TennisMandy Minella gibt zu: Ohne Schmerzmittel geht es nicht

Tennis / Mandy Minella gibt zu: Ohne Schmerzmittel geht es nicht
Mandy Minella hatte in ihrer Karriere das Glück, nicht von schlimmen Verletzungen geplagt zu sein Archivbild: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

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Roger Federer, Rafael Nadal, Stan Wawrinka: Von vielen Tennisprofis ist bekannt, dass sie Schmerztabletten nehmen – in höherem Maße. Mandy Minella hingegen gibt Acht darauf, was und wie viel sie einnimmt. Doch ganz ohne Schmerzmittel übersteht auch die 34-jährige Luxemburgerin nicht die Saison. Im Gespräch mit dem Tageblatt verrät sie, wie es um ihren Gebrauch von Schmerzmitteln steht. 

„Ich nehme sie häufig, nicht während des Trainings, aber vor den Matches. Es ist nichts, was ich gerne mache, aber ich habe keine andere Wahl“, sagte Richard Gasquet der Nachrichtenagentur Reuters. „Ich muss Schmerzmittel nehmen, aber ich bin nicht der Einzige. Jeder andere tut es auch, denn wenn du körperliche Probleme hast, verlierst du ein paar Monate, in denen du nicht antreten kannst“, sagte Rafael Nadal dem spanischen Radiosender Onda Cero, und auch Stan Wawrinka, Roger Federer oder Timea Bacsinszky haben schon in der Öffentlichkeit zugegeben, des Öfteren zu Schmerzmitteln zu greifen. Ein extremes Beispiel ist Goran Ivanisevic, der 2001 Wimbledon gewann. „Damals nahm ich sie wie Süßigkeiten. Wenn du die Chance hast, Wimbledon zu gewinnen, nimmst du alles. Wenn der Arzt gesagt hat, ich solle zwei Pillen nehmen, nahm ich fünf, so sehr habe ich den Schmerz gehasst.“

Es ist kein Geheimnis, dass einige Tennisprofis den Griff zu Schmerzmedikamenten nicht scheuen. Die Saison der Tennisprofis ist lang – im Januar beginnt sie, im November hört sie auf. Dazu üben die Athleten einen Sport aus, der dem Körper vieles abverlangt. Durch das ständige Beschleunigen und abrupte Abbremsen werden Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke stark belastet, die Bewegung beim Aufschlag stellt ein großes Risiko für Rücken und Wirbelsäule dar, dazu kommt der Tennisarm, der stechende Schmerzen im Ellbogen verursacht.

Mandy Minella, die das Glück hatte, in ihrer Karriere nie eine schlimmere Verletzung auskurieren zu müssen, scheut sich aber vor dem Griff in den Medikamentenschrank. „Wenn ich meine Periode bekomme, habe ich am ersten Tage extreme Schmerzen“, erklärt Minella. „Dann muss ich diese Schmerzen mit Medikamenten unterdrücken.“ Doch die Luxemburgerin, die 2000 ihr Debüt für das FedCup-Team feierte, gesteht: „Es gibt auch Tage, an denen man akut etwas hat und etwas einnehmen muss, weil es sonst nahezu unmöglich ist, zu spielen.“ Minella sagt, dass dies vor allem Tage nach einem längeren oder intensiveren Match seien. „Dann hat man einige Reizungen im Körper. Es gibt sehr wenige Spieler, die nie Schmerzen verspüren. Irgendwas ist immer.“ Um im Profizirkus zu bestehen, müssen sich die Spielerinnen und Spieler stets beweisen – und stehen dabei unter Druck. „Ich nehme nur Schmerzmedikamente ein, wenn es auch wirklich sein muss.“ Minella spricht dabei vor allem ihre Bizepssehne an, die bei Tennisspielern oft gereizt ist. „Morgens stehen wir auf und bekommen den Arm kaum gehoben. Dann muss man eben zwei oder drei Tage Schmerzmittel zu sich nehmen.“ Wenn Minella zu den Tabletten greift, bevorzugt sie Voltaren. Warum, das kann sie selbst nicht sagen.  Nebenwirkungen der Tabletten habe sie noch nie verspürt.  

Vorsicht

Einmal im Monat nehme sie mindestens Schmerzmittel – aber hauptsächlich wegen der Periode. Vor einer Trainingseinheit habe sie aber noch nie Medikamente genommen. „Wenn es so schlimm ist, dass man nicht mehr trainieren kann, dann ist eine Pause am sinnvollsten“, sagt Minella. Bekannt ist, dass einige Sportler Schmerzmittel nehmen, um sich mental sicherer zu fühlen und selbstbewusster auftreten zu können – obwohl sie gar keine Schmerzen haben. „Das zeigt schon eine gewisse Abhängigkeit“, merkt Minella an, die laut eigener Aussage sehr vorsichtig mit den Schmerzmitteln umgeht und über Risiken Bescheid weiß. „Ich habe mich auch mit Langzeitschäden beschäftigt. Es ist bekannt, dass Voltaren nicht gut für den Magen und die Leber ist. Ich habe keine Lust, Chemie in mich reinzupumpen. Ich esse und trinke sehr bewusst und achte sehr gut auf meine Gesundheit.“

Minella, die 2021 noch auf der Tour aufschlagen wird, hat schon einige Jahre Erfahrungen in der Tennis-Szene gesammelt. „Ich kann nicht sagen, wer wie viele Schmerzmittel nimmt. Aber ich kann sagen, dass jeder Probleme hat. Wir wissen alle, dass einige ab und zu Schmerzmedikamente nehmen, andere öfter. Es gibt kaum einen Spieler, der morgens aufsteht und sagt, ich fühle mich wie neugeboren. Der Körper leidet sehr unter diesem Sport.“

Die 34-Jährige sagt, dass sie im fortgeschrittenen Alter nicht mehr Schmerzen im Körper verspüre. Etwas Angst habe sie allerdings auf die Auswirkungen ihrer Tenniskarriere auf ihren Körper im höheren Alter. „Ich denke, dass ich das später sehr spüren werde. Mit 20 Jahren stellt man sich diesbezüglich keine Fragen. Morgens wacht man auf und es geht einem gut. Mittlerweile merke ich aber, wie der Sport am Körper zerrt.“ 

KONTAKT

Haben auch Sie schon Erfahrungen mit Schmerzmitteln gemacht? Schildern Sie uns, was Sie erlebt haben. Eine Kontaktmöglichkeit hilft uns, weitere praktische Beispiele aus Luxemburg aufzunehmen und mögliche Fragen klären zu können. Natürlich behandeln wir Ihren Namen sowie Ihre Angaben vertraulich und verwenden sie nur in unserer Berichterstattung, wenn dies mit Ihnen abgesprochen ist. Kontakt können Sie per E-Mail an pgillen@tageblatt.lu aufnehmen.

J.C.Kemp
28. Juni 2020 - 16.37

Heissen Schmerzmittel bei Sport nicht Doping?