London 2012 meldet: Alles im Plan

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Genau zwei Jahre bis zur Eröffnung / Kleiner und billiger als Peking 2008

OLYMPIA – Wenn die Londoner wissen wollen, wie lange es noch dauert, bis Olympia in ihre Stadt kommt, dann müssen sie nur in den Himmel schauen. „731 Days To Go“ steht da heute. Noch 731 Tage.

Ein 360-Grad-Laufband rund um die Spitze des Londoner Fernsehturms BT Tower zählt die Tage in großen Leuchtlettern Tag und Nacht herunter. Heute sind es noch genau zwei Jahre bis zur Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele am 27. Juli 2012.

Vom künftigen Olympiagelände aus gesehen ist der Fernsehturm im Zentrum der Stadt allerdings nur ein winziger Punkt am Horizont. Die meisten der acht Millionen Londoner bekommen von den Arbeiten auf der 2,5 Quadratkilometer großen Baustelle gar nichts mit und schauen überrascht auf die Luftbilder, die in diesen Tagen in allen Zeitungen sind. „Zwei Jahre vor der Eröffnungsfeier sieht unser Olympiagelände besser aus als das in Athen zwei Monate vor dem Beginn der Spiele 2004“, lobt der Independent die Organisatoren.

Fristen eingehalten

Deren Chef, Lord Sebastian Coe, sitzt deshalb auch entspannt an seinem Schreibtisch im 23. Stock eines Bürohauses, von dem aus er den künftigen Olympiapark Luxemburg:
1912-2012 

Die Vorbereitungen auf Luxemburger Seite laufen momentan noch langsam an. Dennoch werden London 2012 für das Großherzogtum ganz spezielle Olympische Spiele: 1912 nahm Luxemburg in Stockholm (Schweden) zum ersten Mal an den Spielen teil (20 Teilnehmer) und das COSL feiert 2012 sein hundertjähriges Bestehen.
Das COSL war im April bei einer Art offenen Tür in London durch Generalsekretärin Marlyse Pauly und Sportdirektor Heinz Thews vertreten. „Wir waren die Sportstätten besichtigen. Die Briten sind ganz optimistisch, dass sie für 2012 alles fertigstellen. Ich denke, da muss man sich keine großen Sorgen machen“, erklärt Pauly.
Im Herbst wird man aber mehr berichten können, so Pauly. Dann werden die Qualifikationskriterien zum größten Teil bekannt sein. Auch das Ticket -und Hotelgeschäft läuft dann an.
In ein paar Monaten sollte man auch mehr wissen zu der Schaffung eines „Luxembourg House“ während der Spiele in London.
Das COSL saß diesbezüglich bereits mit dem luxemburgischen Botschafter in
Großbritannien Hubert Wurth zusammen.
dat 
überblicken kann. „Wir wissen, dass am Abend des 27. Juli um 20.00 Uhr hier eine Eröffnungsfeier stattfinden soll“, sagt der zweimalige 1.500-m-Olympiasieger: „Wir haben bislang jede Frist eingehalten. Wenn uns das bis zur Abschlussfeier gelingt, ist alles in Butter.“ Den einzigen Druck, den er spüre, sei der, jeden Morgen in der Gewissheit aufzuwachen, dass wieder ein harter Arbeitstag vor ihm liege. Um die Größe der Aufgabe zu veranschaulichen, vergleicht Coe das Projekt Olympia gerne mit der Organisation einer Fußball-WM: „Bei einer WM gibt es etwa 30 Teams und ungefähr 60 Spiele in zehn verschiedenen Stadien. Das sind Kleinigkeiten im Vergleich zu den Aufgaben, die wir zu schultern haben. Das IOC gibt uns sieben Jahre Zeit, um 52 Weltmeisterschaften auf einmal auszurichten.“

Dass die etwa 10.000 Bauarbeiter auf einem guten Weg sind, hat ihnen vor wenigen Wochen auch ein Gruppe von Inspektoren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bestätigt. Vor allem das Aushängeschild der Spiele, das 80.000 Zuschauer fassende Olympiastadion, ist bereits fast fertig. Sogar einige der Blumenbeete, die zum Olympiapark gehören, sind bereits bepflanzt.

