/ Kolumne: "Joëlle"!

(Tageblatt/Gerry Schmit)
Und dabei kann es auch mal vorkommen, dass man bis nach Rio de Janeiro reisen muss, um eine ehemalige Schulkameradin nach über 20 Jahren wiederzusehen. Als einige Luxemburger Journalisten Anfang vergangener Woche in einer Churrascaria zusammensaßen, drehte sich Wort-Fotograf Fabrizio Munisso plötzlich um und brüllte: „Joëlle!“ Alle dachten an einen guten Scherz, aber dem war nicht so. Er kannte die Frau wirklich, hatte sie über 20 Jahre nicht mehr gesehen. Auch Tageblatt-Fotograf Gerry Schmit erkannte Joëlle Kinnen, Kampfrichterin beim Reiten: Sie waren zusammen im Lyzeum gewesen. Auch er hatte Kinnen fast 25 Jahre nicht mehr gesehen. In den kommenden Zeilen folgen Beschreibungen einiger Begegnungen.
Tageblatt-Journalist David Thinnes
Am Morgen wird fast jeder der Journalisten, der durch die Sicherheitskontrolle beim Pressezentrum muss, von Eliane in allen Sprachen begrüßt.
„Du hast keinen Respekt“
Im Pressezentrum arbeiten auch einige Journalisten, die man selbst das Jahr über „verfolgt“. Und vor Ort lernt man diese Leute dann auch kennen, wie zum Beispiel Felix Lill, der auch für das Tageblatt als freier Mitarbeiter schreibt, oder Jens Weinreich, der freischaffende Investigativ-Journalist aus Deutschland.
Natürlich gibt es auch weniger erfreuliche Begegnungen, die sich dennoch zum Guten wenden. Da erinnere ich mich an das Aufeinandertreffen mit einem Volontär in der „International Zone“ – dem Teil des Olympischen Dorfes, wo die Presse Zugang hat. Es war ein hektischer Abend mit langen Warteschlangen usw. Auf die Frage, warum denn die Leute mit TV-Akkreditierungen rein dürfen und die schreibende Presse nicht, antwortete der gebürtige Franzose: „Ich mache hier nur meinen Job.“ Als ich ihm dann sagte, dass das auch für mich gelte, kam eine Reaktion, die ich so nicht erwartet hatte: „Dir fehlt es an Respekt. Du hast keinen Respekt, im Gegensatz zu deinen Kollegen. Und jetzt grinse nicht so blöd.“
Dabei fuchtelte er wild mit seinem Finger 5 cm vor meinem Gesicht. Ich beließ es dabei, wir kamen später alle in die „International Zone“. Als ich sah, dass er sich offenbar beruhigt hatte, ging ich zu ihm und sprach ihn an. Er entschuldigte sich, wir schüttelten uns die Hände. Später sah ich den Mann noch zweimal wieder: Wir begrüßten uns, sprachen ein paar Sätze, alles in Ordnung.
„We don’t have a Mr Player“
Zu einem Highlight gehört auch das Treffen mit Gary Player, einer Golf-Legende, vor dem Golf-Zentrum. Der Südafrikaner sprach mit mir, als wenn wir uns ewig kennen würden. Der neunmalige Major-Sieger erzählte von seinem Treffen mit Jesse Owens 1956 bei den Olympischen Spielen von Melbourne. Ein wandelndes Sportgeschichts-Lexikon.
Hier noch eine kleine Anekdote dazu: Da ich wusste, dass Player in Rio war, wollte ich über den Presse-Attaché seines Landes um ein Interview bitten. Irgendwie verwechselte ich aber Südafrika mit Australien und schrieb dem australischen Ansprechpartner. Der antwortete mir sehr nett: „We don’t have a Mr Player“ …
Zum Schluss erzähle ich noch von einer Begegnung mit brasilianischen Volontären, die die Herzlichkeit dieses Volkes zeigt, auch wenn sie einen mit ihrer totalen Gelassenheit manchmal zur Verzweiflung treiben. Beim Bierstand im Beachvolleyball-Stand bemerkten die beiden Frauen, dass die zwei Luxemburger Journalisten Pins an ihrer Akkreditierung haben. Sie fragten, ob sie auch einen COSL-Pin erhalten könnten. Die Freude und Danksagungen waren Balsam für die Seele …
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