Meistertiteln in den beiden letzten Jahren aufhorchen lassen. Platz 5 beim Weltcup im Januar in Sofia war das bessere Ergebnis 2012 im Vergleich zu Marie Muller.
Die Bonnewegerin kam im ersten Kampf dieser Europameisterschaft denn auch überhaupt nicht zurecht. Der Druck und die Favoritenbürde waren zu hoch, Muller wirkte verkrampft, bekam zwei Shido aufgebrummt, während die Rumänin die Punkte (Wazari und Yuko) machte. Jedenfalls schaffte es Marie Muller nicht, diesen Rückstand wettzumachen und schied aus, bevor die EM richtig begonnen hatte. Zu allem Überfluss begann jetzt eine Zitterpartie, da sie nur noch über die kontinentale Rangliste auf einen Startplatz in London hoffen konnte – und dafür musste die Konkurrenz ebenfalls patzen.
Weniger Druck lastete auf den Schultern von Manon Durbach in der mit 31 Damen besetzten Kategorie -57 kg, sieht man davon ab, dass das Premieren-Lampenfieber ihr etwas zusetzte. Die 20-Jährige musste in der ersten Runde gegen Larissa Csartari kämpfen, als WR 74. stand die Schweizerin natürlich in der Favoritenrolle. Die 23-jährige Csartari legte denn auch dort los, wo sie 2011 aufgehört hatte, mit u.a. Bronze bei der EM der U23. Schnell ging sie mit Yuko in Führung und schon nach 37 musste Manon Durbach ihrer Unerfahrenheit Tribut zollen. Für Larissa Csartari endeten die EM-Träume aber ebenfalls schnell, sie unterlag anschließend der Siegerin der Vorrundengruppe B, Sarah Loko (F).
Das Warten
Marie Muller wurde im weiteren EM-Verlauf auf eine enorme Geduldsprobe gestellt, denn ihre Konkurrentinnen um den EJU-Startplatz landeten einen Sieg nach dem anderen.
Jaana Sundberg (FIN/18 Punkte hinter Muller) bezwang zunächst Aynur Samat (TUR/WR 25), eine weitere Mitkonkurrentin, dann auch noch überraschend die Französin Penelope Bonna (WR 14), die damit ihre Olympia-Hoffnungen begraben musste. Sundberg unterlag zwar im Finale der Pool A gegen Laura Gomez (ESP/11), konnte aber ihre Aussichten mit der Trostrunde aufrechterhalten. Andrea Chitu (ROM/WR 22/72 Punkte zurück) zog ebenfalls alle Register ihrer Kunst mit zunächst einem Überraschungserfolg über Priscilla Gneto (F/WR 8), dann über Rosalba Forciniti (ITA/WR 18) und nach dem dritten Sieg gegen Mareen Kräh (D/WR 23) stand Chitu als Gewinnerin der Gruppe C im Halbfinale am späten Nachmittag.
Zu allem Überfluss gewann Chitu dieses gegen Ana Carrascosa (ESP/WR 9) und damit war die 23-Jährige im Olympiaklassement an der Luxemburgerin vorbeigezogen.
Erleichterung
Im Finale leistete sich die Rumänin dann auch noch den Luxus, der Topfavoritin Kuziutina den Titel zu entreißen, qualifizierte sich damit direkt für London und verdrängte Forciniti (544 Punkte) mit 556 Punkten aus dem Olympiaranking. Die Italienerin nimmt jetzt den ersten europäischen Quotenplatz ein.
Erleichterung gab es anschließend, als Janaa Sundberg (454 P.) ihr Halbfinale der Trostrunde gegen Romy Tarangul (D/WR 17) verlor und sich damit als 7. des Schlussklassements (2011 war sie Fünfte) nicht gegenüber Marie Muller (472 Punkte) verbessern konnte.
Das fehlende Prozent
Die Zitterpartie hatte ein Ende, mit einem 99% sicheren HappyEnd für die 26-Jährige: sie behält in der kontinentalen Quote den letzten europäischen Startplatz.
Nur noch die Südkoreanerin Kyung-Ok Kim (420 P.) kann der Luxemburgerin am Samstag bei der Asienmeisterschaft in Tashkent (UZB) einen Strich durch die Rechnung machen. Dafür müsste Kim die Kategorie -52 kg gewinnen (mit Streichresultaten +140 Punkte); damit würde sie sich direkt qualifizieren und Chitu in die europäischen Quotenplätze bugsieren … und Muller als Dritte raus diesem Klassement (hinter Chitu und Forciniti).
Dieses Horrorszenario dürfte aber kaum eintreffen, da dieses Turnier sehr stark besetzt sind, mit u.a. der Weltranglistenersten Nishida (JAP) und der Dritten Munkhbataar (MGL).
Am Freitag (27.04.12)
Am Freitag (27.04.12) ruhen die letzten Hoffnungen auf Lynn Mossong, die in der Gewichtsklasse -70 kg kämpft (21 Judokas). Die Weltranglisten-58. trifft in der ersten Runde auf Ozge Akarsu. Die erst 18-jährige Türkin hat zwar noch kein Ranking, holte sich aber im Januar den türkischen Meistertitel und 2010 eine Bronzemedaille beim Europacup in Istanbul.
Für Lynn Mossong ist Akarsu eine unbequeme, aber keine unbezwingbare Gegnerin.
- Pokal-Finalspiele - 23. Mai 2016.
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- BGL Ligue / Ehrenpromotion - 22. Mai 2016.