European Championships / In doppelter Mission unterwegs: Gilles Andring ist als Missionschef und Kampfrichter in München
Während Sportler an- und nach ihren Wettkämpfen meistens auch direkt wieder abreisen, ist Gilles Andring in München die gesamten elf Tage im Einsatz. Dies sogar in doppelter Mission: Denn nachdem er zuerst Missionschef der luxemburgischen Kunstturner war, ist er nun in der zweiten Wettkampfhälfte als Kampfrichter im Einsatz.
Für Gilles Andring sind es stressige Tage in München: Denn während die Kunstturn-EM in zwei geteilt ist – zuerst die Damen, dann die Herren –, ist der Luxemburger auch in doppelter Mission unterwegs, zuerst als Missionschef, dann als Kampfrichter. Da sind die Tage von morgens bis abends voll durchgeplant. „Bei einem Turnwettkampf muss ein Land einen Kampfrichter dabei haben, sonst muss es eine Strafe bezahlen. Es werden auch sehr viele, hauptsächlich bei den Männern, gebraucht, um die Wettkämpfe am Laufen zu halten.“ Wie eine Woche als Kampfrichter bei einem solchen Event aussieht, weiß Andring ganz genau, denn die EM in München ist seine vierte.
Sieben Stunden
Am ersten Tag steht gleich eine lange Versammlung auf dem Programm, wie Andring mit einem Lachen zugibt: „Dieses Mal war sie sogar sehr lang, dauerte sieben Stunden.“ In München steht dann an den beiden folgenden Tagen das Podiumstraining an – einmal für die Seniors und einmal für die Junioren. Es ist die einzige Trainingseinheit, die die Turner in der Halle bestreiten dürfen, in der auch der Wettkampf stattfindet. Schließlich stehen zwei Qualifikationstage, ein Tag mit dem Teamfinale und ein weiterer Tag mit den Gerätefinals auf dem Programm. Sieben vollgepackte Tage demnach, an denen die Kampfrichter quasi von morgens bis abends in der Wettkampfhalle sitzen, und so ist Andring froh, wenn er auch mal stehen und herumlaufen kann.
Für den Luxemburger stehen bei den European Championships jedoch nur die Juniorenwettbewerbe auf dem Programm: „Die Organisatoren entscheiden, wer wo eingesetzt wird. Dieses Mal habe ich somit etwas weniger zu tun, andere Kampfrichter sind in beiden Kategorien dabei, nach so einer Woche ist man dann schon richtig erledigt.“ Dass er dieses Mal nicht für beide Altersklassen eingeteilt wurde, kommt Andring auch gelegen, denn er ist in München in doppelter Mission unterwegs. Während der EM der Damen hatte er noch eine andere Rolle: Andring, der beim nationalen Verband FLGym für den Elitesport zuständig ist, war an diesen Tagen Missionschef der luxemburgischen Delegation. „Alle zwei Jahre ist das so, da die Wettkämpfe von Damen und Herren aneinander hängen.“ Und so gab es bei der FLGym dann auch einen fliegenden Wechsel und Gilles Andring und Manon Keyser, die ebenfalls internationale Kampfrichterin ist und sich auch bei der FLGym um den Eilitesport kümmert, tauschten nach der Hälfte der European Championships einfach einmal die Rollen.
Es ist ein Multisportevent, aber für uns irgendwie auch nicht. Vor allem für uns Turner, bei denen jeden Tag etwas los ist.über die European Championships
Dabei sind die Aufgaben eines Missionschef um einiges vielfältiger: „Hier geht es darum, die Delegation zu betreuen. Angefangen bei der Abreise, schauen, dass die Hotelzimmer bereit sind, sich vergewissern, dass die Akkreditierungen gemacht sind, den Busplan im Kopf haben, sich um die Startnummern kümmern, die die Turner haben müssen und auch beim Orientation-Meeting dabei sein.“ Wenn man hier nicht erscheint, muss der Verband ebenfalls eine Strafe bezahlen und da dieses meistens während der Trainingseinheiten stattfindet, kann der Trainer diese Rolle nicht einfach einmal so übernehmen. Und auch Social Media und Pressearbeit gehören an diesen Tagen zu den Aufgaben des Missionchefs. Dass Gilles Andring von anderen Sportarten und der Atmosphäre im Olympiapark auch nach einer Woche München bisher nichts mitbekommen hat, wundert da nicht: „Es ist auch nicht so wie bei den JPEE oder den EYOF, wo die verschiedenen Sportarten gemeinsam untergebracht sind. Es ist ein Multisportevent, aber für uns irgendwie auch nicht. Vor allem für uns Turner, bei denen jeden Tag etwas los ist.“ So sind die Turner auch in ihrem eigenen Hotel untergebracht, dieses ist zudem noch getrennt von den Kampfrichtern, die wiederum von den Athleten getrennt sein müssen. „So soll ein Austausch vermieden werden, bei Multisportevents ist das sowieso eine Regelung. Als Kampfrichter ist man da dann auch auf sich allein gestellt.“
Hotelwechsel
Uns so gab es für Gilles Andring nach der Damen-EM nicht nur einen Rollen-, sondern auch einen Hotelwechsel: „Dieses Mal waren das nur 50 Meter, da die Hotels nebeneinander liegen. Doch mit Koffer und vor allem den Anzügen während so eines Events umziehen zu müssen, ist schon eine kleine Herausforderung“, gibt er lachend zu. „Die Panik fängt schon zu Hause beim Kofferpacken an, denn man muss sie so packen, dass die Ausrüstung im Handgepäck ist, falls der Koffer verloren geht.“ Denn während die Turner nicht ohne ihre Uniformen antreten dürfen, dürfen die Kampfrichter nicht ohne Anzug ihrer Rolle nachkommen. „Das ist einigen Bekannten schon passiert.“ Und während es in München wohl kaum ein Problem gewesen wäre, noch kurzfristig Ersatz zu besorgen, ist das an anderen Wettkampforten mit viel größeren Hindernissen verbunden. „Da muss ich nur an die EYOF vor zwei Wochen in Banská Bystrica denken, da kam mein Koffer kaputt an. Das war schon eine Herausforderung, einen neuen Anzug zu besorgen wäre da schon fast unmöglich gewesen.“ In München lief bislang fast alles reibungslos: „Es ging nur eine Akkreditierung verloren, weil die Reinigungskraft sie im Hotel mit weggeworfen hatte. Da sind wir dann einen halben Tag durch den Olympiapark gelaufen, bis ein Ersatz da war. Es sind die Löcher, die halt links und rechts gestopft werden müssen.“
Erfahrung hat Gilles Andring in den letzten Jahren jedenfalls reichlich gesammelt. Die EM in München ist seine vierte als Kampfrichter, zudem war er auch schon bei den EYOF, den JPEE und im Weltcup im Einsatz. Als Missionschef war er derweil bei fünf Europameisterschaften und zwei Weltmeisterschaften dabei, die erste EM war übrigens die in Glasgow, die erste Ausgabe der European Championships.
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