Italien hat fast fertig

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(AP)

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Gegen Kroatien kam die skandalgeplagte Squadra Azzurra auch in ihrem zweiten Gruppenspiel nicht über ein Unentschieden hinaus und muss nach dem 1:1 (1:0) nun gegen die Iren gewinnen.

Kroatien (4 Punkte) dagegen könnte sich nach dem 3:1 zum Auftakt gegen die „Boys in Green“ im günstigsten Fall sogar eine Niederlage gegen Titelverteidiger Spanien leisten – und stünde dennoch wie vor vier Jahren in der K.o.-Runde. Spielverderber für die Italiener, die das wohl langweiligste Spiel der EM-Endrunde 45 Minuten lang mühelos kontrollierten, war Mario Mandzukic. Er war bereits zweifacher Torschütze beim Sieg gegen Irland, belohnte in der 72. Minute das Anrennen seiner Mannschaft. Von Ivan Strinic mustergültig bedient, schoss er aus kurzer Distanz mit voller Wucht an den Innenpfosten, von dort prallte der Ball ins Tor.

Andrea Pirlo, der geniale Stratege der Azzurri schon beim WM-Triumph 2006, hatte die Italiener mit einem direkt verwandelten Freistoß in Führung gebracht (39.). Italien droht damit eine Wiederholung des WM-Desasters von 2010. In Südafrika war die Squadra Azzurra ohne Sieg in der Vorrunde ausgeschieden. Dabei hatte der Europameister von 1968 gegen Kroatien, das seit der Unabhängigkeit 1991 auch im sechsten Spiel gegen den Nachbarn ohne Niederlage blieb, gut begonnen. Das Spiel vor 37.096 Zuschauern in Posen war dann aber vor allem in der ersten Halbzeit von Ereignisarmut geprägt, vom Geniestreich Pirlos mal abgesehen.

Alte Taktik

Nach der Pause wollte Italien das Ergebnis verwalten, Kroatien war immerhin bemüht um den Ausgleich – und wurde belohnt. Bei den Italienern war die Konstanz die Überraschung. Cesare Prandelli, Allenatore der Squadra Azzurra, gab tatsächlich Mario Balotelli eine erneute Chance im Sturm, obwohl der junge Exzentriker sich beim 1:1 gegen Spanien vor dem gegnerischen Tor fürchterlich blamiert hatte. Torschütze Antonio Di Natale dagegen saß auf der Bank. Immerhin hatte Balotelli aber gleich eine gefährliche Szene (3.); wenig später knallte Claudio Marchisio von der Strafraumgrenze auf das kroatische Tor, der Ball zischte haarscharf am Winkel vorbei (11.).

Auch taktisch beließ Prandelli alles beim Alten: Ein 3-5-2 mit dem Mittelfeldspieler Daniele de Rossi in der Abwehrzentrale, das bei Bedarf blitzschnell in ein 5-3-2 umgewandelt wurde. Kroatiens Trainer Slaven Bilic setzte auf ein Bundesliga-Quartett mit Mandzukic, dem Doppel-Torschützen beim 3:1 gegen Irland. Mandzukic sah jedoch lange keinen Ball: Wenn mal eine Flanke in den Strafraum kam, war sie meist zu hoch oder zu schnell. Ansonsten passierte nicht viel. Die italienische Defensive stand halbwegs sicher, den Kreativen um Antonio Cassano, der trotz seiner schwulenfeindlichen Äußerungen spielen durfte, fehlten die Ideen. Kroatien war lange nicht allzu sehr am Mitspielen interessiert – obwohl ein Sieg schon den direkten Einzug ins Viertelfinale versprach. Rund 37.096 Zuschauer langweilten sich daher zunächst, etwa 2500 Plätze waren in der Posener Arena ohnehin leer geblieben.

Guter Pass

Aufregend wurde es erst wieder in der 37. Minute, als Marchisio sich aus einem Zweikampf herausdrehte, alleine vor Kroatiens Torhüter Stipe Pletikosa stand, aber zweimal aus nächster Nähe scheiterte. Cassano hatte die Szene mit einem herrlichen Pass eingeleitet. Dann kam Pirlos Auftritt – der Weltmeister von 2006 zirkelte den Ball über die Mauer, Pletikosa flog vergeblich. Kroatien wehrte sich spät, aber mit Macht. Mandzukic nutzte seine erste Großchance.