Manchmal gibt er seine letzte Unterhose

Manchmal gibt er seine letzte Unterhose
(Tageblatt/Dan Elvinger)

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Jean Schiltz ist so etwas wie die Stimmungskanone im FLF-Verwaltungsrat. Der ehemalige Stürmer von Aris Bonneweg hat aber noch eine wichtigere Rolle dort. Er koordiniert die Auslandsreisen der Nationalelf.

Es ist 12.00 mittags am vergangenen Dienstag. Die FLF-Auswahl macht auf ihrer Reise in Richtung Baku einen Zwischenstopp am Frankfurter Flughafen. Den Spielern knurrt der Magen und die Mahlzeit im Flugzeug reicht einem Sportler bekanntlich nicht aus.

Doch Jean Schiltz hat schon vorgesorgt und in einem Flughafen-Hotel eine Portion Spaghetti für die hungrigen Mäuler reserviert. Schnell werden ein paar Kohlenhydrate zu sich genommen, bevor der nächste Flug auf die Mannschaft wartet. Alles passt perfekt in den Zeitplan und Schiltz hat wieder einmal seine Aufgabe erfüllt. Doch das ist nicht immer so einfach.

Herr Schiltz, wie und wann wurden Sie zum „Head of Delegation“ der Nationalmannschaft?

Jean Schiltz:

„Seit 2007 bin ich Präsident der technischen Komission der FLF und gleichzeitig auch Head of Delegation. Nachdem Jos. Zangerlé beim Kongress in Differdingen nicht wiedergewählt wurde, habe ich seine Rolle übernommen. Es ist die Aufgabe des Verbandspräsidenten, zu entscheiden, wer diesen Posten bekommt.“

Was sind Ihre Aufgaben vor und während der Auslandsreisen?

„Hauptsächlich die technische und sportliche Organisation. Es ist meine Aufgabe, die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Spieler sich bestmöglich auf ihr Spiel vorbereiten können. Zuerst wird geschaut, wie wir reisen – mit Bus, Flugzeug oder Charter. Danach nehmen wir die Koordination vor Ort in Angriff. Wichtig ist es, zu wissen, wann, wo und was die Spieler essen. Der medizinische Betreuerstab braucht auf seinen Zimmern beispielsweise eine Massagebank, die natürlich nicht zur allgemeinen Ausstattung eines Zimmers gehört. Unsere Spieler aus dem Ausland werden oft erst einen Tag später als der Rest der Mannschaft eingeflogen. Das ist nicht immer einfach. Mario Mutsch mussten wir einmal, als wir in Italien waren, mit einem Taxi aus St. Gallen abholen. Als Delegationsleiter muss man vor allem schnell reagieren und auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.“

Wie werden die Hotels ausgewählt?

„Normalerweise fragen wir beim gastgebenden Verband nach, in welchem Hotel Sportler am besten aufgehoben sind. Danach lassen wir uns Angebote zukommen. Wichtig ist, dass die Unterkunft unser Budget nicht sprengt und dass wir nicht weit entfernt von den Trainingsplätzen und vom Stadion untergebracht sind.“

Sind die Spieler mittlerweile anspruchsvoller als früher?

„Die Spieler selbst stellen direkt keine Anforderungen. Der Trainer steht stellvertretend für die Spieler. Die Ansprüche sind mit der Zeit gestiegen, aber wir können uns nicht erlauben, wie die Weltmeister durch die Welt zu reisen. Erstens spielen wir nicht so und zweitens sind die Spieler sehr zufrieden mit der Betreuung und zeigen sich auch erkenntlich.“

Sie haben mit Allan Simonsen, Guy Hellers und Luc Holtz drei Trainer miterlebt. Welche Unterschiede konnten Sie feststellen?

„Unter Simonsen war ich nur kurz dabei. Ein netter Mann, aber oft zu nett. In einer Mannschaft kannst du nicht andauernd eine Extrawurst verteilen. Am Ende seiner Amtszeit gab es nur noch Spieler mit Extrawürsten, und das hat ihm das Genick gebrochen. Guy Hellers hatte die Truppe im Griff, aber es gab keine Momente, in denen man auch mal lockerer sein konnte. Während seiner Amtszeit hatten verschiedene Spieler Angst und Bauchschmerzen, sobald er den Raum betreten hat. Luc Holtz hat eine gute Mischung gefunden. Er findet die treffenden Worte in den meisten Situationen.“

Welche Reisen mit der Nationalmannschaft haben Sie geprägt?

„Das schönste Gefühl ist natürlich immer, wenn man gewinnt. Wie damals in der Schweiz, als keiner mit uns gerechnet hatte. Beeindruckt hat mich die Reise nach Saudi-Arabien. 2008 hatte man uns dorthin zu einem Trainingslager eingeladen. Es war interessant zu sehen, wie die Menschen dort leben. Das ist eine ganz andere Welt. Unglaublich waren auch die dortigen Sporteinrichtungen. Wir haben in einem Stadion gespielt, in dem dreimal im Jahr der Rasen neu angepflanzt wird. Unter dem Spielfeld befanden sich eine Sporthalle und ein kleines Krankenhaus. Das alles beweist, welche Wichtigkeit der Sport in verschiedenen Ländern hat. Leider ist das in Luxemburg nicht der Fall.“

Was sind die verrücktesten Geschichten, die Sie miterlebt haben?

„Da fällt mir spontan eine ein. Als wir vor zwei Jahren nach Minsk gereist sind, ist der Koffer von FLF-Präsident Paul Philipp irgendwo zwischen Frankfurt und der weißrussischen Hauptstadt abhanden gekommen. Während fünf Tagen ist er in einem Jogging herumgelaufen und ich musste ihm sogar meine Unterhosen leihen. 14 Tage, nachdem wir aus Minsk zurückgekehrt waren, hat er den Koffer wiederbekommen.“