Sonntag2. November 2025

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BasketballIn guten wie in schlechen Zeiten: In Heffingen sind gleich mehrere ehemalige Spieler ehrenamtlich aktiv

Basketball / In guten wie in schlechen Zeiten: In Heffingen sind gleich mehrere ehemalige Spieler ehrenamtlich aktiv
Ein Team, das sich für den Verein engagiert: Georges Sins, Änder Colbach, Romain Seiler, Serge Hetto, Claude Schmit, Joel Thesen (v.l.n.r.) Foto: Gabi Besenius

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Serge Hetto, Romain Seiler, Claude Schmit, Gilles Schuler, José Tavares: Sie waren die Generation „Hiefnecher TGV“. Sie haben die erfolgreichen Jahre des Vereins als Spieler geprägt, blieben aber auch nach der aktiven Karriere bei der USH als Helfer aktiv und haben somit auch die schwierigen Zeiten der „Fahrstuhlmannschaft“ miterlebt, die derzeit eine starke Saison spielt.

Vier Meistertitel und vier Pokalsiege feierte die US Heffingen zwischen 1989 und 2000. Zu den schönsten Erinnerungen zählt die Teilnahme am Europapokal 1990, als man mit Barcelona gegen eine der besten Mannschaften Europas antrat. Ein großer Moment für einen kleinen Verein. „Das war schon ein Erlebnis, vor 5.000 Zuschauern zu spielen und per Polizeieskorte vom Flughafen zum Hotel gebracht zu werden“, erinnert sich Romain Seiler und José Tavares fügt hinzu: „Und wir hatten auch eine kleine Gruppe Fans vor Ort, die uns mit ’Allez Hiefnech’ unterstützt hat.“ 

Für Serge Hetto hat damals eben „alles gepasst“: Mit Marco Moes und Claude Hoffmann wurden zwei erfahrene Spieler nach Heffingen geholt und Lee Rowlinson blieb dem Verein als US-Spieler lange Zeit erhalten. „Mit Lee Rowlinson fing unsere erfolgreiche Ära an“, erinnert sich Schmit. „Zu dem Zeitpunkt habe ich aufgehört, deshalb ging es bergauf“, witzelt hingegen Seiler.

Es ist einfach, dabei zu sein und zu meckern, wenn etwas nicht klappt. Wenn es jedoch um etwas geht, bleiben meist nicht mehr viele übrig.

Claude Schmit

Der Schlüssel zum damaligen Erfolg lag Claude Schmit zufolge in der Kollegialität innerhalb der Mannschaft. Man habe auch außerhalb vom Basketball viel unternommen, ergänzt Gilles Schuler. Ein weiterer ausschlaggebender Aspekt war laut José Tavares die Kontinuität. „Wir blieben während zehn Jahren zusammen. Wir sind quasi gemeinsam aufgewachsen. Und man muss sich als Team erst einmal finden.“ Doch heute fehle es laut Serge Hetto den meisten an dem nötigen Durchhaltevermögen: „Vielen fehlen der nötige Biss und die Geduld, um etwas aufzubauen, auf das man nachher stolz sein kann.“ Viele Spieler suchen den schnellen Erfolg und wechseln deshalb den Verein. 

Serge Hetto: „Der Mann für alles“

Dass mit Seiler (Präsident), Schuler (Sekretär und Kassenwart), Tavares (Sponsoring), Schmit (Vizepräsident und Verantwortlicher der ersten Mannschaft) und Hetto (Vorstandsmitglied und „Mann für alles“) gleich fünf ehemalige Spieler Jahre später den Verein quasi tragen, ist schon außergewöhnlich „Ich bin mir nicht sicher, ob es so etwas in einem anderen Verein gibt“, so Schmit. Für Seiler, Hetto und Co. bleibt der Basketball auch lange nach der aktiven Karriere auf der Prioritätenliste ganz oben. Der Familienplan wird an den Basketballplan angepasst. Findet ein Spiel von Heffingen statt, wird an dem Tag keine Einladung angenommen, heißt es unisono im Hause Seiler und Hetto. Und Gilles Schuler, der auch als Schiedsrichter aktiv ist, unterstreicht: „Zuerst wird auf den Basketballkalender geschaut.“

Die bisher erfolgreichste Zeit des Vereins: Zwischen 1989 und 2000 feierte die US Heffingen nicht weniger als vier Meistertitel und vier Pokalerfolge
Die bisher erfolgreichste Zeit des Vereins: Zwischen 1989 und 2000 feierte die US Heffingen nicht weniger als vier Meistertitel und vier Pokalerfolge Foto: US Heffingen

In den 90er-Jahren war Serge Hetto einer der großen Namen der einheimischen Basketballszene; heute ist er der „Mann für alles“ im Verein. Bei einem Heimspiel sieht man ihn überall: am Offiziellen-Tisch, beim Wischen auf dem Platz, bei der Arbeit hinter dem Tresen. Der Einsatz bei den Vereinsaufgaben bleibt der gleiche wie als Spieler: „Wenn ich mich engagiere, dann bin ich auch präsent“, so Hetto. Zudem sehe er es als seine Verpflichtung, dem Verein etwas zurückzugeben: „Zu meiner Zeit haben Leute wie Théid Giver und Claude Schuler sich für uns eingesetzt, deshalb stand für mich fest, dass ich mich nach meiner Spielerkarriere ebenfalls im Vorstand für den Verein einsetze“, erklärt Hetto.

