Kanonen im Wüstensand

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Fußball-England blickte am Sonntag nach Manchester und Liverpool, wo sich insgesamt vier große Teams gegenüberstanden, ein heute schwer angeschlagenes Liverpool, ein jederzeit anfälliges Manchester United, ein neuerwachtes Arsenal und ein wüstenmäßig aufgeblasenes Manchester City.

Wenn Liverpool auf Manchester United trifft, bedeutet das meistens Krieg, doch anlässlich der Veröffentlichung des wahren Hillsborough-Reports hatten beide Manager an die Fans appelliert, aus Respekt für die 96 Toten diesmal Fairness – sprich Waffenstillstand – walten zu lassen. Bei der Tragweite dieser Begegnung im Kontext einer Wahrheitsfindung, die über 20 Jahre dauerte und ohne den Druck einer englischen Tageszeitung nie zutage gekommen wäre, spielte das Resultat eigentlich keine Rolle.

Liverpool bleibt sieglos und Manchester United die Erkenntnis, dass zwei – zugegeben gute – Opas im Mittelfeld es auf Dauer nicht richten werden. Von Defensivarbeit im Mittelfeld keine Spur, der Widerstand der Nani, Carrick und Freunde war ungefähr so hoch wie die Standhaftigkeit von vier Internatsschülerinnen beim ersten elternlosen Urlaub in Spanien. Dass Liverpool nur ein Tor schoss, war Glück für United und die Mädchen aus dem Internat sind alt genug um zu wissen, was sie tun.

Tote Hose

Nicht zu übersehen auch die Schwächen bei Manchester City. Es herrschte tote Hose in der Sturmabteilung der Wüstensöhne, während sich die Fußballprominenz aus ganz Europa auf der Ersatzbank ausruhte und auf die Champions League vorbereitete, die man unbedingt gewinnen möchte, bevor Platini und seine Jungs es merken.

Bei Manchester United spielt man noch mit Herz, bei City nur mit Brieftasche. Bei Real ging gegen Ende des Spiels das Kleingeld zur Neige, gegen Arsenal lebte man eine Halbzeit auf Kredit und Zufall, die Abwehr, ansonsten eher geländetauglich, wäre diesmal sogar von einer Wanderdüne überrascht worden. Ein Glück für City, dass Gervinho entweder zu schnell lief oder in die falsche Richtung zielte. Um ein Haar hätte sich City vor seinen versammelten Stars und Neueinkäufen blamiert, die da andachtsvoll auf der Ersatzbank harrten und den Reiseteil der Times studierten.

Zum Haareraufen

Manager Mancini hat übrigens einen neuen Assistenten, Lombardo heißt er und er spielte mit Mancini einst bei Genua. Was Lombardo am Sonntag gegen Arsenal erlebte , war zum Haareraufen, hätte er denn noch welche in Reserve. Lombardo versteht was von Taktik, so wie Mancini.

Davon kann Platt, ein weiterer Assistent im 35-köpfigen Trainerstab von Mancini, keine Ahnung haben, denn er ist a) Engländer, war b) Nationalspieler, spielte c) bei Aston Villa und versuchte sich dann d) bei Sampdoria Genua, wo er den Beweis lieferte, dass es in italienischen Teams sehr wohl gute Franzosen, aber niemals gute Engländer geben kann. Warum sonst hat Ferrari niemals einen Jim Clark, einen Graham Hill oder dessen Sohn Damon oder Benny, den missratenen Cousin, verpflichtet?