Jeunesse Tristesse

Jeunesse Tristesse
(Gschmit)

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Die Bilanz der letzten Wochen ist ernüchternd. Drei Remis und zwei Niederlagen, darunter das Aus im Pokal, bilanziert Rekordmeister Jeunesse Esch seit Anfang Oktober.

Die Alarmglocken schrillen auf der Grenz, nicht erst nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Strassen.

16 Punkte
Zuletzt in der Saison 2010/2011 hatte Jeunesse Esch nach elf Spieltagen weniger Punkte (15) auf dem Konto als aktuell (16).
Tabellenposition und Punktestand der Jeunesse nach 11 Spieltagen:
2016/17: 6.Platz /16 Punkte
2015/16: 4.Platz /23 Punkte
2014/15: 5.Platz/20 Punkte
2013/14: 7.Platz/17 Punkte
2012/13: 3.Platz/20 Punkte
2011/12: 5.Platz/18 Punkte

Die Szene passte ins Bild: Kurz nach dem Abpfiff des Spiels gegen Strassen lieferte sich ein Jeunesse-Platzwart ein Rededuell mit einem Zuschauer und fuchtelte zeitweise drohend mit der Eckfahne herum. Ein unwürdiges Spektakel, das glücklicherweise die allermeisten der ohnehin wenigen Zuschauer auf der Grenz verpassten, weil sie bereits vor dem Abpfiff das Stadion enttäuscht verlassen hatten. Offiziell 649 Zuschauer wollten den Rekordmeister am Sonntag sehen. Rechnet man die Dauerkarten ab, so dürften vielleicht die Hälfte tatsächlich vor Ort gewesen sein.

Zuschauerschwund

Der Zuschauerschwund ist weniger mit dem gleichzeitig stattfindenden „Kleeserchers“-Umzug zu erklären als vielmehr mit den enttäuschenden Leistungen der Mannschaft in den letzten Wochen. Seit dem 3:1-Sieg in Unterzahl gegen Käerjeng am 1. Oktober, der eine gelungene Woche nach dem packenden Remis bei der Fola abrundete, geht nichts mehr beim Rekordmeister. Auch gegen ein biederes Team aus Strassen, das vor einem Monat im Pokal mit einer ähnlich schwachen Leistung von Ehrenpromotionär US Esch vorgeführt worden war, reichte es am Sonntag nicht zum Sieg.

Das Restprogramm 2016 verspricht zudem mit Auswärtsauftritten beim souveränen Tabellenführer in Düdelingen und anschließend beim Escher „Angstgegner“ in Canach wenig Gutes.

Tristesse allenthalben demnach, wobei Jeunesse-Trainer Carlo Weis nicht den Eindruck macht, Lösungen parat zu haben, um das Team aus dem Leistungsloch zu führen. Als Saisonziel hatte der Coach ausgegeben, mit dem nun „besseren und breiteren Kader“ die Vorjahresplatzierung (Platz 4) zu toppen. Daraus, so viel scheint jetzt schon festzustehen, wird nichts werden, und auch in der Coupe de Luxembourg ist man bereits ausgeschieden. Kein Wunder demnach, dass es auch in der Mannschaft rumort.
Selbst Kapitän Marc Oberweis gibt eine eher unglückliche Figur ab. Gestern legte sich der Keeper, in dieser Saison zwischen den Pfosten längst nicht immer fehlerfrei, in den sozialen Netzwerken mit den Zuschauern an. Dabei wäre zuletzt in Anbetracht der Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ein wenig Selbstkritik von Seiten der Mannschaft und ihres Kapitäns durchaus angebracht gewesen.

Keine Lobby

Natürlich fehlt dem Team der gesperrte Goalgetter Patrick Stumpf schmerzlich. Zu Recht regten sich die Vereinsverantwortlichen in der Causa Stumpf über die langsamen FLF-Instanzen auf. Dass man im Verein aber genau wie in den Vorjahren (Momar N’Diaye, Sanel Ibrahimovic) dermaßen auf einen Spieler angewiesen ist, spricht nicht für das Team beziehungsweise für die Kader-Zusammenstellung. Dass Jeunesse auf Verbandsebene keinerlei Lobby besitzt, ist zudem nicht neu und der Tatsache geschuldet, dass seit langem so gut wie keine Jeunesser mehr Positionen in den diversen Verbandskommissionen besetzen.

Fazit: Der Jeunesse-Karren steckt tief im Dreck und der Vereinsvorstand um (Ex-)Präsident Jean Cazzaro, dessen zehnjährige Regentschaft sinnbildlich für den schleichenden Niedergang des Rekordmeisters steht, gerät genau wie Trainer Carlo Weis immer stärker unter Druck.

Dabei hatte man sich gerade erst eines Besseren besonnen und einen Neuanfang in der jahrelang von der Klubführung sträflich vernachlässigten Jugendförderung angestrebt (siehe „T“ vom 19. November). Dass dieser Neuanfang bitter nötig ist, beweist allein schon das Resultat der Jeunesse-Minimes, die am Wochenende bei Meister RFCUL eine 0:20-Niederlage kassierten.