„Ich verspüre immer Druck“

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Dimitrij Ovtcharov gehört zu den absoluten Superstars des internationalen Tischtennis. Der Ausnahmenkönner wird mit Deutschland bei dieser EM an den Start gehen und mit seinem Team versuchen, den Titel – auf den die DTTB-Auswahl der Herren quasi ein Abonnement besaß – wieder ins Nachbarland zu holen. Der 29-Jährige sprach im Interview u.a. über die Themen Druck, Timo Boll und seine WM-Träume.

Tageblatt: Sie haben in Ihrer Karriere schon fast alles erreicht, was in puncto Titel zu holen ist. Ein WM-Titel bleibt bisher aber noch aus. Ist die chinesische Fraktion zu stark?
Dimitrij Ovtcharov: Bisher stand ich in drei WM-Finals und in einem Olympia-Endspiel mit dem Team. Das Ergebnis war manchmal sehr knapp ausgefallen, mal auch sehr eindeutig. Es ist aber klar, dass Timo und ich nicht jünger werden, jedoch glaube ich, dass wir in den kommenden Jahren noch zwei Chancen auf den Titel bekommen werden. Aber auch die Konkurrenz aus Japan ist mittlerweile bärenstark. Wir können nur täglich unser Bestes geben, und dann sehen wir, was dabei herauskommen wird. Auch im Einzel wird die Aufgabe natürlich nicht einfacher, obwohl ich noch immer davon träume, einmal einen WM-Titel gewinnen zu können. Ich versuche immer der beste Spieler zu sein, der ich sein kann. Ich glaube, dass ich bei den letzten Olympischen Spielen eine große Chance verpasst habe. Ich glaube jedoch noch immer daran, dass ich es irgendwann schaffen kann.

Verspüren Sie mehr Druck auf Ihren Schultern bei einer Europameisterschaft als vielleicht bei anderen internationalen Wettbewerben, wo auch chinesische Spieler mit dabei sein?
Ich verspüre an sich immer Druck, egal, ob ich mit meinem Verein oder im Dress der Nationalmannschaft spiele. Es wird stets das Maximale von mir erwartet, aber ich habe auch die gleichen Erwartungen an mich selbst. Ich versuche stets, alles aus mir herauszuholen. Ich muss die Leistung auch bringen, schließlich gehöre ich zur Weltspitze dazu. Deshalb muss man auch mental voll auf der Höhe sein.

Sie sprechen den mentalen Aspekt an. Das Niveau der Weltspitze ist dicht beieinander. Hier spielt der psychische Bereich sicherlich eine große Rolle …
Ganz klar. In unserem Sport sind oft nur ein paar Punkte ausschlaggebend. Diese entscheiden dann über Sieg oder Niederlage. Aber es ist kein Zufall, dass ein Spieler immer wieder diese engen Phasen für sich entscheiden kann. Das ist stundenlanges Training, damit man diese Resultate erzwingen kann. Man spielt Situationen im Training durch, um gestärkt für den Wettkampf zu sein.

Wie ist das Verhältnis zu Ihrem deutschen Teamkollegen Timo Boll, der ebenfalls der Weltspitze angehört?
Timo und ich haben schon eine gewisse Erfolgsgeschichte zusammen. Wir pflegen auch einen gesunden Kontakt neben den Wettkämpfen. Als ich noch jünger war, so ungefähr 17 Jahre alt, bin ich oft zu Timo gereist, um von ihm zu lernen. Ich habe natürlich enorm von seiner Klasse am Tisch profitiert. Ich schätze ihn einfach sehr. Seit 2007 kämpfen wir jetzt in der Nationalmannschaft Seite an Seite. Klar ist man bei sonstigen Veranstaltungen Gegner, aber wir sind Profis genug, um damit umgehen zu können.

Wie sehen Sie das Tischtennis im Vergleich zu anderen Sportarten, zumal unter einem finanziellen Aspekt?
Tischtennis ist in Europa eine Randsportart. In Asien z.B. ist es eine der begehrtesten Sportarten. Dass man viel Geld mit dem Tischtennis verdienen kann, ist natürlich eine extrem relative Aussage. Im Verhältnis zu den Fußballstars verdienen wir nur wenig Geld. Die Kicker werden dann aber bei weitem nicht so entlohnt wie z.B Boxer Floyd Mayweather. Deshalb glaube ich, dass wir uns als Tischtennisspieler nicht über unsere finanzielle Entschädigung beklagen können. Auch in der Breite geht es uns gut. Wenn ich bei den Olympischen Spielen mit anderen Kollegen aus den verschiedenen Sportarten (Kampfsportarten, Leichtathletik, Gymnastik, Schwimmen) spreche, fällt mir schon auf, dass diese im Vergleich zu uns Tischtennisspielern nicht so viel verdienen. Deshalb kann man sich glücklich schätzen, dass in unserem Sport doch gut bezahlt wird.