Letzte große Phelps-Show beginnt mit Gold

Letzte große Phelps-Show beginnt mit Gold
(AFP/Gabriel Bouys)

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Rückkehrer Michael Phelps hat seine Goldsammlung weiter aufgestockt. Mit der Freistilstaffel feierte er seinen 19. Olympiasieg.

Als Michael Phelps seine 19. Olympia-Goldmedaille küsste, war sein jüngster Fan längst eingeschlafen. Sein Söhnchen Boomer schlummerte im roten Baby-Tragesack mit weißen Sternen selig, auch der Jubel im Schwimmstadion von Rio de Janeiro 20 Minuten nach Mitternacht weckte ihn nicht. Vom neuesten Kapitel in seiner unglaublichen Rekord-Saga wird der erfolgreichste Olympionike von allen seinem Nachwuchs in ein paar Jahren erzählen müssen.

„Es war verrückt. Ich stand auf dem Startblock und dachte, mir würde das Herz in der Brust explodieren“, sagte Phelps nach seinem Triumph mit der amerikanischen 4×100-m-Freistilstaffel – dem ersten Olympiasieg nach seinem Rücktritt vom Rücktritt. Mit der viertbesten Zeit im Finale hatte der Superstar als zweiter Schwimmer das US-Quartett in Führung gebracht. Wie wild schlug er auf den Block ein, als Schlussschwimmer Nathan Adrian den Vorsprung ins Ziel brachte. Phelps riss immer wieder die Arme hoch, er schrie seine Freude heraus, er klatschte seine Kollegen ab: Es wirkte, als hätte der 31-Jährige gerade sein erstes olympisches Gold gewonnen – und nicht das 19. seiner Karriere. Sein Blick wanderte über die Tribüne und suchte seine wichtigsten Fans: seine Mutter Debbie, seine Verlobte Nicole Johnson und den drei Monate alten Boomer.

„Wieder verliebt“

Die letzte große Phelps-Show hat begonnen. Vier Jahre nach den Spielen von London, die sich trotz vier Gold- und zwei Silbermedaillen irgendwie falsch angefühlt hatten, nimmt der beste Schwimmer der Geschichte noch einmal Abschied von der großen Bühne – diesmal richtig. „In London wollte ich eigentlich nichts mehr mit dem Sport zu tun haben, jetzt habe ich mich wieder in ihn verliebt“, sagte Phelps.

Mindestens vier Chancen auf noch mehr Gold hat der Superstar in Rio noch. Über 100 und 200 m Schmetterling und 200 m Lagen ist ihm ebenso der Sieg zuzutrauen wie mit der Lagenstaffel. Möglicherweise geht er auch über 4×200 m Freistil an den Start.

Freudentränen

Während Boomer im Sack mit den blauen Initialen seines berühmten Vaters tief und fest schlief, vergossen die jüngsten Staffelkollegen von Phelps Freudentränen. Caeleb Dressel, 19, und Ryan Held, 20, brachten sogar den Seriensieger zum Weinen. „Die Jungs haben geheult, da habe ich auch angefangen“, sagte Phelps. Der Sieg in der Sprintstaffel lag ihm besonders am Herzen. Vor vier Jahren in London hatte das US-Quartett Gold an Frankreich verloren. „Wir wollten es unbedingt zurück“, sagte er.

Und auch er selbst wollte unbedingt zurück. Nach Alkoholproblemen und Gedanken an den Tod halfen ihm seine Verlobte und seine Familie aus dem Tief – und Boomer inspirierte ihn zusätzlich, auch wenn er das Wichtigste verschlief.