Noch dominieren Baukräne das Bild. Die stehen vor allem an den vier Stellen, wo die markanten Bauten der Spiele entstehen: die Basketball-Arena, die Radrennbahn Velopark, die Schwimmhalle Aquatics Centre und das Medienzentrum. Letzteres wird in zwei Jahren 20.000 Journalisten Platz bieten.

Schon jetzt fällt auf, dass London 2012 eine Nummer kleiner ausfallen wird als Pekings XXL-Spiele von 2008, die angeblich umgerechnet 24 Milliarden Euro gekostet haben. Auch wenn beispielsweise Star-Architektin Zaha Hadid das geschwungene Dach für das olympische Schwimmstadion entwarf – es kann sich mit Pekings futuristischem Wasserwürfel nicht messen. „Wir werden in puncto Größe nicht an Peking heranreichen. Aber diese Spiele werden der Welt beweisen, dass man das Event auch ausrichten kann, wenn man kein grenzenloses Budget zur Verfügung hat“, sagt Cheforganisator Coe.

Trotzdem werden auch die Olympischen Spiele in London deutlich teurer als veranschlagt. War in der erfolgreichen Bewerbung noch von umgerechnet 2,9 Milliarden Euro die Rede, ist das aktuelle Budget bereits auf umgerechnet 10,4 Milliarden Euro angewachsen.

Umgerechnet 720 Millionen Euro sind alleine für das Thema Sicherheit eingeplant. Obwohl bereits heute in keiner Stadt der Welt mehr Überwachungskameras stehen als in London, forscht ein Team an der Universität von Reading vor den Toren der Hauptstadt an einer neuen Generation von Kameras. Die sollen während der Spiele Alarm schlagen, wenn ein Gepäckstück zurückgelassen wird, und gleichzeitig „im Blick“ behalten, wer der vermeintliche Besitzer ist und wo er sich gerade aufhält.

Die britische Regierung prüft das Olympiabudget angesichts knapper öffentlicher Kassen gerade auf Einsparmöglichkeiten. Nicht im Milliardenbudget enthalten sind die 30 Millionen Euro, die das neueste Bauprojekt der Olympischen Spiele kosten wird: Privatinvestoren wollen eine Seilbahn bauen. Diese soll zwei Wettkampfstätten – O2 Arena und ExCel Centre – miteinander verbinden, die direkt an der Themse liegen – und zwar an gegenüberliegenden Ufern. 50 Meter über dem Wasser soll die Seilbahn bis zu 2500 Besucher pro Stunde zwischen O2 Arena und ExCel Centre hin- und herfahren. In den beiden Hallen werden Turn- und Boxwettbewerbe stattfinden.

Skeptisch sind einige Kritiker, ob in zwei Jahren auch alle anderen Wege so schnell zu überbrücken sein werden. London leidet auch ohne ein Mega-Event wie Olympia täglich unter überfüllten U-Bahn-Zügen. Oberirdisch sieht es nicht besser aus: Nicht einmal die Innenstadt-Maut hat etwas daran geändert, dass es auf den Straßen Londons so langsam vorangeht wie in keiner anderen europäischen Hauptstadt. Ein Verkehrschaos wie 1996 in Atlanta, als einige Athleten sogar ihre Wettkämpfe verpassten, weil sie im Stau standen, ist nach Meinung der Experten dennoch ausgeschlossen. In diesen Tagen wird eine neue Schnellzugverbindung eingeweiht, deren Züge das Olympiagelände und die elf km entfernte Innenstadt in nur 6 Minuten und 45 Sekunden verbinden werden. Eine U-Bahn-Linie quer durch Ost-London wurde bereits verlängert. Speziell für die Athleten und Offiziellen sollen während der Spiele ganze Fahrspuren auf den Straßen freigehalten werden. Die Briten wissen, dass in zwei Jahren die ganze Welt auf ihre Hauptstadt blickt. „Wir müssen das anständig hinkriegen. Wenn uns das nicht gelingt, wird der Imageschaden für die Stadt enorm sein“, sagt Coe.