Nach erstem Titel / Im besten Tennisalter: So plant Alex Knaff seine Zukunft

Alex Knaff wird am 4. und 5. Februar in Esch für die luxemburgische Davis-Cup-Mannschaft aufschlagen (Archivbild: Editpress/Anouk Flesch)
Ende Oktober krönte Alex Knaff in den USA eine starke Saison mit seinem ersten ITF-Titel im Einzel. Der Erfolg geschah jedoch nicht von heute auf morgen. Reife, Leidenschaft und viel harte Arbeit steckt dahinter. Mit dem Tageblatt sprach der 25-Jährige über den Turniersieg, das Leben eines aufstrebenden Profis und die Ziele für die Zukunft.
Besondere Ballwechsel vergessen Tennisspieler so schnell nicht. Der Matchball beim Turnier in Tallahassee, Florida, war für Alex Knaff so einer. „Ich war sehr nervös, obwohl ich 6:3 und 5:0 führte, mein zweiter Aufschlag ging gerade so über das Netz und mein Gegner machte den Returnfehler“, sagt der Luxemburger. Spiel, Satz und erster Turniersieg. Es war das Highlight in einem erfolgreichen Jahr für Knaff. Neben dem Preisgeld und den Weltranglistenpunkten holte sich der Luxemburger zudem die Gewissheit, dass er sich auf dem richtigen Weg befindet.
Um sich in der Rangliste hochzuarbeiten, muss er jedoch nicht nur gut, sondern auch oft spielen. Trotz einer fünfwöchigen Verletzungspause bestritt Knaff im Jahr 2022 insgesamt 26 Turniere, dazu kamen noch Davis Cup und nationale Events. „25 bis 30 Turniere pro Jahr ist in der Zukunft der Plan.“ Es ist die erste Saison, in der sich Knaff komplett der Profitour widmet, und die Fortschritte sind beachtlich. Anfang Januar lag er in der ATP-Weltrangliste auf Position 1.270, mit guten Resultaten hat er sich in die Top 600 gekämpft.
Dabei war Knaffs Werdegang zum Profitum im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen nicht gerade lehrbuchmäßig. „Ich hatte keine große Juniorenkarriere. Im Ranking war ich nie höher als 400. Da fehlte die mentale und körperliche Reife.“ Seine Entwicklung nahm erst Fahrt auf, als er für die Florida State University spielte. Tennis als Beruf wurde dann eine ernsthafte Option. Bei den Colleges in den USA wird der Wettbewerb unter den Spielern immer härter, die meisten spielen während ihrer Studienzeit zwar nur sporadisch auf der ITF-Tour, sind aber leistungstechnisch auf einem vergleichbaren Level. Knaff legte dort die Grundlage für seine Technik und Ausdauer, ein normales Studentenleben konnte er nebenbei kaum führen. „Ich musste auf vieles verzichten“, sagt er.
Den Profi-Rhythmus gefunden
Die Arbeit war nicht umsonst, denn er schloss seine Zeit an der Universität als Nummer eins ab. In den Monaten danach prasselte jedoch die harte Realität des Profisports auf Knaff ein. Nur selten durfte er im Hauptfeld eines ITF-Turniers ran, scheiterte immer wieder in der Qualifikation. Richtig angekommen war er dann im November letzten Jahres. In East Lansing, Michigan, erreichte er sein erstes Halbfinale. Seitdem ist er voll im Profi-Rhythmus. „Der Zyklus ist fast immer derselbe. Ich spiele drei oder vier Wochen Turniere, dann geht es nach Hause für ein bisschen Erholung und im Anschluss wieder zehn Tage Training.“ Der rezente Erfolg basiert auf diesem Training und der Sprung in die Top 600 ist die Konsequenz.
Sein Idol, Gilles Muller, steht ihm dabei zur Seite. Die Liste der Verbesserungen in Knaffs Spiel ist lang. „Mein Aufschlag ist effektiver und ich spiele viel aggressiver, indem ich näher an der Grundlinie stehe und so den Ball früher spielen kann. Zudem arbeite ich auch mit Sportpsychologe Frank Muller vom LIHPS und bin mental stärker.“ Das beste Beispiel dafür ist sein Erstrundensieg im letzten Turnier. Beim Stande von 6:0, 4:0 verlor Knaff den Faden und musste in den dritten Satz. Dort führte er zwar im Tiebreak mit 6:1, brauchte aber acht Matchbälle, um den Sieg klarzustellen. „Vor einem Jahr hätte ich das Match auf jeden Fall verloren.“
Das Leben auf der Tour ist ein Leben aus dem Koffer. Permanenter Reisestress, man jagt von einem Hotel zum nächsten. „Meinen Turniersieg konnte ich gar nicht richtig feiern. Nach dem Match musste ich sofort nach Jacksonville, bin von dort mit dem Flugzeug nach Syracuse, dann in einen Bus gestiegen, um im nächsten Turnier in Ithaca zu spielen. Es ist schon ein verrückter Lebensstil, aber man gewöhnt sich daran.“ Finanziell muss nachgeholfen werden, denn das Preisgeld auf der ITF-Tour hält sich im Rahmen. Möglich ist alles nur durch Sponsoren. Knaff ist Sportsoldat und somit ist sein Hauptsponsor die luxemburgische Armee.
Grand Slams im Visier
„Ich bekomme auch Unterstützung von meinem Klub (TC Schifflingen) und vom Verband. Das hilft immens.“ Es ermöglicht ihm, sein Ziel weiterzuverfolgen. Wimbledon, Roland Garros, New York und Melbourne sind in seinem Visier. „Ich möchte einen Grand Slam spielen. Um das Qualifikationsturnier dafür zu erreichen, brauche ich einen Weltranglistenplatz so zwischen 230 und 250. Ich weiß, dass es auf dem Weg dahin Höhen und Tiefen geben wird, aber ich setze mich unter keinen Zeitdruck. Solange ich Fortschritte in meinem Spiel und in meinem Ranking sehe, werde ich es versuchen.“
Im Dezember spielt Knaff erst mal kein Tennis, aber nichts tun ist auch nicht angesagt. „Ich fange bald mit intensivem Fitnesstraining an, damit ich im Januar wieder angreifen kann.“ Seinen Turnierkalender hat er noch nicht finalisiert, möglicherweise stehen zum Auftakt der neuen Saison zwei Turniere in Katar an. Danach geht es am 4. und 5. Februar nach Esch zur Davis-Cup-Begegnung gegen Südafrika. „Ein schwerer Gegner, besonders wenn sie in Bestbesetzung antreten. Aber der Davis Cup bleibt immer ein Höhepunkt in meiner Karriere. Ich liebe das Teamformat und bin sehr stolz, die Farben meines Landes zu vertreten, besonders vor den einheimischen Fans.“ Missen möchte er auch nicht die nationalen Turniere für seinen Klub. „Ich werde so oft wie möglich versuchen, für den TC Schifflingen zu spielen. Dem Verein habe ich viel zu verdanken, da möchte ich etwas zurückgeben.“
Alex Knaff liebt und lebt Tennis. Mit seinen 25 Jahren könnte man ihn als Spätzünder bezeichnen – aber in einer Sportart, in der das Durchschnittsalter der Top 100 bei 27 liegt, hat er hoffentlich noch viele erfolgreiche Jahre vor sich. Sein Potenzial ist noch lange nicht ausgereizt.

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