„König Albert“ lässt über 60.000 Fans kopfstehen

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Sieben Fahrer schickte Belgien bei der Heim-Weltmeisterschaft in Koksijde an den Start, womit nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt auch die ersten sieben Plätze vergeben waren.

Bester Nicht-Belgier auf Rang 8 war der Tscheche Radek Simunek, welcher 2:15 Minuten Rückstand auf den neuen Titelträger Niels Albert hatte, der sich sein zweites WM-Gold nach 2008 in Hoogerheide (NL) sicherte.

Rob Peeters, für den es das erste WM-Podium war, und Kevin Pauwels, der sich diesen Winter den Gesamt-Weltcup sicherte, komplettierten das Podest.

Die beiden Luxemburger Teilnehmer bei der Elite, Gusty Bausch und Christian Helmig, wurden auf den Plätzen 48 bzw. 49 fünf Runden vor Schluss aus dem Rennen genommen.

Irre Show

Es war eine irre Show, welche die sieben flämischen Belgier ihrem König Albert II. und den über 60.000 Zuschauern in den Sanddünen boten.

Noch nie in der Geschichte von Welt-Titelkämpfen dominierte eine Nation derart wie die Belgier gestern. Zwischen 2002 und 2005 hatten belgische Fahrer sich je alle drei Medaillen sichern können und 2003 bei der WM in Monopoli (ITA) hatten sie die ersten fünf Plätze belegt – doch sieben von sieben, das hatte es zuvor noch nie gegeben.

Mordstempo

Niels Albert gilt als bester „Sand-Fahrer“, und seinem Ruf wurde der 26-Jährige vollauf gerecht. Ab der ersten Kurve lag er in Führung und legte ein Mordstempo hin, dem nichts und niemand folgen konnte. Auch nicht Zdenek Stybar, der in den Jahren 2010 und 2011 nicht zu schlagen gewesen war. Der tschechische Titelverteidiger belegte am Ende den für ihn enttäuschenden 13. Platz.

Niels Albert, der 2004 bereits Junioren- und 2008 Espoirs-Weltmeister war, erklärte die siebenfache belgische Dominanz so: „Wir sind es von klein auf gewohnt, im Sand zu fahren.“

Der belgische „Nationalfeiertag“ wurde nach dem Rennen allerdings etwas getrübt. Die Cyclocross-Ikone Sven Nys (35 Jahre) verkündete nach ihrem 7. Platz: „Das waren meine letzten Weltmeisterschaften.“ Landsmann Niels Albert aber wollte von einem Rücktritt noch nichts wissen: „Das wäre wirklich schade, aber ich denke, er hat es aus der Enttäuschung über seinen 7. Platz heraus so gesagt.“

Hin- und hergerissen

Seine 15. WM wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht die letzte von Gusty Bausch gewesen sein, auch wenn er nach seinem gestrigen Rennen hin- und hergerissen war: „’Iwwer 60.000 Leit op der Streck, dat war wierklech impressionant. Ech war frou, dobäi gewiescht ze sinn. Dat motivéiert een, fir weiderzemaachen‘.“

Weniger motivierend war für den Broucher, der für den LC Kayl startet, aber die 80%-Regel, welche dafür sorgte, dass sowohl er als auch Helmig nach gut der Hälfte des Rennens vom Rad steigen mussten. „Wie viele Fahrer wurden denn in der gleichen Runde wie der Sieger klassiert (24, d. Red.)? Das ist lächerlich. Vorne sind die Belgier gleich weggefahren in einem höllischen Tempo. Die konnten vorne durch den Sand fahren, während es dahinter staute und wir laufen mussten. Die haben nur etwas mehr als 6 Minuten pro Runde gebraucht. Als wir (er und Christian Helmig, d. Red.) dann um die 5 Minuten zurücklagen, mussten wir aufhören. Schade, denn ich wäre gerne mehr als nur eine halbe Stunde gefahren. Dabei dachten Christian, Sascha Weber (der Deutsche, der 39. auf 3 Runden wurde, fährt für das Differdinger Kontinental-Team von Gab Gatti, d.Red.) und ich, dass wir recht schnell unterwegs waren. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn der Sand nicht feucht, sondern wirklich trocken gewesen wäre, dann wären die Führenden auch etwas schlechtere Rundenzeiten gefahren. So aber war unser Ziel, nicht überrundet zu werden, einfach nur unrealistisch.“

Von den 12 zu vergebenden Medaillen sicherte sich die Gastgeber-Nation deren 6 (1x Gold, 3x Silber, 2x Bronze). Die Niederlande (3x Gold/1x Silber/1x Bronze) und Frankreich (1x Bronze) holten sich die anderen Medaillen.