Sowohl Serge Hetto als auch Romain Seiler besitzen seit nicht weniger als 52 Jahren eine Lizenz der USH und auch Gilles Schuler ist seit dem Alter von sieben Jahren im Verein dabei. Sie sind mit dem Klub tief „verwurzelt“, zumal die vorherige Generation bereits im Verein tätig war: „Mein Vater war Gründungsmitglied und Präsident, mein Bruder war ebenfalls Präsident. Serges Vater hat genau wie er selbst alles für den Verein getan und auch Roms Vater war im Klub aktiv. Bei uns in der Familie war es normal, dass wir beim Basketball landeten“, erzählt Schuler. 

Auch finanziell für den Verein eingestanden

Die Vorstandsmitglieder kennen sich ewig, was die Arbeit auch erleichtert. Claude Schmit betont, dass man sich ohne viele Worte versteht: „Wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können, und dass alles klappt. Wir ärgern uns zwar oft und nehmen uns manchmal auch das Recht, die Spieler zurechtzuweisen, doch unter dem Strich verbringen wir geselligen Abende zusammen.“ 

Die erfolgreiche Generation „Hiefnecher TGV“
Die erfolgreiche Generation „Hiefnecher TGV“ Foto: US Heffingen

Ohne die ehrenamtlichen Helfer läuft nicht viel in den Vereinen, das ist bekannt. Dass das Sportministerium die Kampagne „Gëff Benevole“ gestartet hat, um das Ehrenamt zu fördern, ist Schuler zufolge „quasi eine Konkurserklärung. Da sieht man, dass die Probleme im Benevolat überall die gleichen sind.“ Leute zu finden, die sich für einen Klub engagieren, wird zweifelsohne immer schwieriger. „Generell engagieren sich Eltern, wenn ihre Kinder spielen, doch wenn die Kinder erst mal aufhören, sind die Eltern meistens weg. Häufig ist es sogar so, dass die Kinder lediglich zum Training gebracht und wieder abgeholt werden, ohne dass die Eltern sich mit dem Verein identifizieren“, erklärt Schuler weiter. Ein Engagement für einen Klub bleibt oftmals nur von kurzer Dauer. „Beim Erreichen des Play-offs sitzt plötzlich jeder mit einem Vereins-T-Shirt in den Tribünen; verlierst du dreimal hintereinander, bist du wieder der Idiot, der die falschen Entscheidungen trifft“, so Seiler, der bereits seit über 20 Jahren Präsident der USH ist. Er unterstreicht, dass man auch jene, die im Hintergrund arbeiten, nicht vergessen darf. „Änder Colbach kümmert sich bei uns beispielsweise um die Programme, das ist sehr viel Arbeit, die man vielleicht nicht auf Anhieb sieht.“ Gilles Schuler ergänzt, dass Vereinsaufgaben mehr Zeit in Anspruch nehmen, als viele sich vorstellen können.

Wenn ich mich engagiere, dann bin ich auch präsent

Serge Hetto

Seiler und Co. sind nicht nur sehr lange dabei, sondern sie wissen auch, was es heißt, für den Verein durch dick und dünn zu gehen. „Auch wenn die finanzielle Lage momentan gut ist, hatten wir in der Vergangenheit mehr als einmal die Situation, dass am Ende der Saison die Konten nicht aufgingen und wir gemeinsam als Vorstandsmitglieder einstanden. Sobald die Unterschrift bei der Bank gemacht ist, hoffst du, dass deine Kollegen solidarisch sind“, so der Heffinger Präsident. Und Claude Schmit fügt hinzu: „Es ist einfach, dabei zu sein und zu meckern, wenn etwas nicht klappt. Wenn es jedoch um etwas geht, bleiben meist nicht mehr viele übrig.“ Für Romain Seiler ist das Vereinsleben mit dem einer Ehe vergleichbar: „In guten wie in schlechten Zeiten.“

Und auch wenn es immer schwieriger wird, Leute mit dem gleichen Engagement zu finden und der aktuelle Vorstand sicherlich nicht ewig weitermachen wird, gibt es Hoffnung, dass diese Tradition bei der USH weitergeführt wird. Denn mit Joel Thesen hat ein Heffinger Spieler sich nach seiner Karriere dazu entschieden, dem Klub zu helfen: „Ich bin hier aufgewachsen und habe quasi mein ganzes Leben hier verbracht. Da ist es einfach schön, nach der Spielerkarriere den nächsten Schritt zu machen und eine Hand mit anzupacken“, so Thesen. 

Die Meistermannschaft von 1989: Vordere Reihe (v.l.n.r.): Romain Schmitz, Fernand Colbach, Claude Hoffmann, Léo Neuman, Gilles Schuler; hintere Reihe (v.l.n.r.): Marcel Hetto (Coach), Marcel Colbach, Claude Schmit, Lee Rowlinson, Marco Moes, Serge Hetto
Die Meistermannschaft von 1989: Vordere Reihe (v.l.n.r.): Romain Schmitz, Fernand Colbach, Claude Hoffmann, Léo Neuman, Gilles Schuler; hintere Reihe (v.l.n.r.): Marcel Hetto (Coach), Marcel Colbach, Claude Schmit, Lee Rowlinson, Marco Moes, Serge Hetto Foto: US Heffingen