Kostner Europameisterin

Bronze ging an Jelene Gedewanischwili (Georgien/164,54). Die zweimalige deutsche Meisterin Sarah Hecken beendete ihre erste EM vor 6000 Zuschauern bitter enttäuscht auf dem 16. Rang. Damit verliert die Deutsche Eislauf-Union (DEU) den zweiten Startplatz bei dem kontinentalen Championat 2011 in Bern. Die Mannheimerin vertritt die deutschen Farben auch bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver. „Das ist natürlich schade, dass wir nächstes Jahr nur noch ein Mädchen zur EM schicken können, zumal wir einige talentierte Läuferinnen haben“, sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU). Bisher war die Nerverstärke der große Pluspunkt der 16-jährigen Hecken. In der Hauptstadt Estlands ist sie erstmals erdrückt worden von der Atmosphäre einer internationalen Meisterschaft auf Topniveau. Wie schon im Kurzprogramm scheiterte die hochgewachsene Athletin am dreifachen Salchow, den sie zweimal vergeblich ansetzte. Noch schlimmer war der dreifache Lutz, den sie stürzte und sich dabei an der Hand verletzte. „Ich wollte danach auf gar keinen Fall aufgeben“, sagte Hecken, die ihre Tränen nicht zurückhalten und sich nicht über die mageren 121,79 Punkte beklagen konnte. „So eine Vorstellung passiert mir sicher kein zweites Mal“, kündigte die Läuferin an, die in drei Wochen als jüngste Teilnehmerin im olympischen Eiskunstlauf-Team gegen die Weltspitze vor einer großen Herausforderung steht. „Da habe ich nichts zu verlieren“, meinte sie fast trotzig. Vizemeisterin Shira Willner (Mannheim) erlebte das verpasste Finale gar nicht mehr mit. Eine Klasse besser liefen die Medaillenkandidatinnen, die sich gut präpariert für Olympia zeigten, auch wenn dort die sprungstarke asiatische Konkurrenz wartet. Die Südtirolerin Kostner, die vom Oberstdorfer Trainer Michael Huth zum Ex-Coach von Michelle Kwan, Frank Caroll, in die USA gewechselt ist, konnte sich sogar einen Sturz beim dreifachen Rittberger und einige wacklige Landungen erlauben. In ihrem türkisen Tüllkleidchen bestach die 22-Jährige aber in der künstlerischen Präsentation zu Cello-Klängen von Vivaldi. Will sie es aber in drei Wochen bei den Winterspielen mit den sprungstarken Asiatinnen aufnehmen, muss sie noch zulegen. „Ich bin sehr stolz und freue mich auf Vancouver, auch wenn dort noch andere Konkurrenten warten. Die härteste Konkurrenz ist meist der eigene Kopf“, sagte Kostner.

DPA

Eiskunstlauf-EM in Zahlen

Eiskunstlauf, Europameisterschaften in Tallinn, Damen, Endstand: 1. Carolina Kostner (Italien) 173,46 Punkte, 2. Laura Lepist (Finnland) 166,37, 3. Elene Gedewanischwili (Georgien) 164, 54, 4. Kiira Korpi (Finnland) 163,68, 5. Sarah Meier (Schweiz) 157, 44, 6. Julia Sebestyen (Ungarn) 156,77, 7. Alena Leonowa (Russland) 153,57, 8. Valentina Marchei (Italien) 149,46, 9. Ksenia Makarowa (Russland) 146,85, 10. Jelena Glebowa (Estland) 138,93, …16. Sarah Hecken (Mannheim) 121,79, damit komplett.