/ Kolumne: Ein Olympia-Tag eines Journalisten
Ich will in meiner zweiten Kolumne (die erste Kolumne finden Sie hier) einen typischen Arbeitstag eines Journalisten bei Olympischen Spielen beschreiben.
Tageblatt-Jounalist David Thinnes
Dafür habe ich mir den vergangenen Freitag ausgesucht. Der Tag gehörte mit zwei luxemburgischen Einsätzen, die zeitlich für Olympische Spiele nahe beieinander lagen, zu der eher ruhigen Sorte. Los geht der Tag um 7.00 Uhr: aufstehen. 7.30 Uhr: Frühstück im Barra Media Village 2, einem von drei Pressedörfern. So langsam hat man sich an das brasilianische Toastbrot – kein Vergleich zu gutem luxemburgischem Brot – gewöhnt. Kraft bringt die frische Papaya. Die Bananen schmecken anders und besser als zu Hause.
Die Klimaanlage …
Kurz nach 8.00 Uhr geht es dann zum Shuttle-Bus ins MPC (Main Press Center), dem Pressezentrum. Diese Fahrt ist die erste Portion Klimaanlage für den Tag. In den brasilianischen Busen scheint es nur drei Möglichkeiten zu geben: sehr, sehr kalt , ausgeschaltet und Heizung. Bei 25 Grad Außentemperatur am Morgen sehr angenehm …
Die Fahrt dauert 30 Minuten. Dies hängt vom Verkehr ab. Aber auch von den Fähigkeiten des Fahrers. Brasilianische Auto- und Busfahrer und deren Fahrkünste sind gewöhnungsbedürftig. Auch der Umgang mit der Schaltung im Bus ist für das Gefährt nicht immer gesund.
Moien Eliane
Normalerweise folgt vor dem MPC die tägliche Sicherheitskontrolle. Begrüßt wird man meist von Ehrenamtlerin Eliane, die internationalen Ruhm erlangt hat. Sie begrüßt die Journalisten in gefühlten 26 Sprachen und gibt Instruktionen, wie die Kontrolle zu absolvieren ist.
Heute nehmen wir aber sofort den nächsten Bus ins Olympiastadion. Fahrtzeit: etwa 20 Minuten. Mit der Olympia-Lane kein Problem.
Im Olympia-Stadion, wo Platz für 56.000 Zuschauer ist, gibt es anscheinend keine Treppen, auf jeden Fall nicht im Pressebereich. Und die Lifte sind sehr, sehr langsam. Das Stadion ist erst neun Jahre alt, trotzdem wird man in der riesigen Pressetribüne nass, wenn es regnet. Also: Plastikplane über Laptop und Kopf und weiterarbeiten.
800-m-Rennen in die Mixed Zone
Die Mixed Zone ist nicht gerade gut ausgeschildert. Die Distanz dorthin ist ungefähr so weit wie das Rennen von Charel Grethen. Trotzdem reicht es. Danach sofort wieder Richtung Shuttle, um rechtzeitig zum Vorlauf von Julie Meynen im Olympic Parc präsent zu sein. Der Bus hat etwas Verspätung. Dennoch reicht es erstaunlicherweise genau mit der Zeit. Nach dem Meynen-Rennen wieder in die Mixed Zone, danach auf der Pressetribüne des Schwimmstadions die Texte für die Printausgabe von Samstag beenden.
Eigentlich ist der „offizielle“ Teil nun gegen 14.30 Uhr Ortszeit beendet. Ich bin aber bei Olympia und kann nicht einfach nach Hause aufs Sofa, nun folgt der „Feierabend-Sport“ in Verbindung mit dem Feierabend-Bier. Am Freitag geht es zuerst ins Carioca 2 (die Hallen hatten wir vor ein paar Tagen noch verwechselt – jetzt hat es geklappt): Teddy Riner holt das zweite Olympia-Gold seiner Karriere, kurz davor gab es bereits eine französische Goldmedaille für Emilie Andeol.
„Feierabend-Sport“
Danach folgt dann mein drittes Basketball-Match in Rio: am Freitag USA gegen Serbien bei den Herren. Das „Dream Team“ tut sich zum Schluss hin wieder schwer, entgeht nur knapp einer Verlängerung.
Dann ist es bereits kurz nach 21.00 Uhr, noch schnell etwas essen in der Nähe des Olympischen Dorfes (auf den Bus warten etc.), mit dem Presse-Bus zurück, kurz vor 23.00 Uhr. Zum Abschluss noch ein wenig Beachvolleyball auf einem der gefühlten 100 Olympia-Programme schauen. Und fertig ist der 16-Stunden-Tag.